Hingeschaut

«Das perfekte Model» oder: Die pure Langeweile

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Am Dienstagabend endete das Modelcasting auf VOX vor gewohnt wenig Zuschauern. Warum die meisten alles richtig machten...

Seit einigen Wochen kann ProSieben am Donnerstag wieder strahlen, denn «Germany's Next Topmodel» beschert dem Privatsender Einschaltquoten, die noch immer weit über dem Senderschnitt liegen. Mit einem ähnlichen Konzept wollte auch VOX einen Erfolg landen, doch «Das perfekte Model» entpuppte sich schnell als Ladenhüter. Mit nur gut einer Million Zuschauer waren meist noch nicht einmal sieben Prozent in der werberelevanten Zielgruppe zu holen, obwohl man mit Eva Padberg ebenfalls ein sehr prominentes Model für das Format gewinnen konnte. Mit der letzten von acht Folgen endete an diesem Dienstag das Quotenmalheur erneut mit einer sehr geringen Resonanz. Dieser Misserfolg ist nur allzu verständlich, denn die zwei Stunden Sendezeit waren zäher als Kaugummi.

Bereits zu Beginn der "großen" Finalshow offenbart sich, wie schlicht das ganze Format gehalten worden ist. Der bei VOX zuletzt überpräsente Jochen Schropp begrüßt das Publikum aus einem sehr kleinen und stark verwinkelten Studio, bei dem sich wohl nur die wenigsten Menschen über das Privileg freuen durften, einen guten Blick auf das komplette Geschehen zu haben - und das trotz der sehr geringen Anzahl an Zuschauern. Zu diesen im besonderen Maße Privilegierten gehören die beiden Coaches, die immerhin den kompletten Laufsteg in Sichtweite haben, ansonsten allerdings nur auf einem ganz gewöhnlichen Stuhl Platz nehmen dürfen. Die klumsche Inszenierung fehlt hier komplett, was sicherlich weniger mühsam und übertrieben, allerdings in diesem Ausmaß fast schon kümmerlich wirkt.

Die vier Finalistinnen müssen sich in einigen durchaus angemessenen Aufgaben vor international erfahrenen Juroren beweisen, die für die Leistungen der Kandidatinnen bis zu fünf Punkte vergeben können. Zwei dieser Aufgaben bestehen schlicht aus einem Catwalk vor Michael Michalski und dem Designerduo The Blonds, darüber hinaus werden Fotos einer Garnier-Kampagne sowie ein eigens von den Titelanwärterinnen zusammengestelltes Outfit bewertet. Obwohl auch hier keine wirkliche Spannung aufkommen mag und die jeweiligen Einspielfilme etwas zu viel Zeit in Anspruch nehmen, ist hier die Sendung noch mit am besten, da dies professionell und für eine Modelkarriere förderlich wirkt. Auf sinnfreie Challenges, bei denen sich Mädchen mit einem Affen abblitzen lassen oder über einem Swimming-Pool balancieren, verzichtet die Sendung ebenso wie auf inszenierte Zickenkriege. Zudem verläuft die Bewertung der Fachmänner seriös und ausführlich, ohne Diskreditierung.

Der wichtigste Bestandteil einer Unterhaltungssendung wird jedoch über die kompletten zwei Stunden sträflich vernachlässigt: die Unterhaltung. Das karge Studio mit dem Charme eines verlassenen Parkhauses wäre unter Umständen noch akzeptabel gewesen, hätten die Verantwortlichen dieser Sendung ihren Zuschauern durch inszenatorische Mittel irgendwie vermitteln können, dass hier nicht nach der Miss Hintertupfingen, sondern nach einer in der Zukunft international anerkannten Person gesucht wird. Doch alles wirkt letztendlich träge, unspektakulär und schlicht bedeutungslos. Die Coaches bleiben unscheinbar, da sie kaum eine Rolle spielen, Jochen Schropp ist in seiner Rolle erneut unterfordert und die meisten Einspieler wirken wenig inspiriert. Immerhin bei der Garnier-Kampagne oder dem Einkaufsbummel durch Barcelona gelingt es mal für kurze Zeit, den Unterhaltungsfaktor zu steigern. Für zwei Stunden ist dies aber leider viel zu wenig, um ein Publikum bei der Stange zu halten.

Letztendlich ist es den Machern zugute zu halten, dass sie auf dramatische Inszenierungen, Zickenkriege und sonstige Nebensächlichkeiten verzichtet haben und ein vergleichsweise seriöses Modelcasting auf die Beine stellen wollten. Doch gerade das Finale wirkt im Vergleich zur großen Show mit hohem Glamour-Faktor bei «Germany's Next Topmodel» geradezu kümmerlich und bedeutungslos. Ähnlich wie bei der Musiksendung «Unser Star für Baku» verwechseln die Macher hier Seriosität mit purer Langeweile und bieten ein viel zu zurückhaltendes Format an, dem sogar noch eine ansehnliche Kulisse fehlt. In dieser Ausrichtung ist die Sendung höchstens für kleine Spartensender geeignet, während sich das Millionenpublikum verständlicherweise nach besseren Alternativen umschaut. Auch wirklich revolutionäre Ideen fehlen «Das perfekte Model», letztendlich ähnelt das eigentliche Prozedere eben doch dem großen Vorbild auf ProSieben. Somit kann man diesem Finale bestenfalls noch ein "nett gemeint" attestieren, während Interessenten von seriösen, unterhaltsamen und neuartigen Modelcastings nach wie vor in die Röhre schauen.

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