Die Wochenschau

Ruhig (sagt) Brauner!

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Während Jo Brauner den Streit zwischen Jan Hofer und Marc Bator zu schlichten versuchte, tröstete Franziska Reichenbacher zum Abschied ihre geliebten Lotto-Kugeln. Steigerungen sind möglich: Störendes Handy im «Presseclub», Innovationen beim „TV-Hackday“, Steinbrück in Strunz-Talk und Christiansen jenseits vom Hamsterrad.

25. KALENDERWOCHE 2013

SONNTAG - 23. Juni
Handy unterm Tisch
Vor einem guten Jahr war in der „Wochenschau“ schon einmal die Rede von Handys im «Presseclub». Seinerzeit durften alle Journalisten am Tisch offiziell während der Sendung eins vor sich liegen haben. Letzten Sonntag hatte hingegen nur eine Journalistin unerlaubt und heimlich unter dem Tisch ihr eingeschaltetes Handy dabei. Es handelte sich ausgerechnet um die Publizistin Tanja Dückers, die am altbackensten in der Runde wirkte. Ihr Gerät machte sich lautlich bemerkbar und Moderator Jörg Schönenborn bat sie, es auszuschalten. Das schaffte Dückers bezeichnenderweise so schnell nicht, also ließen beide das Ding einfach unten liegen.

MONTAG - 24. Juni
„TV-Hackday“ in der BLM
Es gibt doch tatsächlich eine Bayerische Landeszentrale für neue Medien! Die vermeldete Montag eine erfolgreiche Premiere des sog. „TV-Hackday“. Den wiederum führte sie vom 21. bis zum 23. Juni mit Unterstützung des Mediennetzwerks Bayern, das es erstaunlicherweise auch gibt, in ihren eigenen Räumen durch. Weitere Partner waren übrigens das ZDF, Joiz, Philips, ProSiebenSat.1, Castaclip, t3n und die Axel Springer Digital TV Guide GmbH. Die gibt es ebenfalls alle. Unglaublich. Wozu die Aktion nun diente: Programmierer und TV-Macher entwickelten neue Lösungen im TV-Bereich zu kreativer Hard- und Software. Gibt es sowas?

DIENSTAG - 25. Juni
Peer bei Claus
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück klabastert derzeit im Pseudo-Wahlkampf so einige Talkshow-Stationen im TV ab. Am späten Dienstagabend stand er bei Claus Strunz in Sat.1 am durchsichtigen Pult und stellte sich «Eins gegen Eins» den Fragen von Jungwählern. Die wurden im Fünf-Minuten-Takt von Strunz ausgewechselt, wirkten alle künstlich und waren in der Mehrzahl 18 Jahre alte Berliner. Ihnen gegenüber kam selbst der Peer sehr sympathisch rüber. Sein schwarz-grüner Schlips sorgte wohl dafür, dass er zur Sicherheit gleich vier Mal unter seiner Namenseinblendung als „Herausforderer von Angela Merkel“ bezeichnet wurde.

MITTWOCH - 26. Juni
Christiansen jenseits vom Hamsterrad
Puh! Obwohl es eigentlich auch niemanden interessiert, hat die GALA Mittwoch bei der fast schon in Vergessenheit geratenen Sabine Christiansen angefragt, ob sie sich denn noch einmal eine Rückkehr ins regelmäßige Fernsehen vorstellen könne. Kann sie aber zum Glück nicht. Durchatmen! Christiane Sabinsen... äh... Sabine Christiansen vermisse das Rampenlicht überhaupt nicht und zeigte sich froh, aus dem Hamsterrad ihrer Talkshow-Zeit heraus zu sein. Da habe sie meist sieben Tage die Woche gearbeitet, was man sich in dem Gewerbe kaum vorstellen kann. Heute sitzt sie übrigens im Aufsichtsrat von Hermes. Weil´s gut ankommt!

