Kann der aktuelle Meister Borussia Dortmund seinen Titel verteidigen? Oder sichert sich Bayern München mit seinen millionenschweren Neueinkäufen wieder die Schale? Wird am Ende gar ein ganz anderer Verein an der Spitze stehen? Um diese Fragen und mehr dreht sich künftig wieder die Fußball-Welt am Wochenende: Die Bundesliga beginnt. Und geht am Freitagabend in ihre 50. Saison – ein Jubiläum, das nicht allzu groß gefeiert wird, aber mit dem Eröffnungsspiel Borussia Dortmund gegen Werder Bremen immerhin in einer großen Tradition steht. Denn die beiden Vereine duellierten sich auch am allerersten Bundesliga-Spieltag – am 24. August 1963 um 17.00 Uhr. Zur gleichen Zeit wurden sieben weitere Partien angepfiffen, mit weniger bekannten Vertretern wie dem Meidericher SV oder Preußen Münster, aber größtenteils mit heutigen Bundesliga-Dinos wie dem Hamburger SV, VfB Stuttgart und Schalke 04. Und eben dem BVB und Werder.
Zum einem klassischen Bundesliga-Eröffnungsspiel gehört seit Jahren auch die Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen: Traditionell zeigt Das Erste die Begegnung am Freitagabend zur besten Sendezeit live, seitdem man 2003 auch die Erstverwertungsrechte für die «Sportschau» wieder erworben hat. Das erste Live-Spiel, das damals im Ersten gezeigt wurde, schlug gleich als Quotenknüller ein: 5,60 Millionen Fußballfans sahen am 1. August 2003 die Begegnung Bayern München gegen Eintracht Frankfurt – zum Vergleich: Den Vorjahresauftakt zwischen Borussia Dortmund und Hertha BSC Berlin hatten am 9. August 2002 nur 3,99 Millionen Menschen eingeschaltet. Damals war dieses Spiel noch von «ran» bei Sat.1 übertragen worden, das die Rechte anschließend abgeben musste.
Generell setzte in den Jahren danach ein bis heute ungebrochener Fußball-Boom ein, der besonders den Stadien immer neue Besucherrekorde bescherte – und sich auch bei den Einschaltquoten der Eröffnungsspiele niederschlug: Seit der Saison 2005/06 hat nur eine von sieben Partien weniger als sechs Millionen Zuschauer gehabt. Dies war die Begegnung zwischen dem VfL Wolfsburg und VfB Stuttgart, die am 7. August 2009 lediglich 5,39 Millionen Bundesliga-Fans unterhielt – obwohl man zwei von drei Meistern der letzten Jahre gegeneinander antreten ließ. Generell zeigt sich aber, dass meist der Rekordmeister FC Bayern München viele Zuschauer zu sich brachte: Die beiden erfolgreichsten Eröffnungsspiele der letzten zehn Jahre datieren von den Saisons 2005/2006 und 2006/2007, bei denen jeweils die Münchner antraten – einmal gegen Borussia Mönchengladbach vor 6,89 Millionen Zuschauern und einmal gegen den BVB vor 6,83 Millionen.
In der vergangenen Spielzeit 2011/12 stellte aber auch die junge Mannschaft aus Dortmund ihre Anziehungskraft unter Beweis: Mit 6,82 Millionen Zuschauern kam das Eröffnungsspiel gegen den Hamburger SV am 5. August 2011 auf ähnlich hohe Reichweiten. Überhaupt lag die Zuschauerzahl bei dieser Eröffnungspartie so hoch wie in den vorherigen fünf Spielzeiten nicht. Hinsichtlich der Marktanteile stellte man sogar einen Rekord auf: 25,1 Prozent des Gesamtpublikums schalteten ein – die besagten Bayern-Partien waren auf 24,8 und 25,0 Prozent gekommen. Damit hat der BVB eine neue Bestmarke gesetzt, die der Meister schon an diesem Wochenende wieder knacken könnte.
Beide großen Vereine – der BVB und Bayern München – sind besonders bei jungen Fußballfans beliebt, weshalb die Quoten bei den 14- bis 49-Jährigen meist richtig gut sind, wenn eine der Mannschaften beim Bundesliga-Auftakt auf dem Platz steht. Treffen sogar beide zur Eröffnung aufeinander – wie 2006 zum einzigen Mal in den vergangenen Jahren geschehen – hagelt es dementsprechend Rekordquoten: 2,57 Millionen 14- bis 49-Jährige hatten das Spiel eingeschaltet und damit 24,4 Prozent. An diesen Wert kam keine andere Partie zuletzt auch nur annähernd heran.
Neben dem weniger gefragten Spiel der Wolfsburger, das weniger als sechs Millionen eingeschaltet hatten, kamen alle drei sonstigen Bundesliga-Auftaktduelle der vergangenen Jahre übrigens auf fast identische Reichweiten: Die Partie VfB Stuttgart gegen FC Schalke 04 interessierte 2007 insgesamt 6,25 Millionen Menschen, ein Jahr später Bayern München gegen Hamburger SV 6,27 Millionen und 2010 Bayern München gegen VfL Wolfsburg 6,23 Millionen. Die Marktanteile pendelten zwischen 22,7 und 24,2 Prozent beim Gesamtpublikum ab drei Jahren.
Kurios gestaltete sich übrigens der Bundesliga-Auftakt der Saison 2004/05: Damals gastierte der FC Schalke 04 bei Meister Werder Bremen; über 40.000 Stadionzuschauer und Millionen Fans vor den Fernsehern fieberten dem Anstoß um 20.30 Uhr entgegen. Dieser ließ jedoch lange Zeit auf sich warten: Ein Stromausfall hüllte das Publikum im Weserstadion ins Dunkel, und zeitweise funktionierte nur einer der vier Flutlichtmasten. Erst um 21.35 Uhr konnte das Spiel angepfiffen werden, bei dem der damalige Werder-Spieler Nelson Valdez in der 83. Minute (um 23.15 Uhr) zum späteren 1:0-Endstand traf. Und damit zum Torschützen für den spätesten Treffer der Ligageschichte wurde. Über vier Millionen Menschen sahen das Spiel trotz der späten Anstoßzeit.
An der Seitenlinie stand damals für Schalke ein Trainer, der heute mit dem FC Bayern wieder eine der Schlüsselfiguren der 50. Bundesliga-Saison sein wird: Jupp Heynckes. Damals war sein Engagement in Gelsenkirchen schon nach wenigen Spielen beendet – heute zählt für „Don Jupp“ und seine Münchner nur der erste Platz. Daher dürfte er am Freitagabend seinem damaligen Gegenüber von 2004 bereits die Daumen drücken: Thomas Schaaf. Dieser ist noch immer Trainer bei Werder Bremen – und könnte dem aktuellen Titelverteidiger Borussia Dortmund den Auftakt vermiesen. Vielleicht schreibt ja auch diese Jubiläumssaison ihre ganz eigene kuriose (Fußball-)Geschichte.