5 Köpfe

Serien im Originalton: Braucht's das?

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Am Dienstagabend startet ProSieben Maxx, 60 Millionen Menschen können den neuen Sender sehen. Er bietet unter anderem auch Serien im Originalton mit Untertiteln. 5 Redakteure, 5 Meinungen dazu.

Manuel Weis, Chefredakteur Quotenmeter.de


Ohne Frage: Serien im Originalton sind ein nettes Gimmick und ganz sicher gibt es in Deutschland auch einige Fans, die genau darauf gewartet haben. Es dürfte aber eine vergleichsweise geringe Anzahl sein; weshalb ProSieben Maxx nicht darauf alleine abzielen darf. Nur über OmU wird man sich also nicht nachhaltig definieren und etablieren. Das könnte dem Sender ohnehin schwerer fallen: Tagsüber ein Kindersender, abends eine Art Fernsehen für echte Männer, die es Krachen sehen wollen? Vielmehr ist der kleine ProSieben-Bruder wohl eine Möglichkeit auch speziellere Formate - beispielsweise das hochgelobte «House of Cards», das bei der Masse aber wohl auf Ablehnung stößt - ins Free-TV zu bringen. Auf Englisch. Und auch synchronisiert. So wird ein Schuh draus. Vermutlich gibt es weitaus schlechtere Nachrichten als die Tatsache, dass ProSieben ab Dienstagabend einen kleinen Bruder hat.

David Grzeschik, Redakteur Quotenmeter.de


Jede Übersetzung ist ein Verrat am Original. Über diesen - zugegeben recht philosophischen - Gedanken von Helmuth Plessner ließe sich mit Sicherheit ausgiebig diskutieren. Unbestritten ist aber, dass bei der Synchronisation englischsprachiger Filme und Serien häufig eine Menge - beispielsweise an Wortwitz - verloren geht. Verständlich, schließlich hat Sprache eine körnige Struktur und ist nicht eins zu eins übertragbar. Insofern ist die Idee der Originalausstrahlung mit Untertitel bei ProSieben Maxx als durchaus interessante Idee zu werten. Viele Serienfreaks nutzen schließlich schon längst das Internet, um ihre Lieblingsserien (zumeist illegal) im Originalton zu sehen. Nun erhalten sie also die Chance, dem nicht nur am Schreibtisch, sondern auch ganz legal vor der Flimmerkiste nachzugehen.

Sicherlich: Kaum jemand wird auf diese Strategie sehnsuchtsvoll gewartet haben, nur wenige würden die Serien im Originalton wieder vermissen. Eine ganz nette Ergänzung zum vorhandenen Angebot der TV-Sender ist es dennoch mit Sicherheit. Warum also nicht?

Elisabeth Söllner, Praktikantin:


Innovativ, aber auch mutig. Mit dieser Programmplanung betritt der junge Sender ProSieben Maxx eine neue Sparte im deutschen TV, die es so bisher nicht gab und mit der er sich sicherlich von anderen Sendern abheben wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die gezeigten US-Formate in ihrem Originalton gut angenommen werden, da sich viele Serienfans ihre Lieblingsserien ohnehin bereits online oder auf DVD/Blu-ray in englischer Sprache ansehen. Ab sofort ist das jetzt auch im Free-TV möglich. Die Beweggründe der Serienfans sind oft die Verbesserung der eigenen Englischkenntnisse, aber auch die Serie in ihrem Originalton zu hören, da die Charaktere hier meist authentischer und überzeugender wirken als in der synchronisierten Version. Für Zuschauer, die kein sicheres und fließendes Englisch sprechen, bietet ProSieben Maxx mit den eingeblendeten deutschen Untertiteln eine hilfreiche Unterstützung. Trotz des Risikos, dass das neue Programmangebot nicht zufriedenstellend angenommen wird, versucht sich ProSieben Maxx hier in einem neuen Geschäftsfeld auf dem deutschen TV-Markt, das durchaus gute Chancen auf Erfolg hat. Und mit dem starken Mutterkonzern ProSiebenSat.1 im Rücken kann sich der Sender auch eine experimentierfreudige Programmplanung leisten.

Manuel Nunez Sanchez, Redakteur Quotenmeter.de


Die Forderung zahlreicher Fans internationaler Serien, doch bitte endlich ein Angebot zu bekommen, bei dem sie ihre Formate im Originalton hören können, wird nun mit dem Start von ProSieben Maxx zumindest in Teilen erhört. Somit stellt sich die Frage eigentlich überhaupt nicht, ob ein solches Konzept seine Daseinsberechtigung hat, da es auf der einen Seite schon seit Jahren eine Nachfrage gibt und zum anderen der Wunsch absolut legitim ist, ein Werk völlig unverfälscht so präsentiert zu bekommen, wie es dessen Verantwortlichen produziert haben. Insbesondere in unserer immer breiteren und vielfältigeren Senderlandschaft ist es längst überfällig, dass auch diese Interessengruppe bedient wird - zumal der Zuschauer auf diese Art auch seine Englischkenntnisse aufpolieren kann. Die einzige Frage, die sich ein jedes wirtschaftliches Unternehmen stellen muss, ist die, ob die Nachfrage in dem Maße vorhanden ist, dass sich das Angebot refinanzieren lässt und rentiert. Ob dies mit dem Sendekonzept von ProSieben Maxx der Fall ist, wird interessant zu beobachten sein. Löblich ist dieses Wagnis jedoch in jedem Fall.

Fabian Riedner, Quotenmeter GmbH-Geschäftsführer


Ab Dienstag haben Serienfans endlich die Möglichkeit, dass sie ihre Fernsehserien auch in Deutschland im Originalton mit Untertitel verfolgen können. Dieser Service verspricht zwar nicht unbedingt hohe Zuschauerzahlen, aber gute Kritiken. Ein ähnliches Unterfangen startete vor geraumer Zeit bei Sky Deutschland, denn bei einigen Serien können die Episoden direkt nach US-Start in englischer Sprache angesehen werden. Zuschauerzahlen werden nicht ausgewiesen, denn die Folgen sind via Sky+ und Sky Anytime verfügbar. Für die Zuschauer, die eine deutsche Version bevorzugen, reicht Sky ein paar Monate später die synchronisierte Fassung nach.

ProSieben Maxx ist als „cooler“ Sender angekündigt, der auf Zuschauerzahlen wenig Wert liegt. Ein bisschen Zeichentrick am Nachmittag, damit es überhaupt Quoten gibt, kommt «Stargate» am Vorabend. Und am Abend laufen dann Filme und Serien, die bei jungen Erwachsenen gefragt sind. Das ist alles ganz löblich, doch mit lediglich zwei Serien zwischen 18.45 und 23.35 Uhr sieht man auch das Problem des Senders: Das Angebot ist spärlich.

Nichtsdestotrotz bietet ProSiebenSat.1 ein nettes Angebot, das von ein paar Menschen sicherlich mit Kusshand angenommen wird. Ob man mit diesen Service Geld verdienen kann, bleibt abzuwarten.

Kurz-URL: qmde.de/65879
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