DONNERSTAG - 27. Juni
Ruhig (sagt) Brauner!
Dass sich Leute wie Jan Hofer und Marc Bator zoffen können, hätte wohl nie jemand für möglich gehalten. Dass einer wie Jo Brauner als Streitschlichter fungiert, schon eher. Beides ist diese Woche geschehen, letzteres ging Donnerstag aber etwas unter. Tatsächlich sagte der frühere Chefsprecher der «Tagesschau» im Interview mit der TV-Zeitschrift Auf einen Blick: „Die beiden sollten sich vertragen. Solche Streitigkeiten gehören nicht in die Öffentlichkeit. Wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, bleibt immer auch etwas an der «Tagesschau» hängen.“ Gerade letzteres hatte Bator aber bestimmt beabsichtigt und Hofer fiel drauf rein.

FREITAG - 28. Juni
Das regionalste Dritte
Eigentlich ist es doch selbstverständlich, dass alle dritten Programme regional geprägt sind. Da kommt es auf das genaue Maß gar nicht an. Dem SWR reicht seine bisherige Regionalität aber nicht mehr aus, denn Freitag verkündete der Sender des Südwestens am Rande der Tagung des ARD-Rundfunkrats in Mainz eine Neuausrichtung mit mehr Bezug zu Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in fast allen Programmfarben. Obendrein soll alles „klarer, verständlicher und moderner“ werden. Ob das zusammenpasst und der SWR nicht schon das modernste Dritte ist? Intendant Boudgoust hat einfach immer Spaß daran, Sender umzubauen.

SAMSTAG - 29. Juni
„Tschüss, Lotto-Kugeln!“
Nachdem Flori Silbereisen, in quietschigen Neonfarben gekleidet, sein Sommerfest beendet hatte, begann nach 58 Jahren die letzte althergebrachte Lotto-Ziehung im Ersten Deutschen Fernsehen. Franziska Reichenbacher war zwar nicht die ganze Zeit Lotto-Fee, scheint aber dennoch eine innige Beziehung zu den nun wegfallenden Lotto-Kugeln gehabt zu haben. „Es war immer schön mit euch!“ tröstete sie ihre kleinen, runden Freunde. Da sie weiterhin die Zahlen aus dem Off einspricht, brauchte sie sich gar nicht vom Publikum zu verabschieden, sondern nur von den Kugeln: „Tschüss, Lotto-Kugeln! Viel Glück und alles Gute!“. Echt putzig!


Eine dermaßen ARD-lastige „Wochenschau“ gab es noch nie. An ihrem Ende bleiben manche Fragen offen, was typisch für die ARD ist: Wieso tagt der ARD-Rundfunkrat ausgerechnet im ZDF-Revier in Mainz? Weshalb scheint Peter Boudgoust löblicherweise der einzige ARD-Intendant zu sein, der an Umwälzungen interessiert ist? Hat sich Tanja Dückers inzwischen schon ein neues Handy zugelegt? Ist Jo Brauner im Rahmen eines Rentnerjobs als Streitschlichter im Ersten angestellt? Bekommt er deswegen bald eine eigene Doku-Soap? Und was machen eigentlich fortan die Lotto-Kugeln, wenn sie nun im Ruhestand sind? Unterstützen sie Jo Brauner beim Schlichten? Oder darf Franziska Reichenbacher sie mit nach Hause nehmen und abends im Bett mit ihnen kuscheln? Man weiß das alles nicht.
Von daher zum Abschluss lieber eine Frage, deren Antwort gleich zu geben ist und die nur am Rande was mit der ARD zu tun hat: Warum moderiert eigentlich nicht Claus Strunz für ProSiebenSat.1 das «TV-Duell»? Schließlich hat er diese Woche schon einmal mit Steinbrück geübt (der selbst bereits im abschließenden 30-Sekunden-Statement für das Duell üben konnte), ist im Vergleich zu Stefan Raab Journalist und moderiert im, vom Papier her, ersten Sender der Gruppe. Normalerweise hätte er also das Vorrecht vor Raab gehabt. Der aber ist stärker in der Senderfamilie verankert, populärer und zieht angeblich besser junge Zuschauer an. Die Qualifikation wird somit egal. Das wiederum ist typisch für Privatsender.

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