Vergangene Woche wurde die amerikanische Sitcom «Two and a Half Men» von CBS noch nicht verlängert. Der Grund: In 2012 läuft das Format so schlecht wie selten. Das liegt aber nicht nur an der Serie selbst…
Man befindet sich wegen einer neuen Staffel weiter in Gesprächen mit den Machern von «Two and a Half Men» und natürlich auch mit dem neuen Hauptdarsteller Ashton Kutcher. Dieser hatte in der erfolgreichen CBS-Sitcom im September die Hauptrolle übernommen, nachdem Charlie Sheen wegen einer Pöbelattacke und einem ausschweifendem Lebensstil nicht mehr gewollt wurde. Die Tatsache, dass sich die Serie aktuell nicht unter den 18 Formaten des Senders befindet, die schon für die Saison 2012/2013 bestätigt sind, darf durchaus überraschen. Produzent und Erfinder Chuck Lorre gibt sich dieser Tage gelassen und betonte, dass es doch sehr selten ist, dass eine Top10-Show nicht verlängert wird. Damit mag er recht haben und alles andere als eine Fortsetzung mit Staffel zehn wäre in den USA auch eine faustdicke Überraschung.
Aber: Die Macher können nicht über ein Problem hinwegtäuschen. Seit 2012 ist doch der Wurm drin. Das belegen einige Fakten. Zwar ist der bisherige Staffelschnitt mit 16,19 Millionen noch immer der zweithöchste – nur Staffel zwei kam mit 16,45 Millionen auf einen besseren Wert – doch dieses Ergebnis ist hauptsächlich den extrem starken ersten Folgen zu verdanken. Fast 29 Millionen sahen immerhin den Einstand von Ashton Kutcher in der Serie, auch die zweite Folge holte noch etwas mehr als 20 Millionen Amerikaner vor die TV-Geräte.
Deshalb verzerrt der Staffelschnitt das Bild doch ein wenig. Denn: Betrachtet man nur die letzten neun Folgen, dann befindet sich die Staffel unterhalb des Schnitts von Staffel acht, seit acht Folgen liegt man auch unter dem Schnitt der Staffeln sechs und sieben. Fünf der letzten sechs Folgen werden unter den zehn bisher am wenigsten gesehen Episoden aller 196 gelistet. Den Tiefpunkt der Staffel erreichte die Serie von Chuck Lorre gerade diese Woche: Nur noch 11,47 Millionen Menschen sahen zu, die niedrigste Reichweite seit dem Staffelfinale aus Season vier, das damals nur auf knapp mehr als zehn Millionen kam. Übrigens stellte bereits die vorletzte neue Folge (gezeigt Mitte Februar) einen traurigen Rekord auf: Sie war auch schon die am wenigsten gesehene Episode seit Ende der vierten Staffel.
Zudem liefen alle Folgen der achten Staffel, also der letzten Staffel mit Charlie Sheen, besser als die letzten sieben Folgen der aktuellen Runde mit Ashton Kutcher. Der Trend zeigt also nach unten. Es ist nicht zu verschweigen, dass «Two and a Half Men» in diesen Tagen an Strahlkraft verliert – allerdings darf ein Faktor nicht vergessen werden. Erstmals bekommt die Serie kräftigen Gegenwind von NBCs «The Voice», das zeitgleich teilweise auf 16 Prozent Marktanteil der Jungen kommt. NBC hat seine Beliebtheit auf dem Sendeplatz mehr als verdoppelt. Auch die sonst so erfolgreiche Tanzshow «Dancing with the Stars» (ABC) bekommt das zu spüren und startete diese Woche über 30 Prozent schwächer als sonst.
Der Montag ist in den USA in diesen Wochen hart umkämpft. Und dennoch dürfte das Zögern von CBS mit den aktuellen Werten zusammenhängen. Der Sender hat die Trümpfe in der Hand. Möglicherweise geht es durchaus um die inhaltliche Ausrichtung der Sitcom, wollen doch die Kreativen künftig auf das Sheen-typische „Dummchen der Woche“ verzichten und sich eher auf wirkliche Beziehungsprobleme konzentrieren. Dass das von den Amerikanern nicht so gut angenommen wird, ist an den aktuellen Reichweiten festzustellen. Und letztlich geht es natürlich auch wieder darum, wer in der oder den kommenden Staffeln wie viel Geld bekommt. Und da hat das Produktionsstudio Warner Bros. auf Grund der Leistung in 2012 wenige Argumente, sehr viel mehr zu fordern.