
Dabei beginnt die Show mit einem wahren Paukenschlag: Der Moderator sitzt zu nächtlicher Stunde frustriert in einem Wagen, singt in melancholischer Stimmung über sich selbst, den vermeintlich gefallenen Entertainer, der mit seinem Moderationspartner auch das Mittel zum TV-Ruhm verloren hat. Dieser mit etwa fünf Minuten Laufzeit erstaunlich lange Opener spielt beinahe auf alles und jeden in irgendeiner Form an, das auch nur ansatzweise von Relevanz ist im Haifischbecken Showgeschäft. Eine erwartungsgemäß gewichtige Rolle nimmt hierbei das Ende von «Roche & Böhmermann» ein, doch auch zahlreiche weitere Anspielungen sind mehr oder minder deutlich zu vernehmen. Und nachdem Markus Lanz in der Rolle des TV-Gottes seinem Schützling Mut zuspricht, wechselt die Stimmung und Stilistik des Songs abrupt in einen flotten Gute-Laune-Mix, der sich dann gar musikalischen Meilensteinen wie Bohemian Rhapsody annimmt. Doch auch wenn in jeder Sekunde der ironische Unterton vernehmbar und klar herauszuhören ist, dass sich Böhmermann ebenso wenig ernst nimmt wie die Gaststars Lanz, Olli Schulz oder Domian: Die Produktion dieses Clips ist überaus beachtlich - und sogar durchaus musikalisch.

Die weitere Zeit wird für den einen oder anderen gelungenen Einspieler genutzt, in denen die TV-Liebhaber der Bildundtonfabrik wieder einmal ganze Arbeit leisten, bevor man sich die letzten zehn Minuten Zeit für die Gäste Gina-Lisa Lohfink und Oliver Welke nimmt. Da man bei ersterer offenbar kein allzu großes Vertrauen in ein substanzielles Gespräch mit Mehrwert hatte, spannt man Janni und Lisa lieber auf Pferde und lässt sie in nicht immer jugendfreier Art und Weise über Liebe und Partnerschaft sprechen - im weitesten Sinne des Wortes zumindest. Gina-Lisa wird dabei nur die Aufgabe zuteil, Sätze vom Teleprompter abzulesen und ansonsten mögliche "Denkpausen" durch ihre hysterische Lache im Keim zu ersticken. Leider nur wenig ergiebiger ist der Talk mit Welke, für den ganz offenkundig schlicht viel zu wenig Zeit blieb. Was umso bedauerlicher ist, wenn man sieht, wie gut die beiden prinzipiell interagieren.
Generell ist die Zeit der größte Störfaktor der ersten Ausgabe. Lässt man die Einspieler außen vor, merkt man beinahe minütlich, wie die Verantwortlichen vor und hinter der Kamera förmlich durch die Show hetzen. Durch etliche klar bemerkbare Schnitte hat man zudem als Fernsehender das ungute Gefühl, nur ein zusammengeklöppeltes Werk präsentiert zu bekommen, aus dem etliche Teile der Aufzeichnung extrahiert wurden. Das schränkt den Sehgenuss letztlich erheblich ein und nimmt der Sendung auch ein Stück weit Authentizität.

Somit hat man dem Format gleich mit Folge eins ein ganz eigenes Profil gegeben, das sicherlich nicht jeder Zuschauer, der gerade zufällig in der «Frauentausch»-Werbung zu ZDFneo rüberzappt, zu schätzen wissen wird. Wer jedoch hinsichtlich Fernsehunterhaltung noch nicht seinen gesamten Idealismus aufgegeben hat und die Flimmerkiste nur noch dazu nutzt, um sich von dummen Menschen, die dumme Menschen für dumme Menschen spielen, redaktionell kreierte Dummheiten an den Kopf werfen zu lassen, der wird «Neo Magazin» zumindest seine Ambitionen zugute halten müssen. Ob man dem Format dann weitere Chancen gibt, die derzeit noch vorhandenen Schwächen auszumerzen, muss letztlich jeder selbst für sich entscheiden. Wünschenswert wäre es - bevor nachher statt Böhmermann Frank Schmidts Putzfrau noch auf Late-Night macht.