Bei einem Pilotprojekt sollen neue Wirtschafts- und Informationssendungen für junge Menschen entstehen.
Der jüngst gegründete Beirat von ProSiebenSat.1 hat in seiner ersten Sitzung ein Pilotprojekt vorgestellt sowie mehrere Kernforderungen an das deutsche Mediensystem beschlossen. Das Pilotprojekt unter dem Titel "Neue Informationssendungen für junge Menschen" will moderne Medienformate entwickeln, die komplexe Themen aus Politik und Wirtschaft verständlich aufbereiten. Dabei soll auch die Vernetzung von Internet, Fernsehen und mobilen Medien berücksichtigt werden. ProSiebenSat.1 beschloss das auf drei Jahre angelegte Projekt auf Anregung des Beirats und finanziert es mit 500.000 Euro. Eingebunden sind eine Journalistenschule und ein Online-Medium.
Dr. Edmund Stoiber, Vorsitzender des Beirats der ProSiebenSat.1 Media AG, über den Beschluss der Sendergruppe: "Die Demokratie lebt davon, dass Medien den Prozess der politischen Willensbildung begleiten. Dabei sind die privaten Sender mit ihrer enormen Reichweite bei jungen Leuten immer wichtigere Multiplikatoren. Ich halte es für sehr verantwortlich und absolut zukunftsgerichtet, dass ProSiebenSat.1 mit seinem Know-How und einem beachtlichen Budget neue Formate entwickeln will. Und auch die Politiker sollten sich öffnen für neue Formen der Politikvermittlung, wenn sie die Wähler von morgen noch erreichen wollen." In den vergangenen Jahren zeigte ProSieben bereits vereinzelt politische Sendungen, darunter «Sido geht wählen» und die «TV total Bundestagswahl».
Neben dem Projekt legte der Beitrat in seiner ersten Sitzung auch medienpolitische Kernforderungen fest. Zunächst fordert er gleiche Rahmenbedingungen für alle Anbieter audiovisueller Inhalte, um den Medienstandort Deutschland zu stärken. Weiterhin will der Beirat die duale Medienordnung weiterentwickeln und Werbung bei öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verbieten: "Werbung und Sponsoring dürfen nur dem privaten Rundfunk erlaubt sein. Das Unternehmen fordert eine Liberalisierung der strikten Werberegulierung." Außerdem wird eine Verbesserung des Urheberrechts angestrebt, um Piraterie entgegenzuwirken.
Ebenfalls soll das Medienkonzentrationsrecht in ein allgemeines Wettbewerbsrecht umgewandelt werden. Das Medienkonzentrationsrecht regelt unter anderem, ab wann ein Massenmedium zu viel Meinungsmacht gewinnt: Bei Sendergruppen wird diese ab einem Marktanteil von 30 Prozent vermutet. Aufgrund des Rechts scheiterte unter anderem im Jahr 2006 die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch die Axel Springer AG.