Story
Es ist Nacht. Die sonst eher ruhige und beschauliche Straße mit Einfamilienhäusern ist in Blaulicht getaucht. Hauptkommissar Herzog geht auf ein Haus zu, dessen Tür gerade akribisch von Beamten der Spurensicherung untersucht wird. In der Nähe der Eingangstür liegt eine männliche Leiche - offensichtlich wurde das Opfer durch einen aufgesetzten Schuss getötet. Die Tatsache, dass die Haustür nach ersten Erkenntnissen der Spurensicherung nicht manipuliert wurde, lässt für Riedmann nur einen Schluss zu: Das Opfer, der 57-jährige Psychiater Maximilian Kolberg, hatte seinem Mörder selber die Tür geöffnet.
Hauptkommissar Herzog und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Kolberg arbeitete hauptsächlich als Gutachter bei Gericht. Wie seine Sprechstundenhilfe zu berichten weiß, hatte Kolberg vor seinem Tod immer wieder Drohanrufe erhalten. Herzog ist sich sicher, dass das Motiv für den Mord mit der beruflichen Tätigkeit des Opfers zusammenhängt. Zuletzt hatte Kolberg dafür gesorgt, dass Thomas Ottinger, ein zweifacher Mörder, anstelle einer Haftentlassung weiter hinter Gittern blieb. Als sich im Zuge der Ermittlungen herausstellt, dass dieser vor wenigen Tagen aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, setzen Herzog und seine Kollegen alles daran, den Flüchtigen schnellstmöglich aufzuspüren. Doch auch Herbert Rühle hätte allen Grund gehabt, den Psychiater abgrundtief zu hassen. In einem spektakulären Prozess hatte dieser Rühles Tochter Franka volle Schuldfähigkeit attestiert, woraufhin die junge Frau zu zwölf Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt wurde. Da Franka Rühle bis zum Ende des Prozesses, in dem auch Riedmann ausgesagt hatte, ihre Unschuld beteuerte, vermutet ihr Vater eine Verschwörung gegen seine Tochter. Den Mord an Kolberg streitet Rühle jedoch vehement ab, angeblich habe er sogar ein Alibi für die Tatzeit. Als Werner Riedmann plötzlich spurlos verschwindet, erfährt der Fall eine entscheidende Wendung. Von nun an beginnt für Hauptkommissar Herzog und seine Kollegen ein Wettlauf gegen die Zeit.
Darsteller
Walter Kreye («Bermuda-Dreieck Nordsee») als Hauptkommissar Rolf Herzog
Michael Ande («Fußballtrainer Wulff») als Gerd Heymann
Pierre Sanoussi-Bliss («Das Superweib») als Axel Richter
Markus Böttcher («Fremde Freundin») als Werner Riedmann
Ulf J. Söhmisch («Ich schenk' dir einen Seitensprung») als Polizeiarzt
Sylvester Groth («Mein Leben und ich») als Herbert Rühle
Karoline Schuch («Der letzte Bulle») als Franka Rühle
Kritik
Auch die neue Folge des «Alten», bei der Ulrich Zrenner Regie führte, kämpft mit den üblichen Problemen, mit denen die Serie schon seit Jahren hadert. Denn der Fall ist auch in dieser Woche wieder ein recht einfacher, bei dem Drehbuchautor Robert Hummel die Plantings in gewohnter Weise sehr plump setzt und zu allem Übel die Whodunnit-Frage schon bei etwa der Hälfte auflöst, wodurch sich auch das kleine bisschen Spannung, das man mühselig aufzubauen versucht hat, endgültig und unwiederbringlich in Luft auslöst. Da hilft es auch nichts, wenn der Waffen schwingende Irre zuerst den Ermittler Werner Riedmann als Geisel nimmt und dann den Revolver auf seine einzige Tochter richtet. Denn die Gesetze der behäbigen ZDF-Dramaturgie erlauben nicht, dass einer der beiden zu Schaden kommen könnte.
Spannung kann hier also gar nicht entstehen, denn die üblichen Plotversatzstücke sind nicht im Stande, auch nur halbwegs zu fesseln. Leider findet man auch nichts anderes, das einen vor dem Bildschirm halten könnte. Die Episodenrollen sind furchtbar berechnend entworfen, kommen nahezu gänzlich ohne Individualität oder Eigenleben aus. Kein Wunder, dass man den Handlungsverlauf mühelos antizipieren kann, der dann in der standesgemäßen Verhaftung des Täters kulminiert.
Was «Der Alte» mittlerweile liefert, ist gänzlich unambitioniertes Fernsehen, das ohne nennenswerte Twists oder Wendungen nach den immer gleichen Schemata erzählt wird. Und irgendwann läuft sich wohl jedes Format einmal tot. Nach dreißig Jahren Dienstzeit im ZDF (und ein ZDF-Jahr sind schließlich sieben Menschenjahre) wäre es doch einmal an der Zeit, über eine Pensionierung nachzudenken. Bitte.
Das ZDF strahlt die 39. Staffel von «Der Alte» am Freitag, den 23. März 2012, um 20.15 Uhr aus.