Inhalt
In einem Doppeldeckerbus, der an der Endstation in Oxford eingetroffen ist, wird die Leiche von Dr. Stephen Black entdeckt. Wie es aussieht, ist der Kunsthistoriker keines natürlichen Todes gestorben. Während Inspektor Lewis die Recherchen aufnimmt, wird sein Assistent auf ein Landgut gerufen. Dort hat es im Zusammenhang mit einem Historienspiel einen Zwischenfall gegeben. Offenbar hat einer der Mitwirkenden nicht mit Platzpatronen, sondern scharf geschossen. Es gab aber nur einen Leichtverletzten. Der Besuch auf dem malerisch gelegenen Landgut der Familie Mortmaigne wird für James Hathaway zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, denn er ist als Sohn des damaligen Verwalters dort aufgewachsen.
So trifft er auf dem Landgut nicht nur seinen ehemaligen Spielgefährten Hopkiss, der heute dort als Butler arbeitet, sondern auch den Gutsherren Augustus Mortmaigne und dessen attraktive Tochter Scarlett, die noch immer ein Auge auf Hathaway zu haben scheint, obwohl ihre Hochzeit mit einem reichen arabischen Geschäftsmann längst beschlossene Sache ist. Während es zwischen Hathaway und Scarlett zu knistern beginnt, findet sich in der benachbarten Kapelle die Aktentasche des ermordeten Dr. Black. Der Mann war offenbar vor seinem Tod noch auf dem Gut. Fragt sich, was er dort wollte und ob er auch dort ermordet und erst nachträglich in den Autobus gesetzt worden ist.
Weder der Gutsherr Mortmaigne noch seine zweite, deutlich jüngere Frau Selina noch deren vermeintlicher Liebhaber Philipp Coleman können viel zur Aufklärung dieser Fragen beisteuern. Hier übt man sich bei Aussagen in höflicher Zurückhaltung. Dann aber wird der derzeitige Verwalter des Gutes, Mr. Grahame, ermordet. Dessen Tochter Briony ist ebenso erschüttert wie verwirrt. Unterstützung bekommt sie von Titus, dem Sohn des Gutsherrn, der sich in Briony verliebt hat.
Endlich stoßen Lewis und Hathaway auf eine heiße Spur. Manches deutet darauf hin, dass der ermordete Mr. Black ein Verhältnis mit der seit langem spurlos verschwundenen Mrs. Grahame gehabt haben könnte. Wie aber passt all das zusammen? Erst stirbt der Liebhaber, dann der betrogene Ehemann? Hat der betrogene Gatte seinen Widersacher aus dem Weg geräumt und sich dann selbst gerichtet? Die Indizien deuten in eine andere Richtung. Mr. Black war, wie die Recherchen in Oxford nahelegen, seit langer Zeit auf der Suche nach einem sagenhaften Schatz, den er irgendwo versteckt auf dem Gut der Mortmaignes vermutete. Ist er diesem Schatz zu nahe gekommen und musste deshalb sterben? Wie aber fügt sich der Tod des Verwalters Grahame in diese Theorie?
Während Hathaway eher vergebens versucht, Informationen aus seiner Jugendliebe Scarlett herauszubekommen, steht Lewis kurz davor, das Familiengeheimnis der Mortmaignes zu enthüllen. Je näher er der Aufklärung kommt, umso größer wird die Gefahr, dass es nicht bei den zwei Opfern bleiben wird…
Darsteller
Kevin Whately («Inspector Morse») ist DI Robert Lewis
Laurence Fox («Wired») ist DS James Hathaway
Rebecca Front («The Thick of It») ist CH. Supt. Innocent
Clare Holman («Fallen Angel») ist Dr. Laura Hobson
Richard Johnson («Spooks - Im Visier des MI5») ist Augustus Mortmaigne
Camilla Arfwedson («Die Herzogin») ist Scarlett Mortmaigne
Juliet Aubrey («Primeval - Rückkehr der Urzeitmonster») ist Selina Mortmaigne
Pip Carter («Der Adler der neunten Legion») ist Paul Hopkiss
Stella Gonet («Holby City») ist Frances Woodville
Nathaniel Parker («Inspector Lynley») ist Philip Coleman
u.a.
