Verwandtenaffäre
Im vergangenen Frühjahr sorgten Meldungen für Aufregung, dass eine Reihe von Abgeordneten und Regierungsmitgliedern im bayerischen Landtag Familienabgehörige auf Staatskosten beschäftigt hatten.So sagte Seehofer in einem Interview mit der Main-Post, dass das Team der investigativen TV-Sendung «Monitor» "raus aus Bayern" müsse. Hintergrund sind Fragen des Journalisten Stephan Stuchlik, der für die WDR-Produktion in der so genannten Verwandtenaffäre die Landtagspräsidentin Barbara Stamm bei einem Wahlkampftermin in Würzburg befragen wollte - und sie dabei angeblich stark bedrängte. Nachdem sich Stamm beim Landesvater über die wiederholten Nachfragen beschwerte, fiel der nun kontrovers diskutierte Satz.
Am Montag äußerte sich WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn zu den Vorkommnissen und nahm das Journalistenteam in Schutz: "Mag sein, dass unsere Fragen für hohe politische Amtsträger manchmal unbequem sind. Aber wir stellen sie, auch in Bayern. Auch dort gilt die Rundfunkfreiheit." Mit Sorge beobachte er regelmäßig, dass "uns bei unbequemen Themen aus allen politischen Parteien Interviewtermine trotz mehrfacher Anfragen immer wieder verweigert werden." Dies sei "leider nicht nur ein bayerisches Problem".
Auch für Sonia Mikich, Inlands-Chefin des Westdeutschen Rundfunks, steht fest, dass sich das Fernsehteam adäquat verhalten habe. "Es ist unser Job, direkt und wenn notwendig auch mehrmals nachzufragen." Es sei Teil des investigativen Journalismus, dass "Reporter fragen und Politiker antworten. Oder sie lenken eben ab. Und falls der freundliche Passauer Stephan Stuchlik nicht mehr über die bayerische Landesgrenze kommen darf, bekommt er gewiss politisches Asyl im liberalen NRW."
Stuchlik selbst ist verwundert, dass man ihn "als gebürtiger Bayer aus meinem Heimatland rauswerfen" will. Dass er den schlichten Verweis der Landtagspräsidentin auf die Webside des Landtags nicht einfach hingenommen hat, sei "vollständig legitim". Auch in der Politik hat das Team um Stuchlik eine breite Rückendeckung vorzuweisen, denn nicht nur SPD und Grüne kritisierten Seehofer scharf, sondern sogar der Koalitionspartner FDP.