44. KALENDERWOCHE 2012
SONNTAG - 28. Oktober
Prix Europa ohne Deutschland
Jedes Jahr wird in Berlin unter dem Motto "Standing up for Quality in Broadcasting" der Prix Europa in mehreren Kategorien in den Bereichen Fernsehen, Radio und Online verliehen. Ausgezeichnet werden damit die besten Formate in diesen drei Medien aus dem letzten Jahr und ganz Europa. Dass diese Verleihung deutlich besser sein muss, als z.B. die des Deutschen Fernsehpreises, sieht man schon alleine daran, dass kein einziges deutsches Format prämiert wurde. Und das IN Deutschland! Einziger Wermutstropfen: Cherno Jobatey moderierte dieses Mal die Gala, die Samstag begann, Sonntag endete und in der russischen Botschaft stattfand.
MONTAG - 29. Oktober
"Viel Glück, New York!"
Bereits Montagabend zeichnete sich ab, wie schwerwiegend der Hurrikan Sandy für die US-Ostküste und besonders die Metropole New York werden würde. Also schaltete man im ZDF-«heute-journal» auch am Ende der Sendung nochmal schnell zum, trotz allem wie immer völlig entspannten, Korrespondenten Klaus Prömpers. Als der seine vorerst letzten Infos durchgegeben hatte, gab sein Fast-Namensvetter Cläuschen Kleber die Einschätzung ab, dass das morgen ein spannender Tag werden könnte und wünschte New York viel Glück. Das euphorisierende "spannend" war da etwas Fehl am Platze. Und was bringt des Klebers Glück?!
DIENSTAG - 30. Oktober
Aus Tschauder wird Tschiller
Wie blöd der «Tatort» ist, stand hier in der "Wochenschau" schon oft genug zu lesen. Wie blöd seine Schauspieler sind, ebenfalls. Dass allerdings auch die Rollennamen blöd sind, stand an dieser Stelle noch nie. Umso erfreulicher, dass Til Schweiger uns nun den passenden Stoff dazu liefert: Eigentlich sollte er als neuer Kommissar im ARD-Klassiker-Krimi erst Nick Tschauder heißen. Dabei empfand Schweiger aber wohl ein Schaudern, beschwerte sich bei den Autoren und heißt jetzt Tschiller. Chillen kann man dabei zwar auch nicht, aber man wird im Gegensatz zum dahintersteckenden Mimen wenigstens an einen großen Denker erinnert.
MITTWOCH - 31. Oktober
Zum letzten geZINKte Börse
Noch einmal zum «heute-journal». Mittwoch gab dort nämlich ein Großer seinen kleinen Abschied. Wenig beachtet, wie er es eigentlich immer war in den vielen Jahren, in denen er im ZDF-Nachrichtenmagazin seine Einschätzungen vom Frankfurter Börsenparkett bekannt gab. Frank Zink. Der nette ältere Herr, der vornehmlich von Gausula Gundel oder Heinz Wolf zum aktuellen Finanzgeschehen befragt wurde. "Vielen Dank, Franz Zink!" hieß es da am Ende immer. Nun war es Marietta Slomka, die die letzte Schalte mit ihm machte. "Wir werden Sie sehr vermissen!" sagte sie am Ende. Ja, irgendwie schon. Zink war unbekannte Gewohnheit.
DONNERSTAG - 1. November
Willi will´s am Feiertag wissen
Zwar ist Allerheiligen ja nur in fünf deutschen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag, aber das ZDF hat schließlich seine Zentrale in einem davon, also darf es auch ein Sonderprogramm zeigen. Willi Weitzel, bekannt aus seiner Kinder-Wissenssendung «Willi will´s wissen», ging in der Reportage «Ein guter Grund zu feiern» der Bedeutung des Tages auf den Grund. Kaum geht es um katholische Themen, braucht das ZDF Beistand eines BR-Moderatoren. Der ist übrigens studierter Theologe und wurde nicht von der CSU für die Sendung verpflichtet. Dabei hätte doch z.B. auch gut Andrea Kiewel etwas Fröhlichkeit da reinbringen können...
FREITAG - 2. November
Die Jolie als neuer Bond
Einen Tag nach dem Kinostart des neuen Bond-Films «Skyfall» in Deutschland hat sich Daniel Craig Freitag zu einem Interview mit Tele 5 herabgelassen. Er wurde gefragt, ob er sich seine ehemalige «Lara Croft: Tomb Raider»-Kollegin Angelina Jolie nicht als perfektes Bond-Girl vorstellen könne. Craig zweifelte, ob diese Rolle wirklich zu ihr passen würde und stellte die Gegenfrage, ob sie nicht gleich Bond selbst spielen solle. Zum Glück war es natürlich nur Ironie, doch es bleibt zu hoffen, dass weder Produzentin Broccoli noch ihre Autoren eines Tages wirklich auf die Idee eines weiblichen Bonds kommen. Frau M hat da erstmal gereicht!
SAMSTAG - 3. November
Sido rudert zurück
Genau zwei Wochen nach seinem Rauswurf aus der Jury der ORF-Castingshow «Die große Chance» ("Die Wochenschau" berichtete) zeigt sich Rüpel-Rapper Sido reumütig. Der ORF hatte ihm eine "große letzte Chance" gegeben (Sehen die das etwa alles als Witz an?!) und Samstag gingen seine Worte aus der ersten Sendung nach dem Comeback vom Vortag in der Klatschpresse umher, deren Vertreter Sido ja eben so zugetan ist. Was er gemacht habe, sei falsch gewesen, bekannte er erstaunlicherweise. Welcher Berater hat ihm das denn wohl aufgetragen? Er selbst wird nicht drauf gekommen sein. Wann folgt seine Läuterung Nr. 300?
So, halten wir zwecks der besseren Übersicht nochmal fest: Beim «Tatort» sind die Namen ebenso blöd wie die Fälle und Ermittler, beim ORF verzeiht man Unverzeihliches und auf Europas Fachmarkt findet das deutsche Fernsehen gar nicht statt, dafür findet dieser Fachmarkt aber in Deutschland statt. Im «heute-journal» sind scheinbar unwichtige Leute wichtiger als man denkt und scheinbar wichtige Wünsche unwichtiger als sie erscheinen sollen. Und Allerheiligen ist für Reporter aus Kinderprogrammen interessant, aber die Jolie nicht als Bond-Girl, sondern nur als Bond selbst. Ja, wie soll man denn da noch durchblicken? Wenn man unsere Medienwelt doch so einfach ändern könnte, wie Namen beim «Tatort»...!