Nicht alle Stars konnten sich nach ihrem Oscar-Gewinn weiter im Geschäft behaupten.
Wenn ein Schauspieler erst einmal den Academy Award gewonnen hat, ist ihm sein Status in Hollywood sicher. Größeres Ansehen. Höhere Gagen. Mehr Mitspracherecht bei den Projekten seiner Wahl. Einmal im Filmolymp angelangt, ist die Karriere ein Genuss. So heißt es.
Doch in der so genannten Traumfabrik läuft es längst nicht so traumhaft ab. Wer erstmal einen Oscar gewinnt, genießt eine wesentlich dramatischere Fallhöhe. Academy-Award-Gewinner müssen hart daran arbeiten, an der Spitze Hollywoods zu bleiben. Manche tun dies, und stürzen dennoch wieder ab. Als Gegengift zur glamourösen Oscar-Berichterstattung, die derzeit allerorten zu finden ist, gibt es hier eine Auswahl an Oscar-Preisträgern, die sich nicht halten konnten:
Cuba Gooding junior erhielt 1997 für das Sportdrama «Jerry Maguire» einen Oscar als bester Nebendarsteller. Kurz darauf war er in einer kleineren Rolle in der Tragikomödie «Besser geht's nicht» zu sehen und erhielt Lob für seine Performance im Kritiker entzweienden «Hinter dem Horizont» mit Robin Williams. Sein erster Versuch an einer größeren Rolle war die des Anthony Hopkins behandelnden Psychiaters im Thriller «Instinkt», der weitestgehend negativ aufgenommen wurde. Nach dem Drama «Men of Honor», für das Gooding junior noch Nominierungen für ein paar kleinere Auszeichnungen erhielt, fiel der Schauspieler konstant ab. In Michael Bays «Pearl Harbor» empfanden ihn Kritiker als dramatisch unterbenutzt und mit einer Schar an schlechten Komödien («Snow Dogs», «Boat Trip», «The Fighting Temptations») demolierte er kurz nach der Jahrhundertwende sein Image als ernstzunehmender Schauspieler. Die Rollenangebote ließen nach, so dass Gooding junior 2007 in den besonders anstrengenden Komödien «Norbit» und «Der Kindergarten Daddy 2» auftreten musste, worauf zahlreiche Direct-to-Video-Projekte folgten. Anfang dieses Jahres kehrte er in der George-Lucas-Produktion «Red Tails» in einer Hauptrolle auf die Leinwand zurück, wo er allerdings die zweite Geige neben den Schauwerten spielte.
Adrien Brody ist nach seiner Oscar-Krönung für seine Hauptrolle im Holocaust-Drama «Der Pianist» nicht so tief gefallen, wie Gooding junior. Allerdings markiert der Academy Award den Zenit von Brodys anfangs so steilem Karriereverlauf. Nach winzigen Leinwandauftritten wie dem als einer der Kameramänner in «Natural Born Killers» zog er mit «Der schmale Grat», dem Indie-Drama «Restaurant» und «Summer of Sam» die Aufmerksamkeit zahlreicher Filmliebhaber auf sich. 2002 sollte «Der Pianist» aber nicht zu Brodys Aufstieg in die Oberliga Hollywoods sein, sondern eher sein kurzzeitiger Ausflug dorthin. Brody hatte bei der Wahl seiner Nachfolgeprojekte zunächst eine Pechsträhne: Das Mystery-Musical-Comedydrama «The Singing Detective» und M. Night Shyamalans «The Village» waren außerordentlich ambitionierte Projekte, die vom Publikum ebenso energisch abgelehnt wurden. In «King Kong» wiederum konnte Brody nicht gegen den eindrucksvoll verwirklichten Titelhelden anspielen und seine Darbietung als Privatdetektiv in «Die Hollywood-Verschwörung» wurde von Ben Afflecks beeindruckendem Comeback an den Rand gedrängt. Seither ist Brody wieder vermehrt in Indie-Produktionen zu sehen, unterbrochen von kuriosen Besetzungen in größeren Produktionen, wie etwa «Predators», wo Brody praktisch als Arnold-Schwarzenegger-Ersatz fungierte. Brodys beste Leistung seit seinem Oscargewinn dürfte sein wiederum sein urkomischer Miniauftritt in «Midnight in Paris» sein.
Mira Sorvino erhielt den Oscar sehr früh im Laufe ihrer Karriere: Drei Jahre nach ihrem ersten Fernsehauftritt folgte schon ihre Darbietung in Woody Allens «Geliebte Aphrodite», für den die Harvard-Absolventin als beste Nebendarstellerin gewann. Zwei Jahre später machte sie zumindest in den USA erneut von sich reden, und zwar als eine Hälfte des Titelduos in der Komödie «Romy und Michele». Der Film war einer der Überraschungshits des Jahres 1997 und vom Indiehit «Summer of Sam» abgesehen auch der letzte Kinoerfolg mit Sorvino.
Halle Berry war nach ihrem Sieg für «Monster's Ball» aus dem Jahr 2001 zunächst dick im Geschäft: Die «X-Men»-Filme und der James-Bond-Streifen «Stirb an einem anderen Tag» sicherten ihr große Blockbuster-Gagen, während der Psychothriller «Gothika» weitestgehend verrissen wurde, Berrys Schauspielkünsten jedoch weiterhin großes Kritikerlob einbrachte. 2004 kam «Catwoman». Der einzige respektierte Kinofilm, den Berry seither drehte ist «Eine neue Chance» von 2007, und der kam kurz vor dem hanebüchenen Thriller «Verführung einer Fremden» in die Kinos. Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen, und von Berrys einst so blumig umschriebenen Star-Appeal ist nichts mehr zu spüren.
Ein Schauspieler, dem die Rückkehr zu früheren Höhen gelingen könnte, ist Kevin Costner. Auf den Oscar-Gewinner «Der mit dem Wolf tanzt» und Kassenschlager wie «Robin Hood» und «Bodyguard» folgten derbe Flops wie «Waterworld», «Postman» und «Im Zeichen der Libelle», woraufhin Costner deutlich seltener im Kino zu sehen war. Im Drama «Company Men» bewies er erst kürzlich, dass er noch immer ein talentierter Schauspieler ist, und beinahe hätte er eine Rolle in Quentin Tarantinos anstehendem Western «Django Unchained» übernehmen können. Jedoch musst Costner aus Terminproblemen absagen. Mit dem neuen Superman-Film und der TV-Serie «Hatfields & McCoys» hat er jedoch noch zwei weitere viel versprechende Projekte auf der Hand.