Popcorn & Rollenwechsel

It's Okay to Sing!

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Unser Kolumnist erklärt, weshalb in Musicals wild drauf losgesungen werden darf.

Musicals – eine große Kunstform innerhalb der Filmgeschichte. Insgesamt zehn Musicals heimsten in der Historie der Academy Awards den Preis für den besten Film ein, womit die Verschmelzung aus Handlung, Musik und Tanz bei den Oscars besser dasteht als etwa der Science-Fiction-, Horror- oder Actionfilm. Die Musicalverfilmung von «Der Zauberer von Oz» ist einer der am häufigsten referenzierten Filme aller Zeiten und gleich zwei Musicals wurden vom American Film Institute zu den zehn wichtigsten Werken der Hollywoodgeschichte gekürt.

Und dennoch muss man nicht weit blicken, um Musicalgegner zu finden. „Was soll das dauernde Gesinge?“, heißt es dort. „Da ist doch unrealistisch!“, heißt es hier. „Ich will einen Film sehen, keine Musik hören!“, wimmern andere.

Selbstredend kann man niemanden zwingen, eine Kunstform zu mögen. Manche bekommen bei Rapmusik einen Brechreiz, andere finden es per se langweilig, wenn Filme in der Wüste spielen. Doch Geschmacksfragen hin oder her: Lässt sich noch von Musicalfilm zu Musicalfilm argumentieren, ob die Musik den eigenen Geschmack trifft oder nicht, ist es dagegen ein äußerst absurder Punkt, den Realismus von Musicals anzuzweifeln.

Mit diesem Argument ließe sich die gesamte Filmgeschichte auseinander pflücken: Wieso läuft in «Fluch der Karibik» Musik, wenn Käpt'n Jack Sparrow eine Brücke entlangläuft? Im echten Leben kommt kein passender Soundtrack daher und erfüllt die ganze Stadt, wenn ich über eine Brücke gehe. Wieso ist «Schindlers Liste» in Schwarz und Weiß? Der Zweite Weltkrieg fand doch in Farbe statt! Und weshalb verdammt wird «Memento» rückwärts erzählt? Also, mein Leben verläuft vorwärts!

So etwas nennt sich Stilmittel. Film ist ein Medium, in dem mal mehr mal weniger kunstvoll eine Geschichte erzählt wird. Gedichte reimen sich, Theaterstücke haben im Normalfall eine Aktpause. In der «High Fidelity»-Filmadaption spricht John Cusacks Figur mit dem Zuschauer. Manche Filme unterstützen ihre Geschichte, indem sie sich zu visuellen Eigenheiten entscheiden. Schwarzweiß etwa, oder Blaufilter. In anderen Filmen wird kaum gesprochen. Und in Musicals nunmal gesungen. Es ist der Stil des Films, und da es sich um keine Dokumentation handelt, darf sich ein Musical ebenso freimütig künstlerische Freiheiten nehmen wie andere Filme auch.

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