Story
Amerika, 1949. Im Klima des Kalten Krieges reist Albert Schweitzer nach New York, um Spendengelder für seine Lepraklinik im afrikanischen Gabun zu sammeln. Seine Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben" und sein humanistisches Engagement haben ihn zu diesem Zeitpunkt bereits weltberühmt gemacht, doch selbst das kann ihn nicht vor Bespitzelungen durch den US-Geheimdienst schützen. Der Grund: die enge Freundschaft zu Albert Einstein, der wegen seines kritischen Geistes und seiner Opposition gegen die Atombombe als Kommunist verschrien ist. Unter den liberalen Intellektuellen des Landes hat Schweitzer zahlreiche Anhänger. Doch die ultrakonservative politische Klasse lässt nichts unversucht, um den charismatischen Kriegsgegner und Pazifisten zu diskreditieren. Auch in seinem direkten Umfeld hat der Menschenfreund mit Konflikten zu kämpfen: Schweitzer ist großherziger Humanist, aber auch aufbrausender Patriarch. Seine Ehefrau Helene, seine Tochter Rhena und seine afrikanischen Angestellten haben nicht selten unter seiner Überheblichkeit zu leiden.
Schließlich setzt die CIA einen Agenten auf ihn an, der sich als vermeintlicher Helfer in Schweitzers Klinik in Afrika einschleicht. Er soll um jeden Preis Beweise gegen den Arzt sammeln und dafür sorgen, dass dessen Reputation zerstört und die Klinik geschlossen wird.
Darsteller
Jeroen Krabbé («Willem van Oranje») als Albert Schweitzer
Barbara Hershey («Hannah und ihre Schwestern») als Helene Schweitzer
Judith Godrèche («Royal Pains») als Thérèse Bourdin
Samuel West («Notting Hill») als Phil Figgis
Jeanette Hain («Der Vorleser») als Rhena Schweitzer
Patrice Naiambana («Nina and the Neurons Go Eco!») als Louis Ngouta
Jonathan Firth («Stürmische Leidenschaft») als Dr. Fuller
Kritik
Die Handlung des Films ist historisch nicht einmal ansatzweise belegt, wie es die ARD in ihrem Pressetext auch offen zugibt. Gleichzeitig spricht man jedoch davon, dass es sich um eine „plausible“ Geschichte handle, die man hier erzählt. In allzu viele Plot-Holes stapft man zwar tatsächlich nicht, dennoch wirkt an dem Drehbuch von Gavin Millar (auch Regie) und David Howard, das nach einer Vorlage von James Brabazon entstand, vieles sehr konstruiert; vor allem natürlich die Resolution, die wenig mehr als ein Deus ex Machina ist.
Insgesamt wird «Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika» der spannenden Lebensgeschichte des Humanisten leider nicht gerecht. Denn dafür driftet man viel zu oft ins Melodramatische ab, erzählt zu viel Triviales und versucht, dadurch hinter die Fassade dieser Legende zu blicken und sie menschlich wirken zu lassen, dass man sie ständig über den scheußlichen amerikanischen Kaffee lästern lässt. Das Drehbuch versucht vergeblich, der Narrative einen passenden Rahmen zu setzen und rutscht dabei, wohl in einer Art letztem dramaturgischen Rettungsversuch, sogar in die Agententhriller-Kiste. Das passt nun einmal vorn und hinten nicht.
Generell ist der Stoff auch sehr dialoglastig umgesetzt, ohne dass die Dialoge besonders gelungen wären. Das führt dann leider dazu, dass sich das Endprodukt mit seiner Überlänge immer mehr zieht, ohne dass man zu einer narrativ ansprechenden Dynamik finden würde. Dass der Film dann leider auch noch alles andere als bildgewaltig ist, sondern es lediglich bei einer äußerst biederen und altmodischen Fernsehfilmästhetik belässt, hinterlässt leider auch keinen guten Eindruck. Schlussendlich ist dieser trotz eines fähigen Casts Film das, was Albert Schweitzers Leben nicht war: nämlich belanglos. Und damit ist man an der Aufgabenstellung wohl leider gescheitert.
Das Erste strahlt «Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika» am Samstag, den 11. August 2012, um 20.15 Uhr aus.