«Der Hobbit: Eine unerwartete Reise»
Eigentlich lebt es sich gemütlich und ruhig für Bilbo Beutlin (Martin Freeman) in seiner Heimat, dem idyllischen Auenland. Doch eines Tages stattet Zauberer Gandalf (Ian McKellen) dem friedfertigen Hobbit einen plötzlichen Besuch ab – samt 13 Zwergen, die mit Gandalf einen Kampf planen. Denn der Drache Smaug (Stimme: Benedict Cumberbatch) hat ihre Heimat erobert und besitzt nun ihren Schatz, den die Zwerge nun unter Anführer Thorin Eichenschild (Richard Armitage) zurückerobern wollen. Gemeinsam mit Gandalf überzeugen sie Bilbo Beutlin, sich ihnen im Kampf gegen Smaug anzuschließen. Und so beginnt für den kleinen Hobbit eine wahrhaft unerwartete und gefährliche Reise…
Fast ein Jahrzehnt nach der «Herr der Ringe»-Trilogie bringt Regisseur Peter Jackson die Vorgeschichte auf die Leinwand – und viele altbekannte Stars haben ebenfalls den Weg zurück nach Mittelerde gefunden. Teil eins der «Hobbit»-Saga ist nicht nur in 3D gedreht worden, sondern als ersterr Blockbuster überhaupt mit doppelter Bildrate: Statt 24 „frames per second“ sind nun in einigen Kinos 48 fps zu bestaunen, was sich vor allem in Kombination mit 3D und schnellen Szenen durch schärfere, klarere Bilder bemerkbar macht. Die meisten Kritiker sind nicht nur inhaltlich angetan vom Fantasy-Spektakel, sondern auch technisch – wie unser Filmexperte Sidney Schering, der den «Hobbit» hier rezensiert.
OT: «The Hobbit: An Unexpected Journey» von Peter Jackson; mit
Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage, Andy Serkis, Ken Stott und Graham McTavish.
«Apparition – Dunkle Erscheinung»
College-Student Ben (Sebastian Stan) wahrt ein dunkles Geheimnis: Vor einiger Zeit ist seine Freundin bei einem parapsychologischen Experiment, das die Studenten im Kellergewölbe ihrer Universität ausprobierten, spurlos verschwunden. Nun versucht Ben, die Vergangenheit mit seiner Freundin Kelly (Ashley Greene) hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Doch nach und nach häufen sich die unerklärlichen Vorfälle im Haus des jungen Paares. Lange versucht Ben zu ignorieren, dass er und seine Freundin von einem Geist heimgesucht werden, der immer mehr von ihrer Angst Besitz ergreift. Die letzte Hoffnung: Freund Patrick (Tom Felton), der beim damaligen Experiment ebenfalls anwesend war.
Einer der wenigen Kinofilme, die einen Start gegen den Blockbuster «Der Hobbit» wagen, ist der Haunted-House- und Poltergeist-Horror «Apparition» vom noch unbekannten Regisseur Todd Lincoln. Kritiker nahmen den Streifen äußerst negativ auf: Mund-zu-Mund-Propaganda werde der Film sicherlich nicht bekommen, so John DeFore vom „Hollywood Reporter“. Sobald der Film vorbei sein, fühle man sich betrogen. „Lincolns Drehbuch hat kein Gespür für das Pacing eines Leinwand-Exorzismus, und der von ihm angebotenen gestutzten Klimax fehlt es an Action und Schockmomenten.“ Chris Cabin vom „Slant Magazine“ stimmt in die Kritik ein und erklärt, dass «Apparition» kein schlechter Film hätte werden müssen. Die Verbindung einer fortschreitenden Liebesbeziehung, die angesichts des Horrors ihre Risse bekommt, sei ein ehrwürdiges Storythema. „Aber dem Film fehlen jegliche wagemutigen und expressiven Berührungspunkte, die ihn zumindest beachtenswert gemacht hätten.“ Größter Schwachpunkt sei „der nahezu erstaunliche Mangel visueller Kompetenz beim Regisseur. […] Die meisten Inneneinstellungen vom Haus sehen aus wie abgekupfert von der B-Rolle vom Promo-Material eines Immobilienmaklers, und die Ermordung eines Nachbarshundes hat all die Spannung einer Episode von «Full House».“
OT: «The Apparition» von Todd Lincoln; mit Ashley Greene, Sebastian Stan, Tom Felton.
«Große Erwartungen»
Der Vollwaise Pip (Jeremy Irvine) lebt in ärmlichen, bescheidenen Verhältnissen. Als er auf den flüchtigen Verbrecher Magwitch (Ralph Fiennes) trifft und ihn von seinen Ketten befreit, ahnt der Junge noch nicht, dass diese Begegnung sein Leben verändern soll. Als Untergebener schlägt sich Pip zunächst durchs Leben, verliebt sich in die Pflegetochter der exzentrischen Dame Miss Havisham (Helena Bonham Carter) namens Estelle. Jahre später gelangt Pip zu Reichtum und steigt in die Londoner Gesellschaft auf. Nun scheint der Zeitpunkt gekommen, da er um Estelles Hand werben kann – doch diese will vom Neureichen nichts wissen.
Noch nicht allzu lang ist es her, dass der Charles-Dickens-Roman „Große Erwartungen“ verfilmt wurde: 1997 spielten Ethan Hawke und Gwyneth Paltrow die Hauptrolle in der losen Adaption des literarischen Stoffs. Laut Rüdiger Suchsland vom Deutschlandfunk hält sich der aktuelle Film nun „viel strenger an die Vorlage. Sein Film ist ein Kostümfilm, opulent, aber die Pracht wird konterkariert mit Matsch und Dreck.“ Mit einer virtuosen Kameraführung sei «Große Erwartungen» „intensiv, wie eingängig konsumierbar“ – aber „kein Film, der irritieren möchte, der sich im Hirn des Betrachters so einfräst“. Auf „filmosophie.com“ wird die mangelnde Authentizität der Figuren kritisiert: „Es sind nicht die Schauspieler, die dafür verantwortlich sind, dass die Figuren nur schwer überzeugen können. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass hier Charaktere und nicht Menschen verkörpert würden. Als spielten die Darsteller bewusst konstruierte, literarische und somit letztlich leblose Figuren, statt sich der authentischen Verkörperung realistischer Personen zu widmen.“ Außerdem rolle der Drehbuchautor die Ereignisse teils „ein wenig zu turbulent auf“ und es gebe „zu viele verschiedene Ansätze, die auf diverse Genres hindeuten, ohne dass diese konsequent durchgehalten würden. Melodram, Coming of Age, Thriller, Fantasy, Romanze… von allem ein wenig, dafür nichts richtig.“ Für Gaby Sikorski von “programmkino.de” ist ein Gang ins Kino dennoch lohnend: «Grosse Erwartungen» sei ein „bildgewaltiges und ästhetisch beeindruckendes Panorama einer Epoche“, das „messerscharfe Dialoge mit Witz und Geist“ liefere und letztlich „ganz großes literarisches Kino“ sei.
OT: «Great Expectations» von Mike Newell; mit Ralph Fiennes, Helena Bonham Carter, Jeremy Irvine.