Zuschauerzahlen in Deutschland
- «Harry Potter 1-8»: 62.525.634
- «Twilight 1-5»: 18.272.879
- «Narnia 1-3»: 6.647.083
- «Panem 1+2»: 5.828.493
- «Percy Jackson 1+2» 1.464.026
- «Das Schicksal ist ein mieser Verräter»: 1.142.389
- «Edelstein-Trilogie»: 1.027.849
- «Divergent»: 635.500
- «City of Bones»: 530.374
- «Seelen»: 270.797
- «Warm Bodies»: 252.383
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Das Ergebnis begeisterte Massen an Zuschauern rund um den Globus und läutete dank seines Erfolgs einen bis heute anhaltenden Trend ein. In den USA verirrten sich knapp 59 Millionen Harry-Potter-Fans in die Lichtspielhäuser, in Deutschland toppte der Streifen mit über 12 Millionen Besuchern gar den ersten Teil der «Herr der Ringe»-Reihe und wurde zum erfolgreichsten Film des Jahres. Bis ins Jahr 2011 veröffentlichte Warner schließlich auch die Adaptionen der anderen Romane (unter anderem inszeniert von Alfonso Cuaròn und Mike Newell) und splittete den Abschluss «Die Heiligtümer des Todes» gar in zwei Teile. Das Ergebnis konnte sich erwartungsgemäß sehen lassen: Weltweit spielten alle Leinwandabenteuer des Zauberers über sechs Milliarden Dollar ein. Darüber hinaus rangieren alle acht Streifen unter den Top 40 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.
Schade, dass Jemand diesem Mordsgeschäft irgendwann zwangsläufig einen Riegel vorschieben musste. In diesem Fall war es die Urheberin selbst: Joanne K. Rowling – mittlerweile eine der reichsten Frauen der Welt – erklärte früh, dass sie trotz der enormen Popularität ihrer weltberühmten Figur keine Anstalten machen wolle, eine direkte Fortsetzung ihrer auserzählten Geschichte zu schreiben – weder für die Leinwand, noch für den Buchhandel. So ließ sich die erfolgreiche Kuh zwangsläufig nicht ewig melken; und nach der epischen Schlacht zwischen Harry und seinem ewigen Widersacher Lord Voldemort fand ein über ein Jahrzehnt andauernder Medienhype endgültig sein Ende. Doch «Harry Potter» revolutionierte nicht bloß das angestaubte Metier der Hexen- und Zaubererfilme, sondern offenbarte den geldgebenden Studios eine ganz neue Zielgruppe, die sich mit speziell auf sie zugeschnittenen Stoffen offenbar leicht ködern ließ. Nach Geschichten auf einem Zauberschulcampus schien die Tendenz klar: Versetzt man alltägliche Probleme pubertierender Kids mit einem guten Schuss Fantasy, ließe sich dieses Erfolgsrezept bei der Masse an zur Verfilmung einladenden Romanen beliebig lang fortsetzen. Walden Media versuchte sich etwa (erst in Kooperation mit Disney, später mit Fox) an «Die Chroniken von Narnia», aber nach wirtschaftlich beeindruckendem Start erreichte die Reihe bloß Blockbuster-Mittelmaß. Und auch «Percy Jackson» landete mit Teil zwei in einer Grauzone, bei der sich die Produzenten uneinig sind, ob sich Fortsetzungen lohnen oder nicht. «Der goldene Kompass» und «Eragon» dagegen floppten bereits beim Auftakt.
Summit Entertainment derweil sicherte sich noch vor dem Abschluss der «Harry Potter»-Reihe die Rechte an Stephenie Meyers «Twilight»-Saga, deren vierteilige Romanserie aus literarischer Sicht zwar kaum einen Kritiker begeistern konnte, aber stolze Verkaufszahlen aufwies: Mit ihrer bewusst weiblichen Ausrichtung und viel, viel Romantik gehört ihre Vampir-Romanze mit rund 50 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Buchreihen der Welt. Bei der Wahl der Darsteller entschied man sich mit Kristen Stewart, Robert Pattinson und Taylor Lautner für drei aufstrebende Youngsters – ganz nach dem «Harry Potter»-Vorbild, das als Karrieresprungbrett für Daniel Radcliffe («Die Frau in Schwarz», «Horns») und Emma Watson («The Bling Ring», «Noah») diente. Trotz zwiespältiger Aufnahme dieses Castingcoups, für den insbesondere Kristen Stewarts unnahbare Ausstrahlung verantwortlich war, avancierten auch die insgesamt fünf «Twilight»-Verfilmungen zum Erfolg – selbstverständlich wollte man auch hier nicht darauf verzichten, das Finale mit einer Aufteilung in Teil eins und zwei noch ein wenig hinauszuzögern. Wohl auch aufgrund der arg an veralteten Geschlechterrollen orientierten Inszenierung konnten die Zuschauerzahlen zwar nicht mit denen der «Harry Potter»-Filme mithalten, mit durchschnittlich mehr als drei Millionen Besucher pro Film konnte sich der deutsche Verleih Concorde bei der Entscheidung für die Vertriebssrechte jedoch bestätigt fühlen – und lieferte fortan Teenie-Fantasy im Akkord.
Von nun an dominierte eine übernatürliche Romantik das Jugendkino. Filme wie «Beautiful Creatures», «Warm Bodies» und auch Stephenie Meyers' «Twilight»-Nachfolger «Seelen» kombinierten munter die vermeintlichen Erfolgsfaktoren Liebe und Mystery; auch mit dem Hintergedanken, ein möglichst erfolgversprechendes, neues Franchise mit Fortsetzungsqualitäten zu kreieren. Obwohl sämtlicher Buchstoff, der diesen Verfilmungen zugrunde lag, bereits eine beachtliche Fanbase aufweisen konnte, blieb der ganz