Was mir über die letzten Monate immer wieder im deutschen Fernsehen auffällt? Im Gegensatz zu unseren Kollegen in den USA haben die Gäste fast immer auch ein Produkt dabei. Jeder Gast in einer deutschen Talkshow hat immer ein Buch geschrieben. Es wird bei jeder Ankündigung auch schon das verbundene Produkt erwähnt. Eigentlich ist dieser Gast dann auch genau deswegen eingeladen. Man sieht selten Gäste ohne vermarktbares Objekt.
Ein politischer Gast ohne Verlag beim «Presseclub»? Sieht man nicht. Eine junge Schauspielerin mit Talent ohne neue Serie? Sieht man nicht. Junge Bands und Musiker ohne großen Plattenvertrag? Nie. Die Relevanz im deutschen TV-Betrieb wird erst über das Produkt hergestellt. Viele interessante Menschen werden erst nach einer Buchveröffentlichung eingeladen. Sie können ein Blog mit acht Trilliarden Zugriffen haben, aber werden erst aufgrund eines erwerbbaren Artikels eingeladen.
Wahrscheinlich sehen wir deshalb auch so viele C-Promis bei RTL. Zumindest hat ein Wendler ein aktuelles Album in der Tasche. Models werden eingeladen, weil es Promo für eine Modelshow ist. Im Endeffekt befinden sich fast alle Gäste im deutschen Fernsehen durchgehend auf Promotour. Kein Verkauf, keine Einladung. Es scheint auch ungeheuer wichtig zu sein. In Amerika dagegen sieht man öfter auch junge Leute mit einem viralen YouTube-Clip in den Sendungen. Da hat ein 15-jähriger Junge aus einer großen Entfernung einen Korb geworfen? Dann ist er vielleicht Gast in einer der Late-Night-Shows.
Bei Moderatorin Ellen werden sogar plötzlich ganz normale Menschen aus dem Publikum auf die Bühne geholt. Hier in Deutschland sieht man Menschen ohne Produkt eigentlich nur als Wettkandidaten bei «Wetten, dass..?», oder als Teilnehmer einer Quizshow. Warum das so ist? Das kann ich mir selbst nicht ganz erklären. Vielmehr sollte man sich nur mehr junge Bands, interessante Gestalten und unverbrauchte Gäste wünschen.
Alleinstellungsmerkmal: Sie haben zur Abwechslung kein Produkt im Gepäck.