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Gleich zu Beginn hört man Wolfgang Petry. Gut, die Stimme ist etwas dünn und beliebig geworden, aber immerhin klingt der Wolle auf seine alten Tage doch erstaunlich jung. Erst nach einem genaueren Blick auf die Bühne offenbart sich: Es ist gar nicht der Wolle, sondern dessen weitaus uninteressanterer Sohn Achim Petry, der sich einmal mehr des alten Stoffs seines Vaters bedient. Auf einer mickrigen, kleinen Bühne steht er da vor wenigen, überwiegend stehenden Zuschauern. Das Geld reichte in Halle einfach nicht für mehr als 30 Stühle. Demotiviert, gezeichnet von Jahren harter Arbeit und schlechter Musik hockt das Publikum dort entgeistert, lediglich aufgrund seiner kognitiven Dissonanz klatscht es gequält zu den einstigen Hits "Verlieben, verloren, vergessen, verzeihn" und "Wahnsinn" und sucht vergeblich nach dem richtigen Takt. So sieht sie wohl aus, die Karriere-Hölle (Hölle, Hölle!), könnte er denken, der arme Achim.
Aber nein, keine Angst: Des Achims Musikkarriere ist noch lange nicht vorbei, es gibt schließlich so viele Songs seines Vaters, die er noch nicht 1:1 kopiert hat. Er ist nur bei Sat.1 Gold gelandet, dem Programm-El Dorado der Wechseljahre-Generation - und dann auch noch in der kultigsten Schlagerparade, welche je das Tageslicht erblickt hat. Das zumindest versucht uns Alexander Klaws einzureden, der aktuell offenbar nicht seinen Verpflichtungen beim «Tarzan»-Musical nachkommen muss und sich selbst ebenso beweisen möchte, dass er ein guter Moderator ist wie den fünf Menschen, die sich auf der heimischen Fernbedienung verdrückt haben und nun diese Gruselparade mit ansehen müssen. Immerhin, Klaws ist bei weitem nicht das Schlimmste, was «Goldschlager» zu bieten hat. Zwar pflegt er einen sehr engen Blickkontakt zu seinen Moderationskarten und ringt seinem Gesicht jede Begeisterung für die Musik, die er dort zu promoten hat, mühsam ab, aber zumindest letzteres kann man ihm nun wirklich nicht verübeln. Davon abgesehen führt er solide und durchaus charmant durch die musikalische Geisterbahn.
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Immerhin zeigt Drews gewisse Entertainer-Qualitäten, als er zwischen seinen zahlreichen Songs mit dem Publikum interagiert und einem besonders großen Fan sogar eine alte LP unterzeichnet. Abschließend plaudert er noch ein wenig mit Klaws und der inzwischen hinzugestoßenen Co-Moderatorin Isabel Varell, gibt schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf seine neue Single ("oh-oh-oh-oooooooh") und verabschiedet sich anschließend. Schon bald wird man diesen Abschied bereuen, denn als nächste Gigs sind Tony Marshal und der Wendler angekündigt, der sich inzwischen jedoch nur noch Michael Wendler nennen darf. Marshal performt mit besonders speziellen Bewegungen endlich mal wieder Schöne Maid, Wendler spielt in seiner gewohnt sympathisch-dezenten Art einer gewissen Anika zum Sound von Mr. Saxobeat die große Liebe vor. Bei einer derart knisternden Erotik wäre es wohl vermessen, von den beiden auch noch zu verlangen, die Münder einigermaßen korrekt zum Vollplayback zu bewegen. Hach, Musikherz, was willst du weniger!?
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Es folgen weitere traumhaft schlechte musikalische Beiträge von Fantasy, Norman Langen, G.G. Anderson und Annemarie Eilfeld. Letztere versucht sich an einer deutschen Version von Pinks Try, die überraschenderweise nicht im Ansatz ans Original herankommt. Für das Moderations-Duo zählt hingegen nur, dass es auf Deutsch gesungen wird und fast so ein bisschen nach Schlager klingen könnte. Stimmt. Fairerweise muss man jedoch auch sagen, dass es zumindest ein paar wenige ordentliche Auftritte zu sehen gibt: Beide Songs von Ute Freudenberg sind durchaus solide gemacht und stilvoll vorgetragen, Heino begeistert den Saal mit seiner Junge-Interpretation und Alexander Klaws versucht sich daran, endlich dieses lästige Dauerplayback stimmlich zu überstrahlen. Letzteres klingt dann leider relativ bescheiden und kommt nicht im Ansatz an seinen starken «DSDS»-Auftritt heran, aber alleine in dieser Show wenigstens ein paar live gesungene Passagen zu hören, weckt den paralysierten Musikinteressenten kurzzeitig auf. Davon abgesehen sollten sich diese Sendung tatsächlich nur eingefleischte Fans des Schlagers ansehen - SEHR eingefleischte Fans des Schlagers.