«Rio 2 - Dschungefieber»
- Kinostart: 3. April 2014
- Genre: Animationsfilm/Komödie
- Laufzeit: 113 Min.
- FSK: ohne Altersbeschränkung
- Kamera: Renato Falcão
- Musik: John Powell
- Autor: Carlos Saldanha, Don Rhymer
- Regie: Carlos Saldanha
- Sprecher: David Kross, Johanna Klum, Roberto Blanco, Annett Louisan, Kaya Möller, Christian Brückner, Tommy Morgenstern
- OT: Rio 2 (USA 2014)
Blu, Jewel und ihre drei Kinder verlassen die magische Großstadt Rio, um auf eine Spurensuche nach ihren Vorfahren in die Wildnis des Amazonas aufzubrechen. Blu wird aus seiner vertrauten Umgebung herausgerissen und ist plötzlich in der ihm fremden Wildnis. Während er versucht, Nigel zu entgehen, der nach der Ereignissen in «Rio» einen hinterhältigen Racheplan schmiedet und dafür mit der hochgefährlichen Pfeilgiftfroschdame Gaby und einem stummen Ameisenbären in Richtung Amazonas aufbricht, müssen sich die seltenen Papageien noch mit ganz anderen Bösewichten herumschlagen: Der Mensch hat es auf ihren Lebensraum abgesehen und droht, das Tropenparadies für immer zu zerstören. Wie gut, dass Blus Freundin Linda und ihr Lebenspartner Túlio mit Leib und Seele Vogelschützer sind.
Sind manche Untertitel nichtssagend, so ist er bei «Rio 2 – Dschungelfieber» Programm. Wäre das Sequel bloß als «Rio 2» in die Kinos gekommen, wäre der Film nämlich eine wahre Mogelpackung: Im Gegensatz zum ersten Teil spielt die Fortsetzung lediglich in der beeindruckenden Sylvester-Eröffnungsszene in der brasilianischen Hauptstadt. Das Hauptaugenmerk liegt definitiv auf dem tropischen Dschungel, dessen Animationsniveau qualitativ zum Besten gehört, was die Blue Sky Studios bislang hervorbrachten. Den Detailreichtum einer Pixar-Produktion erreicht zwar auch «Dschungelfieber» nicht, doch wo «Epic – Verborgenes Königreich» lediglich erahnen ließ, wozu die Animationsschmiede fähig ist, spielen die verantwortlichen Animatoren nun endlich all ihre Trümpfe aus. Die Pflanzenvielfalt ist enorm. Allein die vielen, verschiedenen Grüntöne sowie das Design der Dschungelflora sind von einer beeindruckenden Bandbreite. Vor allem in allen drei Dimensionen kommt dieser visuelle Rausch besonders zur Geltung und rechtfertigt ohne Weiteres den 3D-Zuschlag an der Kinokasse. Dass das Design der Zweibeiner – wie schon in Teil eins – minimalistischer und damit weniger gelungen ist, ist zu verschmerzen. Immerhin lassen sich ebenjene Szenerien, in denen Menschen vorkommen, an einer Hand abzählen.
Dem gegenüber stehen die geflügelten Stars aus «Rio 2 – Dschungelfieber», vornehmlich Blaupapageien. Diese sehen zwar alle irgendwie aus wie Blu, haben dabei dennoch ihre ganz eigenen Angewohnheiten und sind somit leicht voneinander zu unterscheiden. Dass dies gelingt, verdankt der Streifen vornehmlich den Figurenzeichnungen, die im Falle der meisten Charaktere gelungen sind. So sind die auch in Teil zwei im Mittelpunkt stehenden Rio und Jewel ein Protagonistenpärchen, mit dem sich sympathisieren lässt. Blu als Tollpatsch und Jewel als bodenständiger Gegenpol ergänzen sich, ohne dabei besonders tiefgründig gezeichnet zu sein. Für einen Film wie «Rio 2» reicht dies vollkommen, besinnt man sich auf das vornehmlich angesprochene, sehr junge Zielpublikum. Die drei kleinen Vogelkinder erhalten lediglich eine oberflächliche Beschreibung, dennoch gestehen die Macher jedem seine Eigenheiten zu. Natürlich darf auch der typische Macho und ehemaliger Schwarm Jewels nicht fehlen, mit dem sich Blu alsbald ein, zugegeben recht klischeebeladenes, Kräftemessen liefert. Jewels Vater gibt das aus Komödien bekannte Bild eines kritischen Schwiegervaters ab und ist vor allem aufgrund seiner Synchronisation durch Walter von Hauff amüsant, wenn dieser seinen Schwiegersohn mal mehr, mal weniger augenzwinkernd auf die Probe stellt.
