Über das Niveau der Urlaubssendung «X-Diaries» kann man sich trefflich streiten: Es kann nicht allzu hoch sein, wenn selbst die Bild-Zeitung meint, sie treibe den Zuschauer zur Fremdscham an. Aber: Ein solches Format hat aktuell sicherlich das Potential zum Hit. Umso erstaunlicher ist daher, dass die vergangenen Staffeln von «X-Diaries» keineswegs über alle Zweifel erhaben waren – die Einschaltquoten befanden sich nach der ersten Season kaum über dem Senderschnitt, der große Erfolg stellte sich erst mit der Ausstrahlung eines Reruns ab Juli 2012 ein. Viel Aufmerksamkeit wurde daher der vierten Staffel zuteil, deren Premiere am 10. September anstand – und die die Erwartungen vollkommen erfüllte.
Die 81 Folgen umfassende vierte Staffel hielt für den Zuschauer zwei geschlossene Handlungsbögen bereit – der erste umfasste 40 Episoden und spielte auf des Deutschen liebster Insel, Mallorca. Ab Folge 41 erzählt die Serie von Ibiza. Das Konzept, «X-Diaries» im Sinne einer fortlaufenden Seifenoper zu gestalten, wurde mit Season vier erstmals umgesetzt. In der ersten Woche wurden die fünf Folgen durchschnittlich von 0,71 Millionen und 4,4 Prozent insgesamt eingeschalten, aus den Reihen der 14- bis 49-Jährigen fanden sich 0,48 Millionen ein, die einen Marktanteil von 8,9 Prozent generierten. Die zweite Folge beeindruckte dabei mit fast zweistelligen Werten in der Zielgruppe; 0,56 Millionen junge Fernsehende bedeuteten am 11. September ausgezeichnete 9,9 Prozent. Dieses Ergebnis stellte das höchste der gesamten Staffel dar und sollte nur noch ein weiteres Mal erreicht werden.
Die Folgewoche brachte einen nur leichten Rückgang des Zuschauerinteresses auf 0,70 Millionen und 4,34 Prozent im Gesamtpublikum mit sich. Auch bei den Werberelevanten wurden minimal schlechtere Einschaltquoten im Rahmen von 0,46 Millionen und 8,2 Prozent gemessen, die sich jedoch weiterhin deutlich über dem Senderschnitt befanden. Vom 24. bis 28. September durfte RTL II eine der erfolgreichsten Ausstrahlungswoche feiern. Zum Wochenbeginn wurden im Gesamtpublikum bei 0,89 Millionen Zuschauern 5,0 Prozent Marktanteil gemessen, bei den Jungen durfte der Sender gleichsam erfolgreiche 0,55 Millionen und 9,3 Prozent verbuchen. Den Marktanteil bei den Fernsehenden ab drei Jahren konnte «X-Diaries» am Dienstag wiederholen – im Anschluss gelang das keiner weiteren Episoden. Am 25. September wurde zudem zum zweiten Mal ein Zielgruppenwert von 9,9 Prozent bei 0,59 Millionen Zuschauern ausgewiesen. Im Schnitt erreichte die Woche 0,79 Millionen und 4,7 Prozent bei allen Zuschauern sowie 0,50 Millionen und 8,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Mit der höchsten absoluten Zuschauerzahl konnte die Mittwochsausstrahlung in der Woche vom 1. bis 5. Oktober glänzen. 0,97 Millionen Zuschauer und 4,6 Prozent ließen das Format nur knapp an einer siebenstelligen Zahl an Interessierten scheitern. Bei den Jungen wurden an diesem Tag nur unterdurchschnittliche 0,55 Millionen und 7,0 Prozent erreicht. Durchschnittlich wurden die Episoden der ersten Oktoberwoche von 0,75 Millionen und 4,2 Prozent insgesamt verfolgt, bei den Werberelevanten wurden 0,49 Millionen und 7,8 Prozent gemessen. In den Folgewochen blieben die Einschaltquoten sehr stabil, besonders gut kamen die Episoden vom 8. bis 12. Oktober an, die im Schnitt 0,79 Millionen insgesamt und 8,8 Prozent der jungen Zuschauer anlockten. Am 2. November endete die Geschichte auf Mallorca, zum Finale sahen noch einmal 0,83 Millionen und 4,2 Prozent insgesamt sowie 0,53 Millionen und 7,9 Prozent der 14- bis 49-Jährigen zu.
