Die Kritiker

«Eine unbeliebte Frau»

von

Das ZDF setzt seine Taunuskrimi-Reihe fort, doch die Qualitäten des ersten Teils gehen verloren.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Regie: Thomas Roth
  • Drehbuch: Anna Tebbe (nach einem Roman von Nele Neuhaus)
  • Kamera: Philipp Timme
  • Musik: Steffen Kaltschmid & Fabian Römer
Die Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff werden in einen beschaulichen Taunus-Wald berufen, um dort nach Spuren der verschwundenen kleinen Marie Kerstner zu suchen, die während eines Kita-Ausfluges verloren ging. Während der Ermittlung stößt das Duo auf die Leiche des Oberstaatsanwalts Hardenbach, der den Indizien nach mit einem Jagdgewehr Selbstmord beging. Um der Vermutung nachzugehen, ob die beiden Fälle zusammenhängen, befragen die Kommissare die Witwe des Oberstaatsanwalts, die derzeit eine exklusive Reitanlage besucht. Dort finden die Ermittler eine zweite Leiche auf: Die Mutter des verschollenen Mädchens. Eine Obduktion ergibt, dass die junge Mutter kurz vor ihrem Tod betäubt wurde. Als sich herausstellt, dass Maries Mutter in der High Society, die auf der Reitanlage regelmäßig verkehrt, als manipulatives Miststück angesehen wurde, erweitert sich der Kreis der Verdächtigen schlagartig ...

Darsteller


Tim Bergmann («Hochzeiten 2») als Oliver von Bodenstein
Felicitas Woll («Berlin, Berlin») als Pia Kirchhoff
Julian Weigend («Medcrimes») als Henning Kirchhoff
Julika Jenkins («Allein gegen die Zeit») als Cosima von Bodenstein
Julius Römer («Da kommt Kalle») als Lorenz
Sina Fredrich («Schneewittchen muss sterben») als Rosalie

Kritik


Mit seinem neuen Taunuskrimi «Eine unbeliebte Frau» schickt das ZDF das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff nach rund dreimonatiger Pause wieder auf Sendung. Die vielseitige Frontfru Felicitas Woll und ihr gut mit ihr harmonierender Kollee Tim Bergmann stolpern bei ihrem zweiten Einsatz jedoch auf äußerst unaufregende Weise durch das dörfliche Gebiet nahe der Metropole Frankfurt: Bestach der erste Taunuskrimi «Schneewittchen muss sterben» immerhin noch mit atmosphärischen, schemenhaften Bildern sowie mit einem soghaften Plot, wandern die Kommissare in diesem Krimi von A nach B, entdecken einen ihre bisherigen Vermutungen auf den Kopf stellenden Beweis (gerne in Form einer Leiche, die drastisch genug fotografiert ist, um das ältere Publikum zu schocken, aber noch immer harmlos genug, um es nicht nach der Fernbedienung greifen zu lassen), und dann geht es von B nach C.

Komplikationen, die die Kommissare vor moralische oder intellektuelle Herausforderungen stellen, ergeben sich ebenso wenig wie actionhafte Spannungsmomente. Das Grundgerüst für einen passablen Fernsehkrimi ist vorhanden, jedoch fehlen sämtliche Elemente, die aus diesem Gerüst ein stimmiges Gesamtwerk machen. Die Figurenzeichnungen stammen aus der Klischee-Mottenkiste (die verruchte Rabenmutter, die arroganten oberen Zehntausend, …) und die Dialoge sind allesamt ungeschliffen. Die Kommissare fragen Verdächtige geradeheraus nach den wichtigen Informationen, während Nebenfiguren nur dazu dienen, Exposition zu liefern. Und am Ende geht eh alles so aus, wie man es spätestens nach der Hälfte der Laufzeit erwartet.

Mit dem zweiten Taunuskrimi tut sich das ZDF keinen Gefallen. Die Anfang des Jahres neu eingeführten Krimi-Hauptfiguren werden zu Pappfiguren degradiert, der prominente Name der Buchautorin Nele Neuhaus für eine dünne, fernsehtaugliche, verwässerte Version des Bestsellers „Eine ungeliebte Frau“ verschachert und die Atmosphäre, die sich zunächst als Aushängeschild der neuen Krimireihe anschickte, ersatzlos gestrichen. Vielleicht klappts wieder beim nächsten Mal.

Das ZDF strahlt «Eine unbeliebte Frau» am Montag, den 13. Mai 2013, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/63711
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