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Dabei vermisste man schon bei den Moderatoren das gewisse Etwas. Ohne Frage machten Sigmund Gottlieb und Jörg Schöneborn einen journalistisch guten Job, bohrten regelmäßig nach und versuchten die Spitzenkandidaten in Bedrängnis zu bringen. Das war ohne Frage professionell. Nicht wenige, die das große TV-Duell am Sonntagabend gesehen hatten, werden aber einen Moderator wie Stefan Raab vermisst haben. Jemanden, der mit Politikern auf dem Niveau des Otto-Normalbürgers kommuniziert, der offen und frech seine Meinung kundtut und damit der breiten Masse aus der Seele spricht. Schließlich ging es beim Dreikampf auch darum, unentschlossene Wähler zu begeistern, die sich ansonsten weniger mit Politik beschäftigten. Hier hätte Das Erste mehr Mut zeigen dürfen.
Deutlich besser als im großen TV-Duell entwickelte sich hingegen die Diskussion unter den Kandidaten selbst. Zum einen lag das an den Moderatoren, die den Politikern häufig die entsprechenden Freiräume ließen. Zum anderen hing dies aber auch mit der deutlich größeren Anzahl von Streitpunkten zusammen – schließlich liegen Linke und FDP weiter auseinander als SPD und CDU. Und so kam es zu einer hitzigen Diskussion, an deren Höhepunkt Trittin Brüderle sogar vorwarf, er würde lügen. Derart direkte Worte hätten sich viele am Sonntag von Steinbrück in Richtung Kanzlerin gewünscht. Ein derartiges Kampfgefecht von Spitzenpolitikern der ersten Reihe gibt es nicht allzu oft zu sehen.
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Denn das vielleicht größte Rhetoriktalent der deutschen Politik erklärte seine Sichtweise anschaulich und machte die konkretesten Verbesserungsvorschläge. Gysi wirkte in der Runde am authentischsten und überzeugte zudem mit seiner Schlagfertigkeit ("Ich verlange ja nicht viel von der SPD - ich will nur, dass sie sozialdemokratische Politik macht“.) Dass die Zuschauer den emotionalen Auftritt des Linken honorierten, beweist nicht zuletzt die Umfrage bei „Spiegel online“, in der Gysi mit knapper Mehrheit zum Sieger des Abends gewählt wurde. Rainer Brüderle wirkte hingegen streckenweise wie eine Angela-Merkel-Kopie vom Sonntag. Er erinnerte in seinen Ausführungen zu Griechenland sehr an die Kanzlerin und verteidigte die Anstrengungen der Koalition erwartet vehement.
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Und so kam es dazu, dass sich der Zuschauer nach 75 Minuten fragen musste, was nun eigentlich das genaue Thema der Sendung gewesen war. Das TV-Duell vom Sonntag? Die Wahlkampagnen? Oder eine grundsätzliche Diskussion zur Politik und ihrer Ansprache, wie sie Thomas Stein immer wieder anzuheizen versuchte? Die vielleicht größte Unklarheit aber bleibt: Was hat die Merkel-Kette in einem Talk verloren, in dem „Politik auf Wirklichkeit trifft“? Ob Sigmund Gottlieb wirklich das mit „nah an den Menschen bleiben“ meinte?