In der Woche vom 5. bis 9. November startete die Ausstrahlung der Handlung auf Ibiza. Die Einschaltquoten lagen mit 0,83 Millionen Fernsehenden und 4,1 Prozent insgesamt auf gutem Niveau, die 0,56 Millionen und 8,3 Prozent in der Zielgruppe bedeuteten, dass der neue Serienschauplatz beim jungen Publikum besser ankam, als die drei Wochen auf Mallorca zuvor. In der darauffolgenden Arbeitswoche konnten die Einschaltquoten noch einmal auf 0,88 Millionen und 4,3 Prozent bei allen gesteigert werden, auch das Interesse der 14- bis 49-Jährigen nahm mit 0,58 Millionen Einschaltungen und 8,7 Prozent noch einmal deutlich zu. Am 13. November wurde eine der erfolgreichsten Episoden ausgestrahlt. Sie kam auf die höchste Zuschauerzahl, sowohl im Gesamtpublikum (hier zusammen mit der Folge vom 3. Oktober) als auch bei den Werberelevanten. Gemessen wurden 0,97 Millionen und 4,7 Prozent insgesamt sowie hervorragende 0,66 Millionen und 9,8 Prozent Marktanteil bei den Jungen.
Innerhalb der nächsten vier Wochen wurde ein Wochendurchschnitt von über acht Prozent Marktanteil in der Zielgruppe nicht mehr erreicht. Kurz vor Weihnachten folgte im Zeitraum vom 17. bis 21. Dezember ein kleiner Einbruch der Zuschauerzahlen. In dieser Woche sahen durchschnittlich nur 0,72 Millionen und 3,6 Prozent insgesamt zu, bei den Jungen wurden 0,43 Millionen und 6,86 Prozent gemessen. Damit befand sich der Marktanteil beim Gesamtpublikum sogar unter dem Senderschnitt, während die Werte in der Zielgruppe weiterhin deutlich darüber lagen. Noch weiter bergab ging es für RTL II mit dem neuen Jahr. Von Mittwoch, dem 2. Januar, bis Freitag, den 4. Januar, wurden die sechs verbleibenden Episoden in Doppelfolgen versendet. Dass die Ausstrahlung damit schon um 17.00 Uhr begann, hatte die meisten Fans des Formats wohl nicht erreicht – die Einschaltquoten der jeweils zuerst programmierten Episode lassen das zumindest vermuten.
So schalteten am 3. Januar um 17.00 Uhr nur 0,52 Millionen und 2,8 Prozent insgesamt ein, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 0,29 Millionen und 4,8 Prozent gemessen. Eine Stunde später stieg die Quote deutlich an – «X-Diaries» wurde nun, zur üblichen Sendezeit, von 0,85 Millionen und 3,8 Prozent insgesamt sowie 0,60 Millionen und 8,5 Prozent der Jungen verfolgt. Grund für das „Wegsenden“ des Formats war der Start von «Köln 50667» in der Folgewoche, von dem sich RTL II noch höheres Zuschauerinteresse verspricht. Sollte der Sender planen, künftige Folgen von «X-Diaries» vor «Köln 50667» um 17.00 Uhr zu platzieren, sollten die Ergebnisse der finalen Ausstrahlungswoche als „Testlauf“ Sorgen bereiten.
Insgesamt war das Format in der vierten Staffel jedoch äußerst erfolgreich. Durchschnittlich wurden die Episoden von 0,76 Millionen und 4,0 Prozent insgesamt verfolgt, bei den 14- bis 49-Jährigen stehen unterm Strich 0,49 Millionen und 7,8 Prozent. Damit liegt «X-Diaries» deutlich über dem Senderschnitt von 3,8 bzw. 5,9 Prozent – und das, obwohl die letzten Folgen das Ergebnis deutlich nach unten korrigierten. Dies macht sich auch bei der Auswertung der einzelnen Handlungsstränge bemerkbar. Zwar wurde auf Ibiza mit 0,76 Millionen im Durchschnitt ein ziemlich identisches Gesamtpublikum als auf Mallorca gemessen (0,75 Millionen), die Ausstrahlungen im neuen Jahr führten allerdings dazu, dass das „17. Bundesland“ mit 8,2 Prozent einen deutlich besseren Marktanteil bei den Jungen einfuhr. Hier kam Ibiza nur auf 7,4 Prozent. Dennoch steht quotentechnisch außer Frage, dass RTL II weiterhin auf das Format setzen wird – verhindern könnte das nur die eher unwahrscheinliche Ernennung von Marcel Reich-Ranicki zum neuen Programmchef.