Die Kritiker

«Trau niemals deiner Frau»

von  |  Quelle: Inhalt: ZDF

Am Dienstagabend zeigt das ZDF eine weitere kleine Perle des ZDF-Fernsehfilmjahres: «Trau niemals deiner Frau» mit Harald Krassnitzer.

Inhalt


Das Leben von Niklas und Carolin scheint perfekt: Glücklich verheiratet genießen sie ihre bürgerliche Idylle in einem schicken Wiener Haus. Niklas betreibt einen kleinen, vermeintlich einträglichen Juwelierladen, Carolin ist Besitzerin einer exquisiten Modeboutique - Harmonie pur. Bis zu dem Tag, an dem Carolins Ex-Freund Timo, frisch entlassen aus dem Gefängnis, vor der Tür steht. Die beiden verbindet eine dunkle Vergangenheit, von der Niklas bisher nichts ahnt.

Als cleveres Betrügerpärchen erbeuteten sie einst bei Raubüberfällen und Villeneinbrüchen teuren Schmuck. Niklas gegenüber gibt sich Timo als Carolins Cousin aus und nistet sich bei den beiden ein. Er stellt Carolin vor die Wahl: Entweder sie zahlt oder er lässt sie samt ihrem dunklen Geheimnis auffliegen. Niklas beäugt die Beziehung seiner Frau zu ihrem "Cousin" mit zunehmendem Misstrauen und engagiert einen Privatdetektiv, der die früheren Machenschaften der beiden aufdeckt. Nun ist auch Niklas' kriminelle Energie geweckt. Weil ihm das Wasser finanziell bis zum Hals steht, bietet er Carolin und Timo einen Deal an: Die beiden sollen ihn ausrauben und ihm so zur Auszahlung der hohen Versicherungssumme auf die Juwelen und den Schmuck in seinem Laden helfen – oder besser: Timo soll Carolin kidnappen und von Niklas Lösegeld erpressen, dass sie sich anschließend in ihrer kriminellen Vereinigung teilen wollen. Ein gefährliches Spiel aus Lügen und Intrigen beginnt.

Darsteller:
Harald Krassnitzer («Tatort») als Niklas Siegl
Lisa Maria Potthoff («Bei aller Liebe») als Carolin Siegl
Fritz Karl («Zodiak – Der Horoskop-Mörder») als Timo Schneider
Elena Uhlig («Mit Herz und Handschellen») als Anke Panndorf
Simon Schwarz («Braunschlag») als Moritz Ettmayr
Alexander Held («Der Baader-Meinhof Komplex») als Arnold Ettmayr
Gregor Seberg («SOKO Wien») als Herr Haslinger

Kritik:
Hinter dem recht plakativen Titel versteckt sich eine kleine Perle des ZDF-Fernsehfilmjahres: «Trau niemals deiner Frau» gewinnt viel durch seine altmodische Dramaturgie, die zwar in weiten Teilen vorhersehbar bleiben mag, aber durch die stimmigen Überzeichnungen der Charaktere und die netten bis abstrusen Wendungen zu einem ganz eigenen Stil findet. Glaubwürdig sind die Verwicklungen natürlich beim besten Willen nicht, aber die Handlungsweisen der Figuren sind, ausgehend von der dramaturgischen Grundsituation, stets nachvollziehbar, wenn sie auch noch so abstrus sein mögen – womit die Voraussetzungen für eine mit Augenzwinkern erzählte Komödie vollumfänglich erfüllt sind.

Sicher: Manche Sequenz wäre komödiantisch vielleicht noch ein wenig ergiebiger gewesen und ein Helmut Dietl hätte manche Szenen vielleicht noch einen Tacken mehr auf den Punkt inszeniert als Lars Becker. Doch Beckers schnelle Schnitte und Detlef Michels pointierte Dialoge schaffen genug Dynamik, um den Spannungsbogen durchgehend aufrechtzuerhalten, während man angenehm schnell, gleichzeitig aber niemals konfus erzählt.

Natürlich gibt es, wie in den allermeisten öffentlich-rechtlichen Fernsehfilmen, auch Schwachstellen: etwa die anerzählte wiederaufkommende Liebelei zwischen der verschlagenen Wiener Upper-Class-Gattin Carolin und ihrem Einbrecher-Ex Timo, der mit Carolin und ihrem Mann das Entführungskomplott ausgeheckt hat. Das ist genauso vorhersehbar wie klischeehaft – und das wussten Becker und Michel wohl auch, da sie den Erzählstrang auf ein angenehmes (in diesem Fall also minimales) Ausmaß beschränkten und ihm so wenig Screentime einräumten wie unbedingt nötig.

Doch vor allem bei Komödien ist das ausgereifte Drehbuch oft nur die halbe Miete – und ohne diesen Top-Cast wäre «Trau niemals deiner Frau» wohl auch nur halb so gelungen. Harald Krassnitzer überzeugt mit einer komödiantischen Spitzenleistung, während seine Filmgattin Lisa Maria Ponthoff nicht nur die kleinen dramaturgischen Probleme ihrer Figur gut kaschieren kann, sondern in einer Vielzahl von Szenen zum Schreien komisch spielt. Bei beiden wie auch beim Rest des Ensembles sitzt der typisch österreichische trockene Humor hervorragend. Trau niemals einem plakativen Titel – sonst wäre einem hier eine witzige und nett erzählte Komödie entgangen.

Das ZDF zeigt «Trau niemals deiner Frau» am Dienstag, 18. Dezember 2012 um 20.15 Uhr.

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