Am Mittwochabend startete die fünfte Staffel der Tanzshow «Let's Dance». Ein überzeugender Auftakt? Quotenmeter.de hat hingeschaut.
Seit 2006 gibt es «Let's Dance» inzwischen im deutschen Fernsehen, doch nie zuvor tanzten so viele Prominente in der Show wie an diesem Mittwoch: Gleich 12 Paare aus mehr oder minder bekannten TV-Gesichtern und professionellen Tänzern präsentierten sich vor einem Millionenpublikum. Und auch in der Jury gab es eine Veränderung: Die Vorjahressiegerin Maite Kelly durfte erstmals das Können anderer bewerten, sie nahm den Platz des Modedesigners Harald Glööckler ein, der damit zunächst einmal keine weiteren Glamourkronen mehr verteilen darf. Nach dem Erfolg der vergangenen Staffel änderte man allerdings weder etwas am Moderatorenduo, noch am Sendeplatz. Diese kleinen und wohldosierten Änderungen zahlten sich ebenso aus wie die vergleichsweise kurze Sendezeit, denn die Premierenfolge der neuen Staffel entpuppte sich als sehr unterhaltsames und kurzweiliges Stück Fernsehunterhaltung mit Niveau.
Doch am Anfang der Sendung schockt Moderatorin Sylvie van der Vaart die Zuschauer erst einmal mit der Ankündigung, inzwischen die deutsche Höflichkeitsform gelernt zu haben. Ihr Lernerfolg hält sich, wie man bereits wenige Minuten später merkt, in der Praxis jedoch in recht bescheidenen Grenzen. Wie bereits in der vierten Staffel werden ihre Anmoderationen für jeden Germanistikprofessor zu einem harten Martyrium, wenngleich sie für die Zuschauer und insbesondere für Kollege Daniel Hartwich durchaus einen gewissen Unterhaltungswert besitzen. Dieser amüsiert sich prächtig über die Aussage, dass Silvie Patrick Bachs "größtester Fan" sei und schaut zweideutig in die Kamera, wenn sie Patrick Lindner als einen "so warmen Mann" bezeichnet. Darüber hinaus macht Hartwich auch dann einen lockeren und spontanen Eindruck, wenn die Holländerin dann doch mal einen Satz ohne groben grammatikalischen Schnitzer über ihre Lippen bringt. Sein bösester und zugleich bester Spruch dieser Folge richtet sich ohnehin nicht an einen Anwesenden, sondern an den Ex-Präsidenten Christian Wulff, zu dessen Zapfenstreich sich seiner Aussage nach viele den Song "F*ck You" von Cee Lo Green gewünscht hätten.
Sehr gut zusammengesetzt ist in diesem Jahr auch wieder die Jury, die wie gewohnt überwiegend kompetent die Leistungen der prominenten Paare bewertet, dabei allerdings nie vergisst, dass «Let's Dance» eine Unterhaltungssendung ist. Hinsichtlich Kompetenz muss man bei Maite Kelly allerdings ebenso Abstriche machen wie bei Harald Glööckler, was man ihren oftmals recht inhaltsleeren Kommentaren entnehmen kann. Sie bietet deutlich weniger Reibungspunkte für das Jury-Urgestein Joachim Llambi als ihr Vorgänger, drängt sich allerdings auch weniger in den Mittelpunkt als der extravagante Modedesigner es zuletzt tat. Bei der Punktevergabe zeigt sie auch, dass sie trotz weniger fachlicher Kommentare durchaus zwischen den Leistungen zu differenzieren weiß und ihre Skala nicht erst in der oberen Punktehälfte beginnt. Wirkliche Konflikte innerhalb der Jury bleiben an diesem Tag noch weitgehend aus, nur Motzi Mabuse und Llambi necken sich schon einmal ein wenig.
Dabei sind die ersten Tanzauftritte der prominenten Paare in der ersten Sendung noch kein wirklicher Augenschmaus für Liebhaber. Einige Paare liefern eine solide Leistung beim Cha-Cha-Cha oder Langsamen Walzer ab, doch wirklich überragend gute Performances bekommt der Zuschauer noch nicht zu sehen – auch nicht von der im Vorfeld als Favoritin gehandelten Turnerin Magdalena Brzeska, die sich am Ende nur auf Platz 5 im Jury-Ranking wiederfindet. Dafür fallen jedoch immerhin vier Prominente durch sehr bescheidene Leistungen auf. Der obligatorische «DSDS»-Teilnehmer Ardian Bujupi macht zwar durchaus schwungvolle Bewegungen, hält sich jedoch nur sehr bedingt an die eigentlichen Tanzschritte. Ex-Diskuswerfer Lars Riedel überragt seine Partnerin um fast einen halben Meter und wirkt etwas hilflos, während Gitte Haenning mit "Slapstick" (Llambi) überrascht. Den Tiefpunkt markiert allerdings Erfolgsproduzent Uwe Fahrenkrog-Petersen, bei dessen Performance auch Roman Frieling konstatiert, dass dies "nichts mit Tanzen zu tun" habe. Das stimmt, witzig anzuschauen ist das steife Gestampfe allerdings trotzdem.
Den emotionalen Höhepunkt hebt sich RTL allerdings bis zum Schluss auf, als die blinde Sängerin Joana Zimmer erstmals auf die Bühne tritt und eine gute Figur bei ihrem Walzer abgibt. Hier kommen Maite Kelly fast die Tränen und als Zuschauer fragt man sich in diesen Sekunden unweigerlich: 'Ist das echt?' Oder versucht der Kölner Privatsender hier einmal mehr, ein Schicksal zu inszenieren, wie er es ja nur allzu gerne tut? Davon abgesehen hält man sich allerdings wohltuend zurück mit derartigen inszenatorischen Mitteln und konzentriert sich auf das Tanzen und dessen Bewertung. Dies liegt auch daran, dass gleich zwölf Auftritte in zwei Stunden Platz haben müssen und somit gar kein wirklicher Platz für Nebensächlichkeiten bleibt. Sogar der obligatorische Einspieler zu jedem Kandidaten dauert jeweils nur gut eine Minute. Traditionell fix geht dann auch die Verkündung der Zuschauerentscheidung vonstatten, die wenig überraschend mit Fahrenkrog-Petersens Aus endet.
Für die elf anderen Prominenten geht allerdings die Reise zunächst einmal weiter in einer Sendung, die auch in der fünften Staffel noch Spaß macht und zumindest nicht überdeutlich an Unterhaltungswert oder Niveau einbüßen muss. Am deutlichsten fällt der Qualitätsverlust noch beim Moderatorenduo aus, denn Sylvie van der Vaart ist weiterhin kein adäquater Ersatz für Nazan Eckes und auch Daniel Hartwich kommt nicht ganz an Hape Kerkeling heran, der in den ersten Staffeln noch mit wesentlich feingeistigerem Humor überzeugte. Auch ist es schade, dass wie bei «DSDS» inzwischen keine Live-Band mehr zu sehen ist. Wer mit all dem leben kann und am Mittwochabend noch nach einer gut gemachten Show sucht, der wird in den kommenden Wochen gewiss noch seine Freude an «Let's Dance» haben. Und vielleicht erlebt er dann auch noch den Tag, an dem Sylvie ihren ersten fehlerfreien deutschen Satz über die Lippen bringt.