Es erscheint nunmehr so, als sei eine Ewigkeit vergangen, seit sich die Pixar Animation Studios auf der Höhe ihrer öffentlichen Anerkennung befanden. Der von Kritikern verrissene «Cars 2», das polarisierende Schottenmärchen «Merida – Legende der Highlands» und die zwar positiv aufgenommene, vom Zeitgeist jedoch rasch vergessene Komödie «Die Monster Uni» übertünchen allmählich die Erinnerung an Zeiten, als Pixar für jeden neuen Film von Kinobesuchern und Filmkritikern lautstark umjubelt wurde. Ist dem Studio mit der knuffigen Lampe im Logo der kreative Saft ausgegangen?
Disney-CEO Robert Iger bestätigte zudem auf einer Investorenkonferenz, dass im Trickstudio an einer Story zu «Cars 3» gearbeitet wird. Die Reaktion von Animationsfans auf diese Ankündigung fiel wenig überraschend äußerst bescheiden aus. Wie kann sich Pixar angesichts dessen wieder als Traumfabrik behaupten, die umwerfende Filme produziert?
Die mögliche Antwort findet sich in einer anderen Fortsetzung: «Die Unglaublichen 2». Unter allen Pixar-Filmen ist der 2004 in die Kinos entlassene Superheldenstreifen «Die Unglaublichen» der, von dem sich die meisten erwachsenen Fans einen zweiten Teil wünschen. Und laut Iger befindet sich dieser nach langem Warten endlich in der Entwicklung. Die Story stammt von Brad Bird, dem Autor und Regisseur des Originals, und auch wenn noch unbekannt ist, ob Bird das Sequel ebenfalls inszenieren wird, so ist allein schon diese Personalie ein schlagendes Argument für «Die Unglaublichen 2». Bird ist der Rebell unter den Pixar-Köpfen, er wurde von John Lasseter extra an Bord geholt, um das Studio aufzumischen und Ed Catmull, Präsident der Pixar Animation Studios, beschreibt den lauten Rotschopf in seinem Buch «Creativity, Inc.» als den schärfsten Kritiker, wann immer eine Pixar-Produktion in der Entwicklungsphase wenig zufriedenstellend gerät.
Mit «Die Unglaublichen» und «Ratatouille» schuf Bird zwei der besten Werke aus dem bisherigen Pixar-Kanon, und zudem machte er sich in Interviews mehrmals mit Biss gegen unnötige Fortsetzungen stark: Er selbst würde nur dann Fortsetzung zu seinen Filmen in die Wege leiten, wenn er eine Story im Sinn hat, die dringend erzählt werden muss. Dies allein macht Hoffnung, dass «Die Unglaublichen 2» eher auf dem Niveau der «Toy Story»-Fortsetzungen landen wird als auf dem von «Cars 2». Zumal: Die Figuren und das sie umgebende Universum bietet sich perfekt für Fortsetzungen an. Es sind Superhelden in einer stylischen Comicbuchwelt mit gesellschaftskritischen Untertönen, die zugleich spaßige, losgelöste Hommagen an Superhelden- und Agentenfilme der 60er und 70er erlaubt. Die zentrale Familie Parr ist darüber hinaus von glaubwürdigen Problemen geplagt, die Bird im ersten Part ideal mit der actionreichen Story zu verbinden wusste. Einem Erzählkünstler wie Bird dürfte zweifelsohne eine weitere geniale Familiengeschichte einfallen, die sich mit einem spaßigen Superheldenplot verbinden lässt!
Was also kann schon schiefgehen? Das Potential für eine umwerfende Fortsetzung ist gegeben – anders als einst bei «Cars» und nun bei «Cars 2». Vielleicht ist Pixar also nicht vollkommen ideenlos geworden …