Ist sie wieder da, die Krise der deutschen Serie? «Danni Lowinski» läuft schwach wie nie, RTL zog den Stecker bei «Countdown» und «Die Draufgänger». Eine Branche bangt.
Spätestens seit dieser Woche wird in der Branche wieder über die deutsche Serie diskutiert. Ein Genre, das sich eigentlich im Aufwind befand. Drei Formate bei RTL, dazu drei Piloten im vergangenen Jahr. Zwei erfolgreiche Serien in Sat.1, 2012 sollen vier weitere hinzukommen. Doch 2012 war bisher kein gutes Jahr für die Produzentenlandschaft. Im Privatfernsehen geht es mit Serien aus Deutschland wieder bergab. Aktuell ist es einzig «Der letzte Bulle», der die Fahne noch hoch hält. Die angelaufene dritte Staffel kommt bisher auf 15,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Somit läuft es leicht schlechter als während Staffel zwei, die auf großartige 16,7 Prozent kam. Ansonsten wird eher Trübsal geblasen.
«Danni Lowinski» fuhr in den zurückliegenden Wochen jeweils neue Negativrekorde ein und lag nun am Montag erstmals nur noch auf Senderschnitt, RTL musste seine beiden deutschen Serien «Die Draufgänger» und «Countdown» wegen Marktanteilen weit unter Normal-Niveau eine Folge vor dem Ende der jeweiligen Staffeln kappen – die entsprechenden Episoden liefen nachts. Am Montag dann bestätigte RTL gegenüber Quotenmeter.de, dass keine neuen Folgen geordert werden.
Und somit bleibt relativ wenig übrig. Dass deutsche Fiktion nicht zwangsläufig punktet, wurde schon Ende vergangenen Jahres klar. Die RTL-Piloten «World Express» und «Die Trixxer» wurden nicht in Serie geschickt, nachdem das Publikumsinteresse mit 14,0 und 15,1 Prozent in der Zielgruppe recht überschaubar ausgefallen war. So bleibt RTL beispielsweise nur noch der Allzeit-Renner «Alarm für Cobra 11» und das ebenfalls im Herbst getestete «IK1 – Touristen in Gefahr», von dem derzeit aber nur eine vier Folgen umfassende erste Staffel gedreht wird. Die Auftaktquote lag mit 17,1 Prozent der Werberelevanten im ordentlichen, aber nicht ganz einwandfreien Bereich.
So wird es also wieder eng: Woran aber liegt es, dass die deutsche Serie derzeit schwächelt, wo doch auch kein neuerlicher Boom in Sachen US-Serien zu erkennen ist? Möglicherweise liegt es wirklich an den Formaten selbst, denn starke Produktionen wie beispielsweise «Der letzte Bulle» beweisen, dass keine grundsätzliche Ablehnung wie vor fünf oder sechs Jahren vorhanden ist. Vielmehr scheint es darum zu gehen, dass neue Formate wie «Die Draufgänger» (Foto) schlicht am Publikumsgeschmack vorbeiproduziert wurden und sich Serien im dritten Jahr («Danni Lowinski», «Countdown») schwer tun.
In beiden Fällen war die Kritik zu hören, dass sich die Serien und Figuren zu wenig weiterentwickeln würden. Das ist bei Formaten mit „Fall der Woche“-Prinzip nicht ganz einfach, denn jede Weiterentwicklung birgt schlicht das Risiko, vom Grundkern der Serie abzurücken. Und verlässt man den, kann dies negative Auswirkungen auf eben die Quote haben. Die Macher vom «letzten Bullen» haben hier einiges richtig gemacht und sorgten zu Beginn von Staffel drei durch zwei neue Figuren für mächtig frischen Wind, ohne viele Zuschauer zu vergraulen.
Noch wäre es sicherlich verfrüht von einer neuerlichen Krise der deutschen Serie zu sprechen; noch wäre es auch verfrüht, konkret «Danni Lowinski» Quotentroubel unterstellen zu wollen. Aber: Je früher die Macher und die Branche aufmerksam gemacht werden, desto eher können sie reagieren. Es muss wieder in die Richtung gehen, die 2008 und 2009 eingeschlagen wurde. Hin zu originellen, einmaligen und recht deutschen Stoffen. Genau das boten nämlich «Die Draufgänger», aber auch gefloppte Piloten wie «Die Trixxer» und Co. nicht. Betrachtet man, was Sat.1 für 2012 noch in der Pipeline hat (unter anderem «Die Docs») kann man aber vermuten, dass dieser Rat nicht befolgt wird.