Die Kritiker

«Weihnachtsengel küsst man nicht»

von
Story
Das Model Lina hat es wahrlich nicht leicht: Ihr Freund schafft es einfach nicht, seiner Noch-Ehefrau den Laufpass zu geben und die Modeljobs, die Agenturchefin und Freundin Nettie an Land zieht, sind auch nicht das Wahre. Ein neues Shooting versetzt Lina in die Berge – zum Posen mit einem Bauern und einem Rentier. Doch das Schicksal setzt noch einen drauf und versagt es der jungen Frau, nach dem Auftrag nach Hause zu fahren. Durch ein Missgeschick muss Lina auf halber Strecke umkehren und fährt sich im Schnee fest.

Nach anfänglicher Skepsis nimmt Lina das Angebot des eben noch so unsympathischen Rudi an, die Nacht bei ihm zu verbringen. Das gefällt ihrem Freund natürlich überhaupt nicht. Um seine Freundin zurückzugewinnen, spendiert er ihr einen Weihnachtsurlaub auf Barbados und ein Vorsingen bei einem Musical. Doch Lina weiß plötzlich gar nicht mehr, ob sie das alles wirklich noch möchte…

Darsteller


Silke Bodenbender («Die Stunde des Wolfes») ist Lina Singer
Alwara Höfels («Blutzbrüdaz») ist Nettie
Simon Schwarz («Die Mutprobe») ist Rudi Bärchinger
Merab Ninidze («Der Kameramörder») ist Alex
Jürgen Maurer («Das Wunder von Kärnten») ist Manfred

Kritik
Viel falsch machen kann man als Fernsehsender sicher nicht, wenn man kurz vor dem Weihnachtsfest leichte Filme mit ein bisschen Liebe in die heimischen Wohnzimmer schickt. So darf auch Michael Kreihsls («Alle sieben Wellen») seichter, unspektakulärer Weihnachtsfilm zum Jahresende noch einmal einen Hauch von Kitsch und Herzenswärme an den Zuschauer bringen.

Gemütlich mit Gebäck und Tee auf der Couch eignet sich «Weihnachtsengel küsst man nicht» wohl am ehesten für Singles, die Weihnachten alleine feiern müssen. Das Gezeigte kennen wir nur zu gut aus unzähligen Hollywood-Romanzen oder anderen schnulzigen Liebesfilmen. Auch Regisseur Kreihsl sieht in einem altbekannten Erfolgsrezept keinen Grund zur Änderung und spult seine Version eines Pärchen-wechsel-Dich-Spiels ohne jegliche Anzeichen von Aufregung solide ab.

Natürlich ist von Anfang an klar, wie die Geschichte enden wird. Und natürlich ist auch klar, dass es um diese eigentlich nur nebensächlich geht. Diejenigen, die mit schwülwarmen Liebesfilmchen sowieso noch nie was anfangen konnten, werden auch diesmal nicht vor dem Fernsehgerät zu halten sein. Zu lahm sind die Slapstickeinlagen und der Humor zu platt, das Prozedere über alle Grenzen hinaus bekannt. Die Anderen dürften sich an ein bisschen Herzenswärme und romantischem Weihnachtsfeeling im Schnee durchaus erfreuen.

Einen Pluspunkt können auch die Schauspieler verbuchen. Bei der Darstellerriege rund um Hauptperson Lina Singer alias Silke Bodenbender ist zwar in Sachen Acting noch eine ganze Portion Luft nach oben, aber die Charaktere wirken sympathisch und mitunter ein wenig verpeilt, was das Ganze ein wenig humorvoller bereitet. Ob die eben noch so taffe Agenturchefin oder das auf einen Mann versteifte Model in einer so kurzen Zeit tatsächlich einem Anderen erliegen würden, darf jeder für sich selbst entscheiden. Die Glaubwürdigkeit steht bei den «Weihnachtsengeln» ohnehin nicht im Mittelpunkt. Dass machen dann auch die Szenen der Photoshootings deutlich, in denen selbst Laien erkennen dürften, dass ein professioneller Fotograf vielleicht ein wenig anders arbeiten würde.

Bei all dem Gefühlschaos, das Regisseur Kreihsl in seinem Film auf den Zuschauer loslässt, gibt es leider wenige Szenen, die das Treiben eine deutliche Spur schmälern. Wenn zum Beispiel unsere Hauptrolle vorsingt, um eine Musicalrolle zu ergattern, schlägt die große Langeweile zu. Gefühlte fünf Minuten trällert Lina ihr Lied. Ohne einfallsreiche Kameraeinstellungen, ohne wirkliche Emotionen zu erzeugen. Hier laufen wir durchaus Gefahr, für einen Moment die Augen zu schließen. Und das könnte fatale Folgen haben.

Altbewährte Geschichte routiniert umgesetzt ist das Motto von «Weihnachtsengel küsst man nicht». Für das besinnliche Fest der Liebe und ein wenig Kitsch im Wohnzimmer ist das in Ordnung. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.

Das ZDF strahlt «Weihnachtsengel küsst man nicht» am Montag, den 19. Dezember, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/53848
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