Während sich die recht übersichtlichen Charakterzeichnungen kaum auf das Sehvergnügen auswirken, weist das Skript im Bereich der Story einige Schwächen auf. Mit seinen insgesamt drei Antagonisten ist «Rio 2 – Dschungelfieber» ein wenig zu gut bestückt. So ist der Erzählstrang rund um die drohende Waldrodung aufgrund seiner ökologischen Message und den realistischen Ausmaßen eindeutig der, auf den sich am wenigsten verzichten lässt. Wohingegen der Kakadu und sein kurioses Mord-Kommando lediglich als Urheber einiger gelungener Gags dienen. Ein dritter Nebenplot um einen Streit zwischen den Blaupapageien und den rot-weißen Aras dient einzig dazu, um «Rio 2» um eine aus Plotsicht belanglose Fußball-Szene zu erweitern. In einem Jahr, in dem die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien stattfindet, sicher ein notwendiges Übel. Und doch hätten Carlos Saldanha und sein Heer an Drehbuchautoren diese Szene auch anders unterbringen können. Da sämtliche Nebenstränge zudem eher eine Alibiauflösung erfahren, hätten sich die Macher erst recht lieber auf einen einzelnen konzentrieren und diesen mit mehr Herzblut ausarbeiten sollen.
Überhaupt ist das mit dem Rhythmus in «Rio 2» so eine Sache. Wenngleich der Film aus musikalischer Sicht gekonnt die Hüften kreisen lässt und Komponist John Powell («Happy Feet») das Kino mehr als einmal in eine große Party verwandelt, deren dazugehörige Bilder in Sachen Farbenvielfalt kaum zu übertreffen sind, kommt die Geschichte aufgrund diverser sketchartiger Episoden öfter mal aus dem Takt. Die recht gemäßigt erzählte Story erhält von manch einer Plotidee immer wieder temporeichen Anschub. So ist ein im Dschungel abgehaltenes Musikcasting (deren Jury-Mitglieder treffenderweise von zwei Mitgliedern der Band Culcha Candela besetzt sind) ein starker Comedy-Höhepunkt des Films, der sich vom Arrangement her jedoch nicht flüssig in den Film integriert.
Die Qualität der Synchronsprecher ist trotz eher wenig bekannter Namen hoch. Im Gegensatz zu manch anderem Sänger oder Schauspieler, der sich in diesem Bereich versucht, sind David Kross, Johanna Klum, Roberto Blanco und Co. toll aufgelegt und verhelfen «Rio 2 – Dschungelfieber» zum Status eines ernst zunehmenden Kandidaten auf den Titel „erfolgreichster Animationsfilm 2014“. Das Highlight stellt Tommy Morgenstern als Anführer eine rebellischen Papageien-Truppe, der auch aus dem farbenprächtigsten Kameraden den fiesesten Bösewicht macht.
Fazit: «Rio 2 – Dschungelfieber» ist ein kunterbunter Familienspaß, der sich in seinen vielen Story-Ansätzen ab und an verheddert und so nie zu hundert Prozent in Fahrt kommt. Spaß macht das Wiedersehen mit Blu, Jewel und Co. jedoch allemal. Vor allem der animierte Regenwald ist eine Augenweide – vorzugsweise in 3D!
«Rio 2 - Dschungelfieber» ist ab dem 4. April in den deutschen Kinos zu sehen.