RTL hat bekannt gegeben, die Dreharbeiten seiner neuen Geburtsdoku, die für Sommer angekündigt war, zu stoppen. Das Format «Babyboom», das in Deutschland von der Münchner Firma Shine Germany umgesetzt werden sollte, kommt eigentlich aus Großbritannien, heißt dort «One Born every Minute» und wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem BAFTA (Preis der Britischen Akademie der Film- und Fernsehkunst). In Berlin starteten die Dreharbeiten am 15. Februar. In einem Klinikum hatte Shine Germany rund 30 Kameras fest installiert – gefilmt wurden Teilbereiche des Klinikums, nach Senderangaben waren alle Beteiligten mit dem Projekt einverstanden.
Letztlich war es aber der Berliner Senat, der nach Boulevard-Schlagzeilen wie „«Big Brother» im Kreißsaal“, einen Drehstopp verhängte. Gesundheitssenator Mario Czaja von der CDU wies die Geschäftsführung des Krankenhaus-Konzerns Vivantes an, die Filmarbeiten über die Arbeit in der Geburtsstation bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 20. März einzustellen. Eine Sitzung des Senats am vergangenen Dienstag hatte keine weitere Bewegung gebracht, weshalb RTL das Projekt nun beendet.
Sendersprecher Christian Körner sagt: "Wir bedauern sehr, dass es dem Land Berlin nicht möglich war, eine Entscheidung in dem Zeitrahmen herbeizuführen, den wir für eine Fortsetzung der Produktion gebraucht hätten. Wir haben die Verantwortlichen darauf hingewiesen, dass sich Geburten bekanntlich nicht beliebig verschieben lassen. Auch über die erheblichen Kosten des Produktionsabbruchs ist der Senat informiert. Wir bedauern zudem, dass der Gesundheitssenator Mario Czaja die Einladung des Produzenten zum persönlichen Gespräch, welches offene Fragen zum Projekt direkt am Ort des Geschehens hätte klären können, schlicht unbeantwortet ließ. Der einfache und eher gängige Grundsatz, dass man zunächst alle Seiten hören sollte, hätte eine international erfolgreiche und preisgekrönte, Dokumentation über eines der schönsten Themen der Welt ermöglicht und unnötigen Ärger verhindert."
RTL verwies auf den enormen wirtschaftlichen Schaden, der durch den Produktionsstop entstanden ist. Die Schuld gibt RTL der Berliner Politik und beäugt nun den kompletten Standort kritisch. Körner: "Als verlässlicher Produktionsstandort hat sich Berlin im Umgang mit dieser nun gescheiterten TV-Produktion ganz sicher nicht empfohlen."