Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Warum Quality TV beliebter wird

von
Qualitätsserien wie «Breaking Bad» stellen auch noch nach Jahren Zuschauerrekorde auf. Ein Kommentar.

Und täglich grüßt das Murmeltier: Wieder einmal erreichte die Staffelpremiere einer Qualitätsserie in den USA so viele Zuschauer wie noch nie. Diesmal war es «Breaking Bad», das am umkämpften Sonntagabend beim Sender AMC in seine fünfte und letzte Season startete – und dies, wie beim sogenannten Quality TV zuletzt üblich, mit neuem Zuschauerrekord: 2,9 Millionen Menschen sahen die Erstausstrahlung und damit 14 Prozent mehr als zur Premiere der vierten Staffel. Bei den werberelevanten 18- bis 49-Jährigen legte man sogar um satte 34 Prozent zu.

Die neuen Bestwerte sind umso ungewöhnlicher, weil der Sat-Anbieter Dish den Sender AMC Ende Juni aus seinem Angebot verbannt hatte – und «Breaking Bad» damit 14 Millionen potenzielle Zuschauer verlor. Dennoch stellte man neue Quotenrekorde auf und setzt die Tradition fort: Auch «Mad Men» hatte mit seiner jüngst beendeten fünften Staffel die besten Reichweiten aller Zeiten, ebenso «The Walking Dead» mit Staffel 2 bei AMC, «Californication» von Showtime oder auch HBOs «Game of Thrones», das mit seiner zweiten Season die Werte aus Runde eins deutlich übertraf.

Warum aber tritt bei diesen Serien der paradoxe Fall ein, dass sie von Staffel zu Staffel immer mehr Zuschauer gewinnen, obwohl serielle Formate eigentlich nur Zuschauer verlieren können? Gewinnen «Breaking Bad» und Co. mit Staffel fünf etwa neue Fans? Natürlich nicht – denn bei solchen komplex erzählten Geschichten kann man nicht irgendwo einsteigen, sondern muss am Anfang beginnen.

Die richtige Antwort lautet also: «Breaking Bad» und Quality-Serien schalten jetzt solche Fans ein, die eigentlich schon lange Fans sind. Der Unterschied ist nur, dass sie ihre neuen Folgen nun teils wieder auf klassischem Verbreitungsweg konsumieren – also über das TV – und nicht mehr durch DVDs, iTunes oder andere Quellen. Diese wiederum sind immens wichtig, damit hochwertiges Fernsehen überhaupt funktionieren kann – denn die unabhängigen, unkomplizierten Verbreitungswege bringen im Laufe der Jahre immer mehr Menschen zu den Serien, sodass die potenzielle Reichweite einer TV-Ausstrahlung weiter und weiter steigt und sich Quality TV letztlich auch im klassischen Fernsehen voll entfaltet.

Wenn «Breaking Bad» dann also in seine fünfte Staffel startet, wollen treue Fans natürlich sofort wissen, wie die Geschichten um Walter und Jesse weitergehen – und eben nicht auf eine DVD-Veröffentlichung warten. Die Zuschauer wechseln also gern den Verbreitungsweg, weshalb hochwertige Serien letztlich teilweise im TV immer erfolgreicher werden.

Dass also Quality TV überhaupt funktionieren kann und uns solch große Geschichten wie die von «Game of Thrones», «Californication» oder «Mad Men» mit vielen Staffeln beschert, ist dem digitalen Medienzeitalter und seinen zeit- und ortsunabhängigen Verbreitungswegen zu verdanken. Letztlich ist die positive Quotenentwicklung bei vielen Serien aber auch ein Plädoyer für den klassischen TV-Konsum: Wenn es wirklich darauf ankommt, schalten Fans eben doch pünktlich und zu einer bestimmten Uhrzeit den Fernseher ein, um wieder in ihrer Serienwelt abzutauchen.

Jan Schlüters Branchenkommentar gibt es jeden Mittwoch nur auf Quotenmeter.de.

Kurz-URL: qmde.de/57963
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