Die Kritiker

«Die letzte Spur»

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Bert de Vries und seine Freundin Karin Tuschik werden bald zum ersten Mal Eltern. Auch Lotta, Karins Tochter aus einer früheren Beziehung, freut sich auf das Brüderchen. Die Kleinfamilie steckt mitten in der Renovierung des Kinderzimmers - da muss neue Farbe her. Im Baumarkt gibt Bert Lotta in der Kinderbetreuung ab. Doch als schon alle Kinder abgeholt wurden, sitzt Lotta immer noch traurig bei der Betreuerin.

Von Bert de Vries fehlt jede Spur. Karin macht sich große Sorgen, und das mit gutem Grund: Noch am Morgen gab es einen heftigen Streit zwischen ihrem Ex-Mann Markus Koch und ihrem neuen Lebenspartner. Das Verhältnis zwischen den Männern war angespannt. Hat Markus Koch etwas mit Berts Verschwinden zu tun? Radek und sein Team ermitteln in unterschiedliche Richtungen und befragen unter anderem auch Berts Ehefrau Claudia de Vries und deren Vater Rüdiger Herzog. Vorgeblich lebt Bert von Claudia getrennt. Doch dann finden die Ermittler heraus, dass Bert mehr zu verbergen hat, als es zunächst den Anschein hatte.

Darsteller
Hans-Werner Meyer («Tsunami – Das Leben danach») als Oliver Radek
Jasmin Tabatabai («Bandits») als Mina Amiri
Susanne Bormann («Nachtgestalten») als Sandra Reiß
Florian Panzner («Wie küsst man einen Millionär?») als Daniel Prinz
Luise Helm («Liebe, Babys und ein großes Herz – Neue Wege») als Maren Adler
Marcel Hensema («Penoza») als Bert de Vries
Annika Blendl («Heimatgeschichten») als Karin Tuschik

Kritik
Dadurch, dass man bei «Die letzte Spur» Vermisstenfälle behandelt, kann man die Zuschauer vielleicht enger an die Sendung binden als das bei einer Mörderjagd der Fall ist. Denn am Schluss kann hier jede Sekunde über Leben und Tod entscheiden. Durch die Länge von lediglich fünfundvierzig Minuten passiert es zumindest in der ersten Folge jedoch, dass man sich dramaturgisch recht schnell auf die richtige Fährte einschießt und das gesamte Spektrum der Hintergründe, die mit dem Verschwinden von Bert de Vries zusammenhängen, nicht gänzlich behandeln kann. Die Verbrecher werden gefangen, die konkreten Umstände um de Vries' Verschwinden aufgelöst, der Sub-Plot um die eigentlichen Hintergründe bleibt jedoch größtenteils unaufgelöst.

Das hängt auch damit zusammen, dass man versucht, sehr emotional zu erzählen, es hier jedoch manchmal bei eher plumpen Versuchen belässt. De Vries' Frau ist schwanger und entbindet dramaturgisch pünktlich, auch eine Storyline um die berüchtigte Dreiecksbeziehung darf nicht fehlen. Das verwässert das ansonsten recht interessante Konstrukt der ersten Folge leider etwas und beschneidet gleichzeitig die deutlich gelungeneren Szenen mit den Ermittlern im Polizeirevier. «Die letzte Spur» schwankt ständig zwischen einer verhältnismäßg amerikanischen und plotgetriebenen Erzählsweise und einer Anbiederung an die melodramatischen Sehgewohnheiten um zerrüttete Beziehungen und auf niedlich getrimmte Kinder. Ein angenehmer Rhythmus wird in der ersten Folge noch nicht gefunden.

Dass der Fall dieser ersten Folge recht einfach gestrickt ist, mag natürlich damit zusammenhängen, dass Schöpfer Orkun Ertener hier erst einmal eine Sackladung Exposition loswerden muss, um die Konflikte um das vierköpfige Ermittlerteam zu etablieren. Dadurch wirkt der Pilot an einigen Stellen etwas überfrachtet, was auch angesichts der vielen letztendlich banal erzählten Szenen um de Vries' kompliziertes Privatleben negativ auffällt, da schließlich zu wenig Zeit bleibt, um den eigentlichen Hauptplot vernünftig erzählen zu können. Bleibt zu hoffen, dass sich dies in den kommenden Folgen ändern wird.

Die szenische Umsetzung von Regisseurin Judith Kennel kann dagegen deutlich mehr überzeugen als die dramaturgische Vorlage. Da helfen auch ihre Darsteller tüchtig mit, allen voran Hans-Werner Meyer als Ermittlungschef und die versierte Susanne Bormann, die ihren Sub-Plot um die schwierige Beziehung zu ihrem neuen Kollegen wenig überzeichnet und recht treffsicher spielt. Doch letzten Endes ist «Die letzte Spur» von einer allzu starken Melodramatisierung durchzogen, die eigentlich in krassem Widerspruch zum Fall der Woche steht, bei dem man erkennt, dass man ihn dynamisch und stringent erzählen wollte.

Doch bei aller Kritik muss man dem Format eines lassen: Potential für eine qualitative Verbesserung ist vorhanden. Denn die Prämisse ist stimmig entworfen, der Hook packend und auch die grundsätzliche Figurenorchestrierung ist interessant. Wenn man sich entscheidet, die melodramatischen Tendenzen herunterzufahren und sich mehr in Richtung einer plotgetriebenen Erzählweise bewegt, kann aus «Die letzte Spur» eine richtig gute Serie werden. ZDF-Zuschauern mit Internetzugang sei die gelungene Second-Screen-Anwendung unter dieletzteSpur.zdf.de empfohlen, bei der interaktiv mit ermittelt werden kann.

Das ZDF zeigt die erste von sechs Folgen von «Die letzte Spur» am Freitag, 20. April 2012, um 21.15 Uhr.

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Kurz-URL: qmde.de/56201
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