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Nach «Wetten, dass..?»: Das ZDF und die Show-Leere

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Nicht nur das Ende der großen Samstagabendshow trübt das Bild klassischer ZDF-Familienunterhaltung, auch sonst ist man schwach aufgestellt. Besser macht es ausgerechnet die ARD – mit «Verstehen Sie Spaß?» und der «Dalli Dalli»-Neuauflage.

Die Aufregung hat sich gelegt, der Sturm der Entrüstung ist ausgeblieben: Fernsehdeutschland hat – zwar nicht gleichgültig, aber relativ emotionslos – hingenommen, dass die größte TV-Show der letzten Jahrzehnte «Wetten, dass..?» am Ende des Jahres eingestellt wird. Eine Online-Petition für den Fortbestand der Show hat bislang mickrige 1500 Unterstützer, nicht viele im Gegensatz zur Petition gegen Markus Lanz beim ZDF, die vor wenigen Wochen über 230.000 erreichte. Jan Freitag spiegelte ungefähr die Gemütslage der Fernsehzuschauer wider, als er auf Zeit Online schrieb: „«Wetten, dass..?» ist Geschichte und keiner scheint darüber zu trauern.”

Das Ende des Showklassikers markiert aber mehr als nur das Ende einer Lagerfeuer-Marke, mehr als den Abschluss einer Fernsehära im Zweiten. Es zeigt auch die Prioritäten des ZDF auf, das bald neben «Wetten, dass..?» wohl gar keine klassische, regelmäßige Familienshow am Samstagabend mehr im Programm hat – trotz aller Bekundungen von ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler, an neuen Samstagabend-Konzepten zu arbeiten.



An ein ähnliches Format wie «Wetten, dass..?» wird man sich wohl kaum trauen: Zu klar würden Vergleiche zum Vorgängerformat gezogen, zu schlecht wären wohl im Vergleich auch die Zuschauerzahlen – denn unabhängig vom Abwärtstrend interessierte die Lanz-Show noch immer eine riesige Zahl von fünf bis sieben Millionen Menschen. Weiterhin sind es auch Kostengründe, die das ZDF für das Ende von «Wetten, dass..?» anführt; eine neue Samstagabend-Show würde folglich im deutlich kleineren Rahmen produziert. Wohin also steuert die ZDF-Unterhaltung?

Zuletzt hat man sich in Mainz nicht mit klassischen Shows profiliert, sondern mit Comedy: Die «heute-show» und Produktionen wie «Die Anstalt» oder «Pelzig hält sich» sind jene Format-Entwicklungen der letzten Jahre, mit denen das ZDF Schlagzeilen gemacht und Lob geerntet hat. Im Showbereich präsentierte man 2010 Jörg Pilawa als großen neuen Star, die Zusammenarbeit stand aber von Anfang an unter keinem guten Stern. Statt neuer Ideen machte Pilawa das, was er zuvor auch schon immer getan hat: Quizshows zu moderieren. Das Prestige-Projekt «Rette die Million!» wurde nach anfangs starken Quoten zwischenzeitlich vernachlässigt; im Jahr 2012 gab es nur fünf Shows, weil der Mittwochs-Sendeplatz mittlerweile vom Fußball belegt wurde. Dass man erst nach einem Jahr einen neuen Sendeplatz für die erfolgreiche Sendung fand, zeigt die geringe Wertschätzung auf, die das ZDF gegenüber dem Genre hat.

«Willkommen bei Carmen Nebel» ist die verbliebene Show-Institution am Samstagabend des ZDF, ausnahmsweise weicht man in dieser Woche auf den Donnerstagstermin aus und sendet nur eine Aufzeichnung. Ab Juni ist die Sendung wieder live am Samstagabend zu sehen, dennoch läuft das Projekt auch hier auf Sparflamme: Zwei reguläre Shows gibt es noch in diesem Jahr, dazu zwei Specials um Weihnachten. Die Einschaltquoten waren in den vergangenen Jahren rückläufig, und eine jüngere Zielgruppe, wie sie das ZDF immer herbeisehnt, hat «Carmen Nebel» ohnehin nicht. Dabei war das Format vor zehn Jahren deutlich ambitionierter gestartet, als zweite Familien-Samstagabendshow neben «Wetten, dass..?».

