Fernsehfriedhof

Der Sitcomfriedhof: Kranke Lacher

von

Folge 214: Eine klamaukige Krankenhaus-Sitcom mit Jochen Busse und Karsten Speck.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir des Versuchs, eine Comedyshow mit einer Krankenhausserie zu kombinieren.

«Drei Mann im Bett» wurde am 15. März 1994 im Ersten geboren und entstand zu einer Zeit, als alle großen Sender begannen, ausländische Sitcoms fürs deutsche Fernsehen zu kopieren. In dieser Manier waren fast zeitgleich die Produktionen «Hilfe, meine Familie spinnt», «Ein Job fürs Leben», «Bistro, Bistro» und «Is’ was Trainer» entstanden. Vor allem RTL und das ZDF trieben diesen Trend voran, doch auch die Verantwortlichen beim WDR ließen sich vom vermeintlichen Comedyboom anstecken. Für ihren Versuch wählten sie das englische Format «Only When I Laugh» als Vorlage, das dort zwischen 1979 und 1982 lief und es auf insgesamt 29 Ausgaben brachte.

Als Grund für die Adaption nannte man damals den Umstand, dass sich solche Serien nur schwer synchronisieren ließen. Vielmehr wäre ein Neudreh mit Anpassungen an deutsche Lach- und Sehgewohnheiten sinnvoller. Verdenken konnte man diese Annahme damals nicht, war man doch mit der längst zum Kult gewordenen WDR-Sendung «Ein Herz und eine Seele» in den 1970er Jahren genauso verfahren. Ein solcher Klassiker sollte «Drei Mann im Bett» jedoch nicht werden.

Im Zentrum der Sitcom standen drei grundverschiedene Männer, die sich ein Gemeinschaftszimmer in einem Krankenhaus teilten. Gespielt wurden diese von Jochen Busse, Karsten Speck und René Heinersdorff, deren Rollenprofile stark an ihre Persönlichkeiten angepasst waren. So verkörperte Busse den eitlen und überheblichen Hypochonder Gisbert, während der ehemalige DDR-Entertainer Karsten Speck den gutaussehenden, ostdeutschen KfZ-Mechaniker Kalle spielte. René Heinersdorff hingegen war als arbeitsloser und schüchternes Muttersöhnchen Norbert zu sehen. Ergänzt wurde das Trio um den selbstverliebten Chefarzt Dr. Fux (Hans Peter Korff aus «Diese Drombuschs») und den kölschen Pfleger Garry (Sunga Weineck).

Die Geschichten, die aus dieser Grundkonstellation entwickelt wurden, spielten fast ausschließlich in einem Krankenzimmer und hatten immer wieder zum Thema, wie Gisbert und Kalle versuchten, den unsicheren Norbert zu etwas für ihn Ungewohnten zu überreden. Das entsprechende Ergebnis konnte inhaltlich kaum überzeugen, denn oft waren klamaukige Nummern lose aneinander gereiht, sodass die Serie zuweilen eher einer Sketchcomedy glich. Daran konnten auch die Gastauftritte von Ingolf Lück, Heinz Schenk oder Susanne Uplegger nichts ändern. Entsprechend fand auch die damalige Presse kaum lobende Worte.

Dies schien indessen viele Zuschauer nicht gestört zu haben, denn die 25minütigen Folgen erreichten regelmäßig Reichweiten um fünf Millionen Zuschauer. Hier half wohl auch der prominente Sendeplatz am Dienstagabend um 21.05 Uhr im Ersten, der zu jener Zeit dank Shows wie «Pleiten, Pech & Pannen» oder «Gaudimax» traditionell für leichte Unterhaltung vorgesehen war. Aufgrund des Erfolgs schickte der WDR daher rund ein Jahr nach der ersten Staffel neue Folgen auf den Schirm. Eingeläutet hatte man diese mit einem Special, in dem noch einmal die bisherigen Highlights wiederholt wurden. In der zweiten Runde wurde Dr. Fux allerdings durch den ehrgeizigen Professor Meulemann (Gerd Baltus aus «Ein Bayer auf Rügen») ersetzt, der nun den Patienten das Leben erschwerte.

«Drei Mann im Bett» wurde im September 1995 beerdigt und erreichte ein Alter von 21 Folgen plus Best-Of. Die Serie hinterließ den Hauptdarsteller Jochen Busse, der ab 1997 mit seiner Hauptrolle in der RTL-Reihe «Das Amt» in einer noch erfolgreicheren Sitcom mitwirkte. Von 1996 bis 2005 präsentierte er zudem die Comedyshow «7 Tage, 7 Köpfe» und nahm an vielen anderen Produktionen (u.a. «Fischers») teil. Sein späteres Programm «Nicht von dieser Welt», in der er einen Außerirdischen spielte, geriet inhaltlich und quotenmäßig jedoch zum grandiosen Flop. Auch René Heinersdorff fand später bei RTL ein Zuhause, denn dort übernahm er ab der zweiten Staffel eine Hauptrolle in der Comedyserie «Die Camper». Zuvor gehörte er jedoch noch zum Cast der ZDF-Sitcoms «Vier wie wir» und «Immer Ärger mit Arno», bei denen er auch Regie führte. Karsten Speck sorgte nach der Jahrtausendwende hingegen vor allem durch einige Immobiliengeschäfte für Schlagzeilen. Zwischendurch war er aber auch in «Hallo Robbie!» zu sehen. Den Sendeplatz von «Drei Mann im Bett» erbte übrigens zunächst Hape Kerkeling mit «Zappenduster», dann Christoph Maria Herbst mit «Sketchup - The Next Generation» und schließlich Rudi Carrell mit «Rudis Suchmaschine». All diese Formate wurden keine Publikumserfolge.

Möge die Serie in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann einer Sitcom, die zu wenig nackte Brüste enthielt.

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