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Wenn Amerikaner auf Wiener Schmäh stehen

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Über zwei Jahre nach dem Ende der Produktion von «Schnell ermittelt» will Sony das Format nun auf den amerikanischen Markt bringen. In Deutschland möchte der SWR die Serie nun endlich zeigen. Die Besonderheiten…

Wann immer US-amerikanische TV-Produzenten sich für eine Produktion aus dem deutschsprachigen Raum derart interessieren, dass sie eine Adaption ins eigene Mutterland in Erwägung ziehen, ist die Freude in unserer Region groß. Man erinnere sich an die Phoenix Film, die monatelang mitbibberte, ob es «Danni Lowinski» wirklich zu The CW schaffen wird. Letztlich gelang genau dies nicht, im Rennen mit einen Piloten wurde die 1-Euro-Anwältin ausgestochen. Jetzt könnte dem österreichischen Format «Schnell ermittelt» das gelingen, was «Danni» damals verwehrt blieb. Das Studio Sony hat sich die Rechte an dem Format gesichert, will in den kommenden Wochen einen Piloten für eine amerikanische Version herstellen und diesen dann bei verschiedenen Sendern vorstellen.

Das Interesse von Sony an «Schnell ermittelt» kommt reichlich spät und ist auch vielleicht auch darin begründet, dass in den USA aktuell eine gewisse Ideenarmut festzustellen ist. Nur wenige Neustarts (im klassischen Network-Fernsehen) funktionieren, weshalb Reboots von einst erfolgreichen Formaten («Charmed» lässt grüßen) inzwischen wieder voll im Trend sind. Im Österreich nämlich ist «Schnell ermittelt» schon seit 2011 Geschichte, 40 Folgen hat der ORF von der Serie mit Ursula Strauss und Andreas Lust gesendet. Im Mutterland bezeichneten Journalisten das Format ein wenig als «CSI» meets den bekannten Wiener Schmäh. Es ist aber nicht die, eigentlich gar nicht so deutliche Nähe zu Bruckheimers Spurensicherern, die in Amerika wohl für Aufmerksamkeit sorgt und auch nicht die eigentlichen „Fälle der Woche“, die nichts wirklich Besonderes sind, sondern wohl der spannende rote Faden, der sich wirklich durch alle vier produzierten Staffeln zieht.

Schnell ist eine sehr empathische Person, die sich mittels Tagträumen immer wieder in das Handeln der Opfer versetzt. Die eigentliche Geschichte rund um Ermittlerin Schnell beginnt mit dem Ende der ersten Staffel, als sie sich in Peter Feiler verliebt. Feiler ist verdächtig, in einen Mordfall involviert zu sein; doch Schnell erkennt die Anzeichen nicht, sodass sie im ersten Staffelfinale von dem Kriminellen entführt und gequält wird.

Für die Serie, die gerade anfangs den Anschein des sehr gemütlichen Krimis macht, ist eine solche Story gleichermaßen mutig wie ungewöhnlich. Diese Ereignisse verändern Schnell dann auch in den weiteren rund 30 Episoden. Während sich Staffel zwei weiter intensiv – neben den Fällen der Woche – mit Feiler beschäftigt, verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand von Angelika Schnell recht deutlich. Sie leidet offensichtlich unter Verfolgungswahn, erfüllt die Kriterien einer Leiterin der Mordkommission nur noch in Teilen. Später wird sie in einigen Fällen sogar selbst verdächtigt.

All diese Ereignisse begleitet mit Stefan Schnell sein Gerichtsmediziner, der zugleich auch noch der Ex-Mann der Ermittlerin ist. Ganz auf das „Wir haben ein ungleiches Paar als Ermittler“ wollte man in Österreich also nicht verzichten. Hinter der Serie steht die Verena Kurth, der mit ihrer Serie der Durchbruch gelang. Zuvor schrieb die vereinzelt Folgen für «Lilly Schönauer», vor mehr als zehn Jahren war sie auch an der Produktion von «Schlosshotel Orth» beteiligt, «Schnell ermittelt» öffnete ihr aber Tor und Tür: 2013, lieferte sie die Idee für einen «Tatort» aus Wien. «Schnell ermittelt» ist nach vier TV-Staffeln inzwischen übrigens zu einer Film-Reihe umgewandelt worden – die Filme kommen allerdings recht selten – bislang war erst einer zu sehen.

Der SWR zeigt die ersten beiden Staffeln der Serie ab Sonntag, 3. November, um 23.00 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/67034
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