Filmfacts «Die Jagd»
- Kinostart: 28. März 2013
- Genre: Drama
- Laufzeit: 115 Min.
- FSK: 12
- Kamera: Charlotte Bruus Christensen
- Musik: Nikolaj Egelund
- Autor: Tobias Lindholm, Thomas Vinterberg
- Regie: Thomas Vinterberg
- Darsteller: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Annika Wedderkopp, Lasse Fogelstrøm, Susse Wold u.a.
- OT: Jagten (DK/S 2012)
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/wildbunch/features/diejagd/diejagd_03__W200xh0.jpg)
«Die Jagd» erzählt von dem geschiedenen Lehrer Lucas (Mads Mikkelsen), der, nachdem er vor einiger Zeit seinen Job verloren hat, nun in einem kleinen dänischen Dorf als Kindergarten-Erzieher arbeitet. Dort ist er sowohl bei seinen Kollegen als auch bei den Kindern sehr beliebt. Besonders die kleine Klara (Annika Wedderkopp), die Tochter von Lucas’ bestem Freund Theo (Thomas Bo Larsen), scheint für ihn gar eine kindliche Liebe zu hegen. Als Lucas dies mitbekommt und Klara ihm obendrein aus heiterem Himmel einen kleinen Kuss auf den Mund gibt, belehrt der Erzieher das Mädchen darüber, dass sie so etwas nur bei ihren Eltern tun sollte. Aus Trotz über diese Zurückweisung erzählt Klara daraufhin wenig später der Leiterin des Kindergartens, dass Lucas sich vor ihr entblößt habe. Ohne sich wirklich über die Bedeutung ihrer Worte im Klaren zu sein, tritt sie mit ihrer kleinen Lüge einen Aufruhr los, der schon bald verheerende Ausmaße annimmt.
Thomas Vinterberg hat sich mit «Die Jagd» erneut einer heiklen und bedeutenden Thematik gewidmet, deren Tragweite er versucht mit einer komplexen Herangehensweise gerecht zu werden. Auf der einen Seite herrscht zweifellos Verständnis für die aufgebrachte Stimmung in der Dorfgemeinschaft angesichts der sensiblen und ernst zu nehmenden Problematik des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Auf der anderen Seite schildert Vinterberg jedoch auch die erschreckenden Folgen, die vorschnell aufgrund einer vereinzelten vagen Aussage gefällte Urteile sowie die sich daraufhin in Windeseile entwickelnde und bald einer Hexenjagd gleichende Gruppendynamik nach sich ziehen können. In diesem Spannungsfeld baut Vinterberg eine äußerst beklemmende Atmosphäre innerhalb des nach außen so idyllisch wirkenden Dorflebens auf.
Gerade weil der Zuschauer um die Unschuld des Protagonisten weiß, ist der Umstand, dass sich seine Mitmenschen zunehmend geschlossen gegen ihn wenden, oftmals kaum auszuhalten. Die schweren Anschuldigungen gegen Lucas verselbständigen sich fast schon und verbreiten sich wie ein Lauffeuer im Dorf. Unter dessen Anwohnern besteht so schon bald kein Zweifel mehr an Lucas’ vermeintlichen Taten, was sie ihm gegenüber auf immer explizitere Art deutlich machen. Seine intensive Wirkung verdankt «Die Jagd» nicht zuletzt auch seinem großartigen Hauptdarsteller Mads Mikkelsen («Adams Äpfel», «James Bond: Casino Royale»), der mit einem nuancierten Spiel die Gefühlslage seiner Figur mit Bravour illustriert und dafür völlig zurecht als Bester Schauspieler bei den letzten Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet worden ist.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/wildbunch/features/diejagd/diejagd_02__W200xh0.jpg)
Mit «Die Jagd» schuf Thomas Vinterberg alles in allem ein ungemein packendes und zugleich oftmals schwer zu ertragendes Drama, das seinem großartigen Dogma-Film «Das Fest» in nichts nachsteht. Die unbequeme Intensität und zunehmende Anspannung der geschilderten Ereignisse entfalten gerade im Kontrast mit der äußerst gemächlichen, immer wieder auch mit malerischen Naturaufnahmen angereicherten Inszenierung ihre volle Wirkung. Mal völlig ohne Worte, mal in überaus fesselnden Dialogen und immer unterstützt durch seinen ausgezeichneten Hauptdarsteller Mads Mikkelsen fordert Vinterberg mit seinen aufgeworfenen und ungelösten Fragen sowie gezielten Denkanstößen sein Publikum zur eingängigen Reflexion über die von ihm angesprochenen, gewichtigen Themen auf. So wirkt «Die Jagd» auch noch lange über den unbedingt zu empfehlenden Kinobesuch hinaus nach.
«Die Jagd» ist ab dem 28. März in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.