Hingeschaut

Und wieder ein Geschlechterkampf...

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Mit einem wenig neuartigen Konzept zog RTL am Freitagabend in den Quotenkampf. Immerhin wurde man aber solide unterhalten.

Geschlechterduelle sind im deutschen Fernsehen nun wahrlich keine Neuheit. Mit «Typisch Frau - Typisch Mann» hat sogar RTL eine solche Sendung im Programm, die zuletzt Anfang 2011 von Dieter Nuhr präsentiert wurde. Und doch versuchte es der Kölner Privatsender an diesem Freitag mit dem Format «Jungen gegen Mädchen». Was zunächst nach einem Duell zwischen Kindern klingt, stellt sich in Wahrheit schlicht als eine weitere Mixtur aus Quiz- und Spielshow heraus, bei denen Prominente beider Geschlechter gegeneinander antreten. Und somit ist die wohl spannendste Frage bei diesem Format, ob «Let's Dance»-Chefjuror Joachim Llambi auch als Moderator eine gute Figur abgibt. Dies lässt sich nach der ersten Ausgabe durchaus bejahen - die darüber hinaus durchaus Spaß mit altbewährten Mitteln machte.

Konzeptuell ist «Jungen gegen Mädchen» leicht zu erklären: Zwei prominente Teams mit je vier Mitgliedern treten in verschiedenen Spielen gegeneinander an, wobei jeder Sieg mit einem Gewinn von 4.000 Euro gleichbedeutend ist. Das erspielte Geld wird nicht wie gewohnt für wohltätige Zwecke gespendet, sondern ans Publikum des jeweiligen Geschlechtes in Form von Shopping- bzw. Baumarktgutscheinen verteilt. Zusätzlich gibt es bei einem gewonnenen Spiel die Chance, durch eine Schätzfrage den Gewinn zu verdoppeln. So simpel und unkreativ wie sich diese Beschreibung liest, geht auch die praktische Umsetzung vonstatten. Es ist kaum problematisch, in eine Spielrunde einzusteigen, da der Zuschauer sofort durchschaut, wie die Sendung funktioniert.

Ein Großteil der Pultspiele besteht daraus, das jeweils andere Geschlecht richtig einzuschätzen. So muss das prominente Frauenteam bestehend aus Johanna Klum, Isabel Edvardsson, der bei Promi-Spielshows omnipräsenten Jana Ina Zarella und Teamkapitänin Mirja Boes beispielsweise einschätzen, ob Männer bei Frauen Brüste oder Hintern ansprechender finden. Das Männerteam um Joachim Llambi (in dem neben dem Rapper Das Bo und Comedian Mirko Nontschew natürlich auch einmal mehr Giovanni Zarella zu finden ist) soll hingegen einmal beurteilen, ob Frauen eher von Machos oder Softies genervt sind. Dies ist, wie erwähnt, wenig aufregend und könnte aus jeder beliebigen Show stammen.

Zumindest etwas abwechslungsreicher fallen die Aktionsspiele aus. Beide Gruppen müssen sich hierbei in einen Anzug stecken lassen, bei dem sich auf Vorder- und Rückseite jeweils ein Buchstabe befindet. Um die zu erratenen Wörter bilden zu können, sollen sich die Prominenten in einer bestimmen Reihenfolge anordnen. Ein kleines «Familienduell»-Revival heben sich die Macher für das große Finale auf, für das wie zu besten Zeiten unter Werner Schulze-Erdel die Rateteams die jeweilige Topantwort zu finden haben. Da das Finale allerdings genau wie alle vorherigen Spiele nur sehr kurze Zeit in Anspruch nehmen darf, kommt das echte «Familienduell»-Flair nur sehr bedingt auf - denn nach jeweils einer Antwort beider Teams wird die Frage bereits wieder beendet.

Einen sehr überzeugenden Job liefert der bislang in erster Linie als sehr strenger Wertungsrichter bei prominenten Tanzpaaren in Erscheinung getretene Moderator Joachim Llambi. Er führt gut durch die Show, ist auch für den zahlreich vorhandenen Blödsinn zu haben und lässt auch den einen oder anderen lockeren Spruch vom Stapel. Es wirkt tatsächlich so, als hätte er bei dieser Trash-Veranstaltung seine Freude gehabt und schafft es, ohne übertrieben aufdringlich zu wirken und damit seinen seriösen Ruf allzu sehr zu gefährden, den Spaß zu jedem Zeitpunkt voll mitzumachen. Seine Kollegin Mirja Boes kommt hin und wieder ins Stocken und lässt es sich bisweilen auch nicht nehmen, ihre altbekannten Sprüche in die Kamera zu sprechen, macht ansonsten allerdings auch einen soliden Job. Einzig die Fernsehshow-Hopper Jana Ina und Giovanni trüben den recht positiven Gesamteindruck der Promis etwas.

Der aktuelle Trend im deutschen Fernsehen, das Publikum zu möglichst übertriebenen Reaktionen zu animieren, macht allerdings auch vor dieser Show nicht Halt. Ständig klatscht oder buht es euphorisch, es jubelt sogar bei jedem gewonnenen Punkt, als wäre gerade beim WM-Finale das entscheidende Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit gefallen. Unfreiwillig komisch ist dies vor allem dann, wenn man einen Schnitt später durch die Kamera einen Blick auf recht zurückhaltende, fast lethargische Menschen auf den Zuschauerreihen erhascht. Immerhin gibt man sich allerdings damit nicht ganz so offensichtlich der Lächerlichkeit preis wie bei «The Voice», da zumindest im Vergleich hierzu der Schnitt nicht ganz so misslingt und die Reaktionen nicht ganz so stark voneinander abweichend sind.

Und dennoch erwischt man sich als Zuschauer immer wieder dabei, dass man versucht mitzuraten und etwas erstaunt von einem Umfrageergebnis ist, laut welchem es gerade einmal drei Prozent aller Männer als unangenehm empfinden, wenn die eigene Freundin mehr verdient als man selbst. Der Fernsehzuschauer kann bei vielen Fragen mitmachen und wird somit ordentlich in die kurzweilige, wenngleich inhaltlich völlig belanglose Sendung eingebunden. Und so vergeht eine gute Stunde Sendezeit wie im Fluge. Als Füllmaterial zwischen «Wer wird Millionär?» und dem «Nachtjournal» eignet sich «Jungen gegen Mädchen» somit durchaus. Und so können die Zuschauer dieser Sendung am Ende des Tages insofern zufrieden ins Bett gehen, dass sie ihre Zeit nicht völlig vergeudet haben. Entschied man sich allerdings vorzeitig zu anderen Aktivitäten, hat man wahrlich auch keine Sternstunde der Fernsehunterhaltung verpasst.

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