Quoten der Testausgabe
Die erste Folge «Detlef muss reisen» kam am Sonntag, den 18. August 2013, um 19.10 Uhr auf zwei Millionen Interessenten ab drei Jahren und 1,16 Millionen Umworbene. Insgesamt standen tolle 8,2 Prozent zu Buche, in der Zielgruppe wurden starke 13,5 Prozent gemessen.Nachdem im August 2013 ein knapp einstündiger Testballon am Vorabend mit 8,2 Prozent insgesamt und 13,5 Prozent bei den Werberelevanten sehr gut abschnitt, schickt VOX nun dienstags zur besten Sendezeit 90-minütige Episoden auf Sendung, in denen der «Ab ins Beet!»-Choleriker Detlef Steves quer durch die Welt geschickt wird. Das Konzept ist simpel, aber effektiv: Der 45-jährige Reisemuffel wird von seiner aus jungen Erwachsenen bestehenden Redaktion ohne Handy und ohne Geldbeutel auf einen mehrtägigen Urlaubstrip eingeladen. Dort ist er, weil er weder mit seiner Familie kommunizieren kann noch über eigenes Geld verfügt, der Reiseplanung seines ungestümen Kamerateams ausgeliefert. Wenn die jungen Wilden in einem Erlebnishotel übernachten wollen oder mit dem urgemütlichen Detlef den London Tower hinaufsteigen wollen, so muss sich der Ruhrpottler diesem Willen beugen.
Was angesichts dieser Grundidee genauso gut in eine Abenteuershow münden könnte, bleibt dank der Bodenständigkeit der Redaktion eine unterhaltsame Reise-Dokureihe. Detlef muss keine verrückten Aufgaben überstehen, wie sie aus «Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt» stammen könnten – sondern weitestgehend einfach nur sein Naturell überwinden, um mehr von seinen Sightseeing-Touren zu haben. In der Primetime-Premiere ist die härteste Prüfung, die Detlef zu durchstehen hat, ein Helikopterrundflug über London, ansonsten bekommt er Aufgaben wie „Spiele mit einem Damen-Team Rugby“, „Belege einen Benimmkurs“ oder „Esse typisches britisches Frühstück“ auferlegt.
Den große Unterhaltungsfaktor von «Detlef muss reisen» stellen daher nicht die Einfälle der Redaktion dar (weshalb ein Fast-Food-Dinner mit einem Queen-Double in der London-Folge auch sogleich wie ein forcierter Fremdkörper wirkt), sondern Detlefs authentische Reaktionen darauf, wie er in eine Globetrotter-Rolle gezwängt wird. Als Couchpotato mit kurzem Geduldsfaden erweist sich Detlef als idealer Protagonist für dieses Showkonzept: Der Moerser hat ein unverbrauchtes Begeisterungsvermögen und ist daher fähig, seinem Kamerateam in ehrlichen Tönen vorzuschwärmen, wie beeindruckend er den Elizabeth Tower findet. Gleichzeitig hat Detlef eine sympathische Gleichgültigkeit gegenüber historisch-kultureller Trivia: Der Buckingham Palace mag bedeutsam sein, sieht aber langweilig aus und für ihn als Feind überfüllter Verkehrsmittel ist es egal, wie ehrfürchtig sein Team auf die älteste U-Bahn der Welt reagiert.
Dadurch, dass weder der rar eingesetzte Off-Kommentar auf Detlefs Bildungslücken rumhackt, noch Wissen über Detlefs Reiseziele bei der Lösung der ihm aufgegebenen Prüfungen eine Rolle spielt, wirkt «Detlef muss reisen» aber nie wie ein Versuch, seinen Protagonisten bloßzustellen. Viel mehr soll an Detlefs Einstellung gegenüber Tourismus-Trivialwissen unterhalten, wie sich die Diskrepanz zwischen dem bodenständigen Pragmatiker Detlef und seiner belesenen, abenteuerlustigen Redaktion ausspielt. Und zumeist führen Differenzen zwischen Detlef und seinen Mitreisenden zu kurzen, knackigen Wutanfällen.
Denn obwohl Detlef im Normalfall ein sehr ruhiger, zurückhaltender und netter Zeitgenosse ist, der dafür trotz seiner Unkenntnis einiger Knigge-Regeln von seiner Benimmlehrerin gelobt wird, gerät der Dokusoap-Star in Konfliktsituationen im Handumdrehen zum laut schimpfenden Derwisch – nur um sich wenige Minuten später wieder lieblich lachend zu beruhigen.
Dies ergibt eine kurzweilige Mischung, durch die sich die Städtereisen in «Detlef muss reisen» klar von anderen Reiseformaten (ganz gleich ob seriöser oder unterhaltender Natur) abhebt. Zumindest die Ausgabe über Detlefs London-Trip setzt wohlgemerkt zu sehr auf die Wutattacken des Hobbygärtners: Die ersten Sendeminuten zeigen ausführlich, wie ärgerlich Detlef die Idee findet, mit dem Bus von Duisburg nach London zu reisen – dadurch verschiebt sich der abwechslungsreichere, in der britischen Hauptstadt spielende Part unnötig nach hinten und zudem verlieren durch den Zank über das gewählte Reisemittel sowohl die Mimose Detlef als auch die schadenfrohe Redaktion an Sympathiepunkten. Der Einstieg in die Episode hätte daher schneller erfolgen müssen, ebenso wie die Interviewausschnitte, in denen Detlef rückblickend seine Reise kommentiert, in kommenden Episoden etwas gestrafft werden dürfen. Einige der Kommentare sind zwar erhellend oder amüsant, oft genug erklärt Detlef aber auch bloß, was eh bereits auf der Mattscheibe zu sehen ist.
Dessen ungeachtet ist «Detlef muss reisen» eines der charmanteren und authentischer wirkenden Personality-Formate im aktuellen Dokusoap-Dschungel und spricht klar auch Fernsehende an, die den Frontmann dieser Reihe noch nicht kennen. Mit 90 Minuten Laufzeit ist die Sendung jedoch großzügig bemessen – da keine theatralischen Aufgaben auf Detlef warten, würde eine kompaktere Umsetzung den geerdeten Charakter des gemütlichen Touristen und seiner Dokusoap besser unterstreichen.
«Detlef muss reisen» ist immer dienstags ab 20.15 Uhr bei VOX zu sehen.