England

BBC-Generaldirektor tritt zurück

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George Entwistle war nur 54 Tage im Amt. Anlass für seinen Rücktritt ist eine Reihe von Skandalen rund um das Nachrichtenmagazin «Newsnight».

Am Samstagabend zog BBC-Generaldirektor George Entwistle aus einer Reihe von journalistischen Fehltritten des Nachrichtenmagazins «Newsnight» Konsequenz und gab öffentlich seinen Rücktritt vom Amt beim britischen Fernsehsender bekannt. Entwistle, der in seiner Funktion auch als Chefredakteur für alle redaktionellen Beiträge des Senders verantwortlich war, bekleidete die Stelle des BBC-Generaldirektors lediglich für 54 Tage. Seine Karriere bei der BBC umfasste jedoch 23 Jahre.

Die Reihe von Vorfällen, die Entwistle zu seinem Rücktritt bewegten, begann mit Nachforschungen der «Newsnight»-Redakteure über Vorwürfe, der 2011 verstorbenen BBC-Moderator Jimmy Savile habe in den 70ern und 80ern zahlreiche Jugendliche sexuell missbraucht. Die Redaktion stellte die Nachforschungen über den «Top of the Pops»-Moderator schlussendlich ein, stattdessen machte der BBC-Konkurrenzsender ITV den Verdacht publik. Daraufhin warfen Medienkritiker «Newsnight» vor, das Thema aus Rücksichtsnahme vor dem verstorbenen Kollegen und den zu seinem Ehren geplanten Gedenksendungen fallen gelassen zu haben.

Bei der BBC finden zur Überprüfung dieser Kritiken derzeit zwei interne Untersuchungen statt, darüber hinaus verließen im Fahrwasser dieses Skandals mehrere Redakteure den Sender. Dies wiederum schwächte die Organisationsstruktur der Nachrichtenredaktion, da zeitnah kein Ersatz für die zurückgetretenen Journalisten gefunden werden konnte. Kurz darauf unterlief dem «Newsnight»-Team dann ein schwerwiegender Fehler: In der Sendung vom 2. November wurde impliziert, dass ein konservativer Politiker in einen Missbrauchsfall in mehreren Kinderheimen verwickelt sei. Wie die Recherchen der Tageszeitung "The Guardian" allerdings nahe legten, handelte es sich dabei um eine Verwechslung der «Newsnight»-Macher.

Kurz darauf leistete sich dann Entwistle selbst einen Fehltritt, indem er in einem Radiointerview kundtat, nichts von dem besagten TV-Bericht gewusst zu haben. Die Übersicht sämtlicher redaktioneller Beiträge gehört aber zu seinen Amtsaufgaben, was ihm die britische Presse im Anschluss an das Radiointerview vorhielt. Entwistle gab daraufhin am Samstag seinen Rücktritt bekannt: „Angesichts der Tatsache, dass der Generaldirektor auch der Chefredakteur ist und damit die Verantwortung für alle Inhalte trägt - und im Lichte der inakzeptablen journalistischen Standards des «Newsnight»-Berichts vom Freitag, den 2. November, habe ich entschieden, dass es das Seriöseste ist, vom Posten des Generaldirektors zurückzutreten“, so Entwistle über seinen Beschluss. Kommissarisch wird Tim Davie, aktueller Hörfunk- und Musikchef der BBC und für die Übernahme der Leitung von BBC Worldwide auserkoren, Entwistles Aufgaben übernehmen. Lord Patten, der Chef des BBC-Aufsichtsgremiums, gab bereits kund, künftig die Rolle des Generaldirektors und die des Chefredakteurs trennen zu wollen. Außerdem bezeichnete er das unrühmliche Ende Entwistles Karriere als „den traurigsten Moment“ seines beruflichen Lebens.

Update: Am Montagmorgen ließen auch Nachrichtenchefin Helen Broaden und ihr Vize Steve Mitchell ihre Ämter nieder. Derzeit finden zudem Überlegungen statt, ob «Newsnight» eingestellt oder zumindest umbenannt wird, um das Senderimage zu reparieren.

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