Rob Vegas

Seifenoper aus dem Heim!

von
Wir schimpfen gern über das Fernsehen. Ansonsten müsste man sich gar nicht erst die Mühe machen in die Tastatur zu hauen. Doch ist es wirklich angemessen?

Fernsehen hat für junge Menschen kaum noch Angebote. Bestenfalls die Serien aus den Staaten locken ein jüngeres Publikum vor die Glotze. Daneben FakeTV, Hartz4-TV und Seifenopern, welche uns einen fast nicht zu erreichenden Lebensstandard vorgaukeln. Jeder ist beim Adel verliebt, hat einen großen Frühstückstisch, frisch gepressten Orangensaft und arbeitet so nebenher in einer Agentur.

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Wirklich erreichen tut uns jüngere Kunden das nicht mehr. Nur warum auch? Die Gesellschaft wird nachweislich älter. Warum also für eine Minderheit Programm erfinden? Auch diese Zuschauer werden älter und schon heute kann ich Carmen Nebel etwas abgewinnen. Diese heile Welt tut manchmal wirklich gut. Sogar den Fernsehgarten schaue ich dann und wann ganz gerne und möchte sogar Florian Silbereisen bei seinen Festen der Volksmusik diese schöne Welt mit guter Laune abkaufen. Selbst bekommt man immerhin kaum noch eine Rente. Da ist das fast wie eine Traumwelt voller bezahlter Hüftgelenke.

So ist es fast gar keine Kritik mehr wert, oder? Alte Menschen lieben das Traumschiff, nützliche Spartipps für die Rente und heile Welt wie aus den 60ern. Roy Black würde heute wieder enorme Quoten einfahren und sollte für die Nachfolge von Thomas Gottschalk ruhig exhumiert werden. Warum Moderatoren wie Frank Elstner nicht in Rente gehen? Weil ihr Publikum mitgewachsen und mitgealtert ist, und somit passt der Mann wunderbar in die Mattscheibe. Doch wie soll ein junger Moderator diese Rentner ansprechen? Fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Vielleicht brauchen wir noch mehr Formate für das Altersheim. Eine Kochshow für das letzte Mahl. Eine Seifenoper aus dem Heim, Reality-TV von der Intensivstation und ein Dschungelcamp für Demenzpatienten. Fürwahr klingt das nun übertrieben und fast gemein, doch die Realität hat das Publikum mit Rentenanspruch vor der Glotze sitzen. Wir tummeln uns derweil im Netz, auf YouTube, kaufen gerade DVD-Boxen im MediaMarkt und informieren uns über kommende Kinofilme gleich in Amerika.

Mit uns lässt sich da auch kein großes Geld verdienen. Bestenfalls mit der Jüngerschaft von Bohlen. Die kann man noch zum SMS-Voting abzocken. Doch der Rest? Fehlanzeige. Wir machen uns bestenfalls auf Twitter über das Fernsehen lustig. Wer macht Rekordgewinne bei den Homeshopping-Sendern möglich? Wie kann ein Harald Glööckler überhaupt bekannt und reich werden? Weil die Muttis und Omis ihn schauen und kaufen.

Vielleicht wird das Medium Fernsehen auf Dauer gesehen einfach das Medium für unsere älteren Mitbürger. Eine eigene Welt, fernab von Kreativität und Jugend. Und falls dort doch ein Highlight stattfindet? Eine seltende Sternstunde der Unterhaltung? Die schauen wir uns dann in drei Minuten auf YouTube an. Läuft.

Ihr

Rob Vegas

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