Mitten im pulsierenden Fokus einer Gesellschaft sitzt er fest im Exil. Kann sich nur noch mit Videobotschaften an einen ausgesuchten Kreis wenden, während seine Fans bestenfalls laut vor dem Gebäude seine Freiheit fordern können. Der Ruhm von einst scheint aufgezehrt. Nur die Presse liebt ihn noch, denn er verkauft sich als Schlagzeile gut. Ein Intellektueller mit außergewöhnlicher Rhetorik. Zwar ist das Projekt längst nicht mehr so überraschend und frisch wie noch zu Beginn, doch ohne ihn würde es klanglos untergehen.
Wird er doch noch einmal seinen Weg zurück in die Freiheit finden? Ausbrechen und eine sichere Heimat finden? Einst nutzte er das Internet nur um seine Informationen an die klassische Presse zu verkaufen. Information als Ware. Mittlerweile dagegen kann man ihn nur noch über das Internet frei sehen. Ist die Presse auf ihn angewiesen? Auf seine Ware? Dazu kommt zu wenig neues Material von ihm. Vielmehr reitet er auf den alten Erfolgen rum und beklagt sich stattdessen laut über die Umstände. Nun ist er auf die Presse angewiesen. Nur sie berichtet noch über ihn und räumt ihm gern Platz für seine Botschaften ein.
Er ist zu einem tragischen Helden geworden. Er war einmal der große Mann hinter seinem Projekt. Sein Name war vielmehr größer und schillernder als die angebotene Information. Nur er selbst konnte es verkaufen. Sein Weg in die Freiheit ist seit Tagen und Wochen endgültig versperrt. Nirgends kann er sich mehr blicken lassen. Niemand will ihn aufnehmen. Sein einziger Ausweg? Wahrscheinlich muss er in letzter Instanz selbst das Risiko eingehen und abdanken. Nur dann kann er noch zur Legende werden. Wenn ihn niemand mehr sehen kann und er deshalb von der Öffentlichkeit vermisst wird.
Reden wir von Wikileaks-Gründer Julian Assange? Ich rede von Harald Schmidt.
Ihr
Rob Vegas
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