„
Ich finde es extrem spannend, dass hier etwas ganz Neues entsteht: ein buntes Programm für die ganze Familie am Sonntag - das gab es so noch nicht bei RTL. Ich komme mir fast wie eine Pionierin vor und freue mich, wieder für den Sender zu arbeiten, bei dem ich vor fast 15 Jahren meine Karriere angefangen habe. Und dann auch noch zusammen mit Wolfram Kons. Das ist für mich eine Traum-Kombination
”
Ann-Katrin Schröder über das neue «sonntags.live»
Immer sonntagmittags um zwölf Uhr begrüßen die Moderatoren Ann-Katrin Schröder und Wolfram Kons ihr Publikum ab sofort zum rund 100-minütigen Potpourri aus Lifestyle, Verbraucherschutz, Star-News und ganz entfernt vielleicht auch noch Politik. Wer zumindest ab und an einmal die diversen Morgen- und Mittagsmagazine unserer TV-Landschaft konsumiert, kann sich dabei schon recht gut vorstellen, auf welche Art und Weise dies umgesetzt wird. Auch hier kommt es zum gewohnten Mix aus Einspiel-Filmchen, kurzen, meist inhaltlich belanglosen Interviews im Studio, etwas Musik, ein paar Studio-Aktionen und dem konsequenten Versuch der Präsentatoren, ihren Rezipienten möglichst oft möglichst ein- und vor allem aufdringlich zu zeigen, wie fantastisch doch ihre Stimmung ist.

Doch zu dieser Problematik, die ja in Formaten mit einer derartigen Ausrichtung nicht völlig neu sind, gesellt sich eine weniger vorherzusehende: Die Premiere wirkt regelrecht hektisch. Schon bei der Anmoderation lässt man sich kaum Zeit und steigt stattdessen nach einem kurzen Gang durchs Studio mitsamt eines losen Umrisses der wichtigsten konzeptionellen Eckdaten ohne weitere Umschweife ins erste Thema ein. Dieses ist letztlich belanglos (eine Familie brachte vor zwei Wochen Fünflinge zur Welt), veranlasst die Verantwortlichen aber dennoch dazu, nach einem kurzen Einspieler sogar die glücklichen Eltern zum Gespräch einzuladen - welches allerdings auch nur wenige Minuten dauert und bei dem den Gästen längere Ausführungen kaum ermöglicht werden.

Dafür kann man mit einer sehr namhaften Gästeliste glänzen, neben Olivia Jones sind Tim Bendzko, Cassandra Steen und sogar Günther Jauch zu Gast. Das Zauberwort heißt hier selbstverständlich Promotion, denn während Jones und Jauch ihre sogar beide am Sonntag gezeigten Sendungen anpreisen, dürfen Bendzko und Steen selbiges mit ihrer neuen Single tun - in Form eines kurzen Gesprächs mit einem anschließenden, sehr angenehmen und wohltuenden Live-Auftritt. Vollprofi Jauch wiederum führt der Moderation vor Augen, wie man auch vor laufender Kamera ein Gespräch unverkrampft und spontan führen kann - was leider von Schröder und Kons kaum erwidert wird.

Insgesamt ist «sonntags.live» ein durchaus löbliches Projekt von RTL, das ohne die ganz große Sensationsgier auskommt und zu Großteilen auch auf einem öffentlich-rechtlichen Sender vorstellbar ist. Die Verantwortlichen bemühen sich unverkennbar um einen vielfältigen und ausgewogenen Themenmix, schaffen es zumindest bei der Premiere allerdings noch nicht, gleichzeitig eine wohlige Atmosphäre zu kreieren. Das Studio ist solide eingerichtet, hat jedoch nur wenig Charme vorzuweisen und die Moderation präsentiert sich typisch "morgenmagazinisch". Das alles ist nicht schlecht und hat vor allem noch Potenzial, doch wird der TV-Zuschauer zu entscheiden haben, ob er hiervon tatsächlich mehr sehen möchte. Aus Sicht eines medieninteressierten Rezipienten kann man sich jedoch über dieses Projekt freuen, schafft es doch zumindest ansatzweise Relevanz zu einer Sendezeit, die sich ansonsten als triste Einöde oft versendeter Serien und Soaps präsentiert. Elementare Erkenntnisse oder fundierte Gespräche mit Substanz sollte man hierbei allerdings nicht erwarten, das Format kann und möchte viel mehr Begleitmedium an einem unbeschwerten Sonntagmittag sein - und hat auch zur Erreichung dieses Ziels noch einen Weg vor sich.