Es reicht. Schluss jetzt. Ich kann nicht mehr. Kein Mensch hält das mehr aus, diese furchtbare Non-Stop-Coverage über das Ende von «Wetten, dass..?», dieses permanente Suhlen in den trivialsten Nichtigkeiten. Breaking News und vollgepflasterte Startseiten, wohin man sah, vom „Bild“-Boulevard bis zu den seriösen Angeboten wie „Zeit“ und „Spon“, bei denen die Berichterstattung über das Aus der Sendung am Wochenende ein geradezu unglaubliches Ausmaß an Analysefreude und Vermeldungswahn erreichte, das man in dieser Grenzenlosigkeit wahrscheinlich nicht einmal erlebt hätte, wenn Putin in Kiew einmarschiert wäre.
Die Gründe für das Ende von «Wetten, dass..?» sind allesamt bereits bekannt. Seit Monaten. Dafür hat die breite Berichterstattung in neuen wie alten Medien schon gesorgt. Die einzige Neuigkeit besteht darin, dass das ZDF Konsequenzen gezogen, dass man das Todesurteil verkündet hat und Ende 2014 die Sache endlich aus der Welt haben wird. Doch in Zeiten, in denen ein nicht geringer Teil des Journalistenhirns darauf getrimmt ist, Live-Ticker-affine Themen zu finden (oder im Zweifelsfall jedes Thema eben als solches umzusetzen; Sinn zweitrangig), schreibt man eben auch Fortsetzungsgeschichten, wenn es spätestens nach der Vermeldung des Ereignisses nichts Fortsetzungswürdiges mehr gibt.
Keine andere Sendung im deutschen Fernsehen wurde in den letzten Jahren so totgeschrieben wie totbeschrieben, so kaputtanalysiert, so ausgeschlachtet, so runtergemacht, so zerhackt und malträtiert wie «Wetten, dass..?». Und doch: Jetzt wird noch einmal weiter geschrieben, wo es überhaupt nichts mehr zu schreiben gibt, weiter kaputtanalysiert, wo schon lange alles weganalysiert ist, weiter ausgeschlachtet, nicht mehr so viel runtergemacht, dafür bereits scheinheilig verklärt.
„Bild.de“ will allen Ernstes von einer „Expertin“ für Körpersprache wissen, was in Lanz gerade so vorging, als er das Ende von «Wetten, dass..?» verkündete, „Spon“ haut einen Artikel über eine vollständig irrelevante Petition raus. Es gilt, den Buzz mitzunehmen, Scheinheiligkeit vor journalistischer Integrität, Klickzahlen vor Relevanz.
Und hinter dem Klick verbirgt sich in neunundneunzig von hundert Fällen: nichts. Viele Vielleichts, Könntes und Hättes, nichtssagende Statements, die drölfte Paraphrasierung der ZDF-Pressemeldung und die seit einer gefühlten Ewigkeit bekannten „Analysen“, vermengt mit der x-ten Faktenzusammenstellung, Zeittafel, Soundbitesammlung.
Wetten, dass das im Herbst noch mal von vorn losgeht?