Dass das berühmte Lagerfeuer erloschen scheint, dass die ganze Familie nicht mehr zusammen fern schaut, mögen manche Verantwortliche des ZDF vielleicht als Argument hernehmen – es ist aber ein schlechtes. Denn gerade die ARD, lange Zeit als rückständig in Sachen Unterhaltung verspottet, ist mittlerweile im klassischen Showbereich deutlich besser aufgestellt als der öffentlich-rechtliche Kollege: Viele Samstagabendshows prägen das Programm des Senders, darunter der Klassiker wie «Verstehen Sie Spaß?» und moderne Konzepte wie «Klein gegen Groß». Dazu gesellen sich noch die Schlagersendungen von Andy Borg («Musikantenstadl») und Florian Silbereisen («Das große Fest der...»). Mit Kai Pflaume, Eckart von Hirschhausen, Guido Cantz und Jörg Pilawa hat man gleich vier weitere große Gesichter, die die Familienunterhaltung am Samstag prägen, mit Matthias Opdenhövel einen weiteren auf Abruf. Viele Shows sind durchaus erfolgreich: «Klein gegen Groß» erreichte zuletzt weit über fünf Millionen Zuschauer, die «Einer wird gewinnen»-Neuauflage mit Pilawa ebenfalls. Und «Verstehen Sie Spaß?» holte am vergangenen Samstag mit knapp fünf Millionen Zuschauern die höchste Reichweite seit mehr als einem Jahr.

Cantz moderierte den Versteckte-Kamera-Hit am Samstag zum 20. Mal. Er hat das Format seit 2010 schrittweise aus der Spießigkeit geholt, mit hervorragenden Ideen wie dem Live-Streich in der Show oder der crossmedialen Vermarktung über soziale Netzwerke. Bei YouTube ist «Verstehen Sie Spaß?» ein Hit, über 93 Millionen Abrufe zählt der offizielle Kanal bisher. Die Streiche aus der Show werden in Häppchenform per Video-on-Demand überall verfügbar gemacht, fast alle Videos erreichen mittelfristig über 100.000 Abrufe, manche sogar mehr als eine Million.

Und selbst im linearen Fernsehen ist «Verstehen Sie Spaß?» beim jüngeren Publikum angesagt; zuletzt holte man bei den 14- bis 49-Jährigen eine Quote, die rund drei Viertel über dem Durchschnitt des Ersten liegt. Vermutlich auch, weil die Sendung sogar im TV die Sehgewohnheiten der Zuschauer trifft: Jederzeit kann reingezappt werden, der nächste Sketch kommt bestimmt. Selbst in der Werbepause von «DSDS» oder einem Film lohnt ein schneller Blick zu Cantz, unschuldige Lacher sind fast immer garantiert. Der Moderator folgerte jüngst in einem Interview: „Das vom Fernsehen entfachte Lagerfeuer, vor dem sich die ganze Familie versammelt, ist noch nicht erloschen.“ Übrigens: «Verstehen Sie Spaß?» ist sogar noch ein Jahr vor «Wetten, dass..?» gestartet.

Selbst abseits des Samstagabends hat Das Erste im Showgenre die Nase vor dem ZDF: Die Mainzer waren zuletzt mit Formaten wie «Die große Zeitreise-Show» oder «Der Quiz-Champion» mäßig erfolgreich, letztere Show kehrt im Mai immerhin zurück auf die Bildschirme – dann auch wieder einmalig am Samstagabend. Kürzlich versuchte sich Michelle Hunziker an der «großen Überraschungsshow», Programmchef Himmler zeigte sich im Nachhinein aber unzufrieden mit dem Konzept – baldige Fortsetzung unwahrscheinlich. Im nächsten Jahr wird wohl Schlagersängerin Helene Fischer ein paar Shows mehr im ZDF erhalten, so zumindest der Wunsch Himmlers. Ob daraus große Familienunterhaltung wird oder ein weiterer Schlager-Verschnitt für bestimmte Zielgruppen, bleibt abzuwarten. Ein jüngeres Publikum erreicht Fischer zumindest – dies bewiesen die Quoten ihrer letzten Shows.

Und die ARD? Bei der lief es zuletzt abseits des Samstagabends mit Konzepten wie «Die deutschen Meister 2013», «Die Show der unglaublichen Helden» oder «Yogeshwar & Schöneberger» zwar auch nicht besser. Immerhin sticht mit «Das ist spitze!» aber ein Format qualitativ heraus: Die umbenannte «Dalli Dalli»-Neuaflage holte erst im NDR hervorragende Quoten und Kritiken, darf sich seit 2013 als größeres Format im Ersten beweisen und erntet auch hier viel Lob. Dass gerade die ARD dem einstigen ZDF-Showklassiker mit Hans Rosenthal neues Leben einhaucht, ist bezeichnend für den Status quo der Showunterhaltung im Zweiten.

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