Filmfacts «Fack ju Göhte»
- Kinostart: 07.11.13
- Genre: Komödie
- FSK: 12
- Laufzeit: 119 Min.
- Kamera: Christof Wahl
- Musik: Michael Beckmann
- Buch und Regie: Bora Dagtekin
- Darsteller: Elyas M’Barek, Karoline Herfurth, Katja Riemann, Jana Pallaske, Alwara Höfels
- OT: Fack Ju Göhte (D 2013)
Zeki Müller (Elyas M’Barek) hat gerade seine fünfjährige Haftstrafe abgesessen, da macht ihm seine einstige Liebschaft Charlie (Jana Pallaske) einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich wollte Zeki mit dem geraubten Geld aus einem Überfall eine unbeschwerte Zukunft genießen, doch Charlie – nicht das hellste Köpfchen – hat die Beute auf dem Gelände der Goethe-Gesamtschule versteckt. Um an sein ergaunertes Vermögen zu gelangen, bewirbt sich Zeki für die Stelle als Hausmeister, landet jedoch beim Einstellungsgespräch für Aushilfslehrer und wird prompt genommen. Durch einen unglücklichen Zufall, in den die unsichere aber süße Lehrerin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) verwickelt ist, wird Zeki sogleich mit der Problemklasse der Gesamtschule konfrontiert. War die bislang eher dafür bekannt, ihre Lehrer in den Wahnsinn zu treiben, denn gute Noten abzuliefern, findet Zeki mit seinen unkonventionellen Unterrichtsmethoden nach und nach einen Zugang zu den Schülern und verliert sein eigentliches Ziel immer weiter aus den Augen …
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Dagtekin gelingt mit seiner modern inszenierten und bildstarken Schulkomödie ein Rundumschlag in sämtliche Richtungen des Schulwesens. Vor allem die Lehrerschaft, schon immer als faul, stets überfordert und nicht durchsetzungsfähig verschrien, bekommt in «Fack ju Göhte» mit Nachdruck ihr Fett weg. Die Lehrer-Charaktere, allesamt angelegt als Karikaturen gängiger Paukertypen, werden dabei ausschließlich von prominenten Gaststars verkörpert. Darunter auch Uschi Glas, die bereits in der Ur-Form des Subgenres Schulkomödie, «Die Lümmel von der ersten Bank», zu sehen war. In «Fack ju Göhte» zeigt sie sich von ihrer selbstironischen Seite und mimt eine in Verzweiflung ertrinkende, mit allem überlastete Pädagogin, die sich von einem Burnout-Klinik-Aufenthalt zum nächsten rettet und auch nicht davor zurückschreckt, dafür aus dem Sekretariatsfenster zu springen – ihren verhassten Schülern direkt vor die Füße. Wenn statt Blut anschließend lediglich Tinte über den Schulhof fließt, ganz so, als ströme es aus einer offenen Kopfwunde, wird klar, dass die Filmemacher sich der versteckten Theatralik ihrer Produktion überaus bewusst sind und diese mit Leib und Seele auskosten. Natürlich ohne dabei auch nur eine Pointe auszulassen.
Neben Uschi Glas, deren zwei kurze Auftritte zu den darstellerischen Highlights des Films zählen, sticht in den Nebenrollen vor allem Katja Riemann («Das Wochenende») hervor, die sich nach ihrem misslungenen Auftritt in der NDR-Vorabendshow «Das!» einen Gefallen damit getan hat, hier ebenso selbstironisch aufzutreten, wie es auch ihre geschätzte Kollegin tut. Als unausstehliche, im Kern jedoch hoffnungsvolle Schuldirektorin Gudrun zelebriert sie die Unfreundlichkeit, mit der sie ihren Schülern entgegentritt, und kostet es bis zum letzten Tropfen aus, dass sie eine Rolle verkörpert, der man nur mit sehr viel gutem Willen und erst kurz vor Filmende annähernd sympathische Züge abringen kann. Wenn sich Gudrun mit den Worten „Yeah, Titel verteidigt!“ darüber freut, bei der Online-Lehrerbewertung erneut zur „unsympathischsten Lehrkraft des Jahres“ gewählt worden zu sein, kann man Katja Riemann für so viel Mut zur Selbstdemaskierung nur beglückwünschen.
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Und dann wäre da natürlich noch die 10b. Die im Mittelpunkt der Story stehende Gesamtschulklasse ist nicht weniger als ein Sammelsurium an mit allerhand Idiotie ausgestatteten Problemschülern. Driften die zu Anfang noch äußerst cartoonhaft inszenierten Späße wie das Beschmieren des Lehrerstuhls mit Klebstoff oder das Befüllen von Zekis Auto mit Unmengen von Federn leicht ins allzu Absurde ab, was der durchschimmernden Kritik am Schulsystem kurz die Glaubwürdigkeit raubt, gelingt Dagtekin ansonsten eine vortreffliche Zurschaustellung der heutigen Schülergeneration. Sonderlich böse springt der Regisseur mit den Figuren dabei gar nicht um. So gesteht er ihnen im Laufe der knapp zweistündigen Laufzeit sogar realistische Reifungen zu, ohne dem Publikum dabei mit dem Vorschlaghammer Anstand und Moral eintrichtern zu wollen. Dennoch ist «Fack ju Göhte» eine überdeutliche Anprangerung der menschlichen Verdummung – und gegen die kann man nun mal bereits in der Schule etwas tun.
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Fazit: «Fack ju Göhte» vereint eine leichtfüßige Komödie mit bitterböser Systemkritik und triumphiert durch eine enorme Schlagzahl an frechen Gags und einen liebevolleren Umgang mit den Figuren, als man ihn auf den ersten Blick erkennt. Mit Ausnahme eines Gags über ein etwas fülligeres Mädchen, dem sein Gewicht im Sportunterricht zum Verhängnis wird, bleibt Bora Dagtekin seinem Prinzip treu, seine Figuren nicht bloßzustellen, und gibt dem Publikum dadurch Anlass, nicht über sie, sondern vor allem mit ihnen zu lachen. Die anfangs arg karikiert anmutenden und dem Publikum damit emotional fernbleibenden Figuren wachsen einem im Laufe der Zeit immer mehr ans Herz und offenbaren ihr ausgefeiltes Profil. Lediglich die Liebesgeschichte zwischen Zeki und Lisi behandelt der Regisseur derart beiläufig, dass er gut und gern auf sie hätte verzichten können.
«Fack ju Göhte» ist ab dem 07. November deutschlandweit in den Kinos zu sehen.