360 Grad

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Joko und Klaas werden auch weiterhin bei ProSieben und zdfneo zu sehen sein. Ein Kommentar.

Die Pressemappe zur Programmpräsentation von ProSieben am Mittwochabend in Hamburg ließ eine kleine Bombe platzen: Das beliebte Moderatoren-Duo Joko & Klaas solle ab sofort exklusiv für ProSieben tätig sein. Mit einem derartigen Statement hatte man nicht gerechnet – erst recht nicht, auf dem Mainzer Lerchenberg, wo es hieß, dass man sich auf eine neue Staffel von «NeoParadise» freuen würde. Will sagen: So exklusiv wie in der Pressemappe behauptet, könnten Joko und Klaas bei ProSieben gar nicht arbeiten.

Vor den Journalisten auf der eigentlichen Programmpräsentation waren von Jürgen Hörner dann andere Worte zu vernehmen. In Zukunft habe man Joko und Klaas „deutlich exklusiver“ als bisher. Im Klartext: nach wie vor nicht exklusiv, da vom ZDF das klare Signal kam, an «NeoParadise» festhalten zu wollen. Dort bleibe alles so wie es ist. Viel beschäftigt werden die beiden aber wohl bleiben. Denn neben neuen Folgen von «17 Meter» will ProSieben in Bälde «Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt» ausstrahlen, ein Format, das wie eine weltumspannende Version ihrer «NeoParadise»-Rubrik „Bis einer heult“ klingt. Gleichzeitig heißt es beim ZDF, dass man für die Entwicklung neuer Formate mit den beiden offen sei – als Sendeplatz könnte einem hier etwa der Freitagabend im Hauptprogramm einfallen, auf dem Markus Lanz derzeit noch kochen lässt.

Der Tanz auf zwei Hochzeiten geht also weiter – bei zdfneo mit einer anarchischen und innovativen Sendung und im Privatfernsehen mit deutlich mainstreamigeren Spiel- und Personalityshows. Damit beweisen sie, dass sie beiden Ansprüchen gerecht werden können: denen, die ein junges, urbanes und intellektuelles Publikum stellt sowie denen, die von einem (wenn auch jungen) Massenpublikum ausgehen. Das führt auch zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung der beiden durch das Publikum: Denn in Medienkreisen sowie in jungen und vielleicht etwas elitären Zirkeln, die die Spartenkanäle des ZDF kennen und angenommen haben, werden die beiden primär mit «NeoParadise» assoziiert, das im Hinblick auf Zuschauerzahlen im fünfstelligen Bereich aber von der breiten Masse kaum wahrgenommen wird. Diese breite Masse kennt sie vielleicht in erster Linie als Werbegesichter der Sparkasse oder eben von ihrer ProSieben-Tätigkeit.

Das qualitativ ansprechendste Format, das die beiden derzeit machen, ist jedoch wohl «NeoParadise» – was natürlich nicht heißen will, dass etwa «17 Meter» nicht hochwertig produziert wurde. Ganz im Gegenteil, denn die Sendung konnte durch eine hohe Geschwindigkeit, clevere Ideen und natürlich das gewitzte und schlagfertige Moderatoren-Duo sehr wohl überzeugen. Dennoch: Anarchische Spielereien wie das „Porno Ping Pong“, das Nachspielen einer Bunga-Bunga-Party oder eine beißende Persiflage auf den Reality-Hype, in der eine Messiwohnung eingerichtet wurde („Pudding is' assi.“) wird man im Privatfernsehen kaum zu sehen bekommen. In der Prime-Time bei ProSieben wohl erst recht nicht. Ein weiterer Beweis, weswegen die Spartensender des öffentlich-rechtlichen Fernsehens die Medienlandschaft signifikant bereichern. Denn auch wenn Joko und Klaas bei «17 Meter» gute Unterhaltung liefern – bei «NeoParadise» liefern sie, wahrscheinlich auch aufgrund der anderen Rahmenbedingungen, erstklassige. Ganz exklusiv.

Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.

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