Die Kritiker

«Schon wieder Henriette»

von  |  Quelle: Inhalt: ARD

Christiane Hörbiger verzeiht man vieles - sogar einen so unlustigen Film wie diesen, meint Julian Miller.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Produktion: Mona Film Produktion GmbH
  • Drehbuch: Jens Urban
  • Regie: Nikolaus Leytner
  • Kamera: Hermann Dunzendorfer
  • Produzenten: Thomas Hroch und Gerald Podgornig
Nachdem sich die renommierte Kunstrestauratorin Henriette Frey aus dem Berufsleben zurückgezogen hat, fackelt sie nicht lange: Sie zieht von Wien ins idyllische Krems zu ihrem Lebensgefährten, dem Musiker Ferdinand Sternheim. Natürlich kann eine Frau wie sie nicht untätig herumsitzen, deshalb kommt ihr der Auftrag, für den Kommerzialrat und Kunstsammler Zickler ein wertvolles Gemälde zu restaurieren, gerade recht. Aber auch in ihrer Eigenschaft als passionierte Hobbykriminalistin wird Henriette bald gefordert: Am Morgen nach einer eleganten Vernissage findet man den aufstrebenden Nachwuchsmaler Hubertus Krajcik ermordet auf. Der Galerist Hartmut Ille ist fassungslos, wollte er Hubertus doch zum neuen Superstar der Kunstwelt aufbauen. Chefinspektor Siegfried Anzengruber hat schnell eine potenzielle Täterin im Visier: Die junge Lena Setzlaff war unglücklich in den gut aussehenden Maler verliebt, machte ihm während der Vernissage eine lautstarke Szene - und ist seit der Mordnacht flüchtig.

Für Henriette, ihres Zeichens Witwe eines Wiener Hauptkommissars, birgt diese Erklärung jedoch einige Ungereimtheiten. Gemeinsam mit ihrem widerwilligen Adlatus Jonas nimmt sie auf eigene Faust die Ermittlungen auf. Und siehe da: Ausgerechnet ihr Auftraggeber Zickler hätte ebenfalls guten Grund gehabt, Krajcik in Jenseits zu befördern. Und nicht nur Zickler gerät bei Henriette unter Verdacht. Je frecher Henriette ihre Nachforschungen vorantreibt, desto ungemütlicher reagiert Anzengruber, der von ihren Eigenmächtigkeiten seine Autorität untergraben sieht. Aber auch der Mörder fühlt sich von der eleganten Lady zusehends in die Enge getrieben. Ehe Henriette sich versieht, wird die Sache auch für sie äußerst brenzlig.

Darsteller


Christiane Hörbiger («Schtonk») als Henriette Frey
Erwin Steinhauer («Single Bells») als Ferdinand Sternheim
Harald Schrott («Vier Frauen und ein Todesfall») als Siegfried Anzengruber
Alexander Held («Sophie Scholl – Die letzten Tage») als Hartmut Ille
Manuel Witting («Es kommt noch dicker») als Jonas Kugler
Rüdiger Vogler («Alice in den Städten») als Karl Zickler
Barbara Meier («Germany's Next Topmodel») als Lena Setzlaff

Kritik


Henriette kann's nicht lassen, das Kriminalisieren. Wie vor ihr schon «Agathe» und nächstes Jahr ein letztes Mal noch «Pfarrer Braun». Der große Pluspunkt, den diese Henriette im Vergleich zu ihren ebenso mordversessenen Kollegen auf ihrer Seite hat, ist schnell ausgemacht: Christiane Hörbiger als Darstellerin, die Grande Dame des österreichischen Schmähs, die in Filmen wie «Schtonk» zum Schreien komisch war, als «Die Geschworene» Differenziertheit und Nuanciertheit in ein Melodram gebracht hat, und selbst aus müden Witzchen noch etwas Charme holen konnte, wenn zwei Ärzte mal wieder einer zu viel waren.

Jetzt muss sie durch die Wachau tapsen und gleich zu Beginn aus dem Off den Pathos auspacken: „Ich will ein neues Leben beginnen“. Standardsätze wie diesen kann man schon lange nicht mehr hören. Aber bei Hörbiger hält sich sogar an diesen Stellen das resignative Kopfschütteln des Kritikers in Grenzen. Weil sie es ist.

Sogar als man ihr Germany's erstes Topmodel als Spielpartnerin hinsetzt, sind die Szenen noch halbwegs erträglich. Barbara Meiers Schauspielerfahrungen sind bisher ja eher überschaubar. Das sieht auch das ungeschulte Auge in diesem Film auf Anhieb. Denn viel mehr als betroffen vor sich hinzugucken, scheint bei ihr (noch?) nicht drin zu sein. Macht nichts, die Hörbiger wird das schon irgendwie retten.

Und sie tut, was sie kann, die Hörbiger. Das ist so manches. Sie hält ihre Gesten im Zaum, spielt mit reduzierter Mimik umso eindringlicher und würde den Teufel tun, ihre ohnehin schon kalkulierten Sätzchen mit noch mehr Pathos und betonter Witzischkeit vollzustopfen – und damit die paar Gags zu ruinieren, die halbwegs funktionieren.

Denn über alberne Screwballeinlagen kommt diese Komödie kaum hinaus: Henriettes Assistent rast mit seiner alten Klapperkiste durch verkehrsberuhigte Zonen, bei der Vernissage enden Liebesbeziehungen zum kollektiven Fremdschämen der Gäste im Gebrüll und während der Orchesterprobe liest Paukenschläger Ferdinand ob seiner wenigen Einsätze gelangweilt in einem Heftchen. Es gab schon lustigere Filme.

Aber es ist die Hörbiger. Die holt aus einem gezwungen heiteren Buch schon noch ein paar Schmunzler. Zwar viel weniger, als mit ihr möglich gewesen wären, aber immerhin.

Die große Enttäuschung hat einen anderen Namen: Nikolaus Leytner. Von ihm sind schon großartige Filme gekommen. Man denke an «Ein halbes Leben» oder, im letzten Jahr, «Die Auslöschung». Ja, tatsächlich: Für die zeichnete sich der selbe Regisseur verantwortlich wie für das maue «Schon wieder Henriette». Das muss man so explizit betonen. Denn man würde es nicht glauben.

Das Erste zeigt «Schon wieder Henriette» am Donnerstag, den 19. Dezember um 20.15 Uhr.

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