Nur sind diese Momentaufnahmen anscheinend auch trügerisch. Ein Zuschauer meldete sich bei mir für ein Interview. Wie konnte das sein? Das Handynetz ist doch komplett zusammengebrochen? Müsste er nicht weinend in seinem Zimmer in Brooklyn sitzen? Ohne Strom, Wasser und Netzempfang?
Weit gefehlt. Vor dem Interview wollte er sich sogar noch eine Pizza holen. Eine Pizza? Ich dachte bei diesen Bildern es hätte nicht einmal mehr ein Geschäft an der zerstörten Ostküste offen. Doch Yannick ging es gut. Ein Interview via Skype? Gar kein Problem. Netz ist nur in Manhattan weg. Er dagegen hat in Brooklyn kaum Auswirkungen vom Sturm zu bewältigen. Geschäfte sind offen und verkaufen anscheinend leckere Pizza. Es wurde ein lockerer Plausch und ich war eher geschockt über die normalen Umstände in Teilen von New York.
Am Ende verstehe ich auch den Grund. Das Fernsehen hat gar kein Interesse daran die normalen Umstände zu zeigen. Yannick in Brooklyn geht es gut? Das ist keine Meldung wert. Er hat Internet und kann wie jeden Tag weiterhin Pizza holen? Das ist nicht spannend. Nur haben für uns Konsumenten diese Bilder einen Nachteil. Unsere Köpfe werden nur mit den schlimmen Bildern gefüttert. Wer bietet die größte Tragödie? Wer hat das Haus komplett verloren? Das erzeugt am Ende dieses Bild von totaler Zerstörung im Kopf. Eine Flutwelle in einem Sturm hat New York dem Erdboden gleich gemacht. Nur ist dieses Bild halt falsch. Es ist nur die halbe Wahrheit und erzeugt ein völlig verzerrtes Bild bei uns im Ausland vor dem Fernseher.
Vielleicht sollte das Fernsehen sich dieser Verantwortung der Bilder in meinem Kopf bewusster werden. Ich will eine Berichterstattung und damit ein klares Bild. Ich will natürlich die Zerstörungen als Zuschauer wahrnehmen. Ich will allerdings auch die guten Meldungen hören. Von Menschen die nicht alles verloren haben und wo das Leben einfach wie jeden Tag normal abläuft.
Mein Wunsch ist aber vergebens. Die Katastrophe verkauft sich einfach besser. Das ist am Ende die größere Katastrophe.
Ihr
Rob Vegas