Hingeschaut

«Die Reimanns»: Eine ganz gewöhnliche Doku-Soap

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Am Montagabend startete RTL II ein neues Format über die bekannte Auswanderer-Familie. Es kam sympathisch und authentisch daher, war jedoch weit von einem TV-Spektakel entfernt.

Konnys Fernsehauftritte 2013

  • «Notruf Hafenkante»
  • «Jungen gegen Mädchen»
  • «Willkommen bei Mario Barth»
  • «Mein Mann kann»
  • «Die Pool-Champions»
  • «Inas Nacht»
  • «5 gegen Jauch»
Eine Zeit lang war das Auswandern ein echter Trend in Deutschland, den auch das Fernsehen zu nutzen wusste. Vor allem VOX feierte mit «Goodbye Deutschland!» beachtliche Erfolge und brachte im Rahmen der Sendung gleich zwei große Fernsehstars heraus: Die auf Mallorca aktive Daniela Katzenberger und den Neu-Texaner Konny Reimann. Während erstere ihr mehr oder minder spannendes Leben bereits seit Jahren in eigenen Formaten auf VOX zur Schau stellen kann und es allmählich scheint, als habe sich das Publikum weitgehend an ihr satt gesehen, machte sich letzterer jahrelang vergleichsweise rar. Mit zahlreichen TV-Auftritten (siehe Infobox), Werbe-Verträgen und nun auch einer eigenen Sendung ändert sich dies derzeit radikal. Ob es «Die Reimanns - Ein außergewöhnliches Leben» wirklich bedurft hätte, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt.

Konzeptionell jedenfalls gewinnt die zunächst auf vier Episoden taxierte Sendung wahrlich keinen Innovations-Award: Ein Kamerateam begleitet Konny, seine Frau Manu sowie deren Kinder Janina und Jason durch verschiedene Stationen ihres Alltags in den Vereinigten Staaten, wo die aus Norddeutschland stammende Familie inzwischen bereits seit knapp zehn Jahren eine zweite Heimat gefunden habt. Die Reimanns leben den American Dream, wollen nun auch noch ein eigenes Geschäft in Gainesville starten - und haben sich längst an die Dauer-Präsenz von Kamerateams auf ihrem Privatgelände gewöhnt.

Offenkundig ist der Versuch, den ungewöhnlichen Lebenslauf der Familie ins Zentrum ihrer Erzählstruktur zu rücken und sie somit leicht vom Normalo abzuheben. Der Sprecher bezeichnet sie als "spezielle Spezies", man präsentiert insbesondere Konny bei actionreichen Aktivitäten und erzeugt mit Hilfe schneller Schnitte diverser Landschaftsaufnahmen zusätzlich den Eindruck, man werde als Zuschauer Zeuge eines sehr bewegten Lebens in einer weitgehend unbekannten Welt. Und dann... ist die Exposition beendet und man sieht die Familie am spärlich bedeckten Tisch hockend den 26. Geburtstag von Tochter Janina feiern.

Auch im weiteren Verlauf der Sendung passiert weitgehend kaum etwas. Janinas Geburtstag kommt noch einige Male zur Sprache, man kann Konny beim Jetski-Fahren beobachten und wird Zeuge eines kleinen, aber amüsanten Deutschkurses für den US-amerikanischen Freund des Geburtstagskindes. Seinen Spaß an der Sendung wird also vor allem das Publikum haben, das bereits bisher die ähnlich aufgebauten Reportagen über den Alltag der Reimanns verfolgt oder generell an derartigem Stoff seine Freude hat. Die Akteure wirken authentisch, recht sympathisch und stellen sich nicht allzu sehr zugunsten stärkerer TV-Präsenz in den Mittelpunkt, von einer Überzeichnung sieht man ab und von anfänglichen Übertreibungen abgesehen ist auch dem Sprecher angenehm in seinen Ausführungen zu folgen.

Nur von der angeblich so besonderen Familie ist wenig zu sehen. Viel mehr wirken die Personen wie typische Vertreter des Mittelstandes, haben keine nennenswerten Allüren und führen auch kein allzu stark von der Norm abweichendes Leben. Dem einzigen Charakter, der da ein wenig heraussticht, wird entsprechend die meiste Aufmerksamkeit geschenkt: Dem sehr medienerfahrenen Konny. Seine Handlungen stehen im Zentrum des Geschehens, der Großteil der Kommentare kommt von ihm, die Kamera hält häufig auf ihn drauf und auch in der Interaktion mit seiner Familie ist er am aktivsten. Daran tun die Macher allerdings auch gut, denn häufig droht ansonsten doch latent Langeweile aufzukommen.

«Die Reimanns» ist unterm Strich solide Unterhaltung ohne Holzhammer, aber auch ohne große Spannung. Fans der Reimanns kommen auf ihre Kosten, wer zu den Personen keine Beziehung aufbauen kann, ist hier hingegen an der falschen Adresse - wobei es ohnehin fraglich ist, ob diese Zuschauergruppe eine solche Sendung dann überhaupt schauen würde. So richtig gelingt der Auftaktfolge die Darstellung der Familie als "spezielle Spezies" nicht, der Rezipient hat eher den Eindruck, einen weitgehend normalen Alltag mitzuerleben. Für vier nette und unbeschwerte Montagabende ist das RTL II-Produkt in Ordnung, ein prägendes TV-Erlebnis darf man dabei jedoch nicht erwarten.

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