Kritik
Mit dem Start in die vierte Staffel verlagern die Produzenten der Reihe den Fokus deutlich mehr auf den Charakter von James Hathaway. Auch in den darauffolgenden Ausgaben wird er ein wenig mehr im Mittelpunkt stehen. Nicht nur durch seine Involvierung in einen zurückliegenden Entführungs- und Mordfall und dem damit in Zusammenhang stehenden Prozess, sondern auch durch seine immer ernsthaftere Auseinandersetzung mit der Kirche und seinem eigenen Glauben. Selbst romantische Avancen aus seiner Vergangenheit bleiben nicht aus – wie man hier schon im Auftakt der vierten Reihe sehen kann. Diese neue – wenn auch kleine – inhaltliche Änderung tut der Reihe gut. Nicht, dass diese in der Vergangenheit langweilig und uninteressant gewesen wäre. Es ist vielmehr so, dass Hathaway von sich aus ein sehr tiefgründiger und interessanter Charakter ist, der es mitunter auch verdient hat, etwas mehr Screentime und somit auch Tiefe zu bekommen.
Dem eigentlich wichtigen in der Krimireihe – den kuriosen und vertrackten Mordfällen und Rätseln – tut das ja auch kein Abbruch. Und auch Chefinspektor Lewis kommt mit seinem trockenen Humor und seiner analytischen Ader natürlich nicht zu kurz. Sowieso sind es doch die beiden Hauptfiguren Lewis und Hathaway, dargestellt durch die herausragenden Mimen Kevin Whately und Laurence Fox, welche die Serie neben den Fällen der Woche so sehenswert machen. An der Chemie zwischen den beiden ist nichts verloren gegangen und das haben die Zuschauer weltweit auch erkannt. In Großbritannien, dem Mutterland der Reihe, lief 2011 bereits die fünfte Staffel, eine sechste befindet sich derzeit im Dreh. Dennoch hat sich Kevin Whately mittlerweile mit Rückzugsgedanken beschäftigt. Sein alter „Chef“ John Thaw alias Inspector Morse verstarb nämlich im gleichen Alter, das Whately mittlerweile erreicht hat. Es bleibt aber zu hoffen, dass er uns Zuschauern noch lange erhalten bleibt. Denn Qualität und Einfallsreichtum dieser britischen Ausnahmeserie sind nach wie vor sehr hoch und auch von Seiten der Quoten sieht es allein in Großbritannien mit durchschnittlich sechs bis sieben Millionen Zuschauern nach wie vor sehr gut aus.
Noch ein kurzes Wort zum aktuellen Fall „Auf falscher Fährte“ von Regisseur Bill Anderson («Spooks - Im Visier des MI5»): zwar ist die Wendung am Ende wieder recht überraschend geraten, dennoch missfällt ein wenig, wie die Ermittlungen letztendlich dort hingelangt sind. Das Drehbuch von Russell Lewis («The Bill») ist hier ein wenig zu konstruiert und ein wenig zu unglaubwürdig geraten und landet am Ende zu plötzlich bei der Auflösung. Das ist schade, aber mit der außergewöhnlichen und interessanten Nebenhandlung um Hathaways Vergangenheit hatte man wahrscheinlich schon zu viel Pulver verschossen. Somit bleibt der Staffelauftakt qualitativ und inhaltlich ein wenig hinter den bisherigen Episoden der Reihe zurück. Mit der Hoffnung auf drei weitere Fälle in den nächsten Wochen ist dieser Fakt aber wohl zu verschmerzen. Eigenwillige Verdächtige und Wendungsreichtum sind aber auch dieses Mal garantiert. Fröhliches Rätselraten!
Das ZDF zeigt die neuen Folgen von «Lewis» ab dem 22. April 2012 immer sonntags um 22:00 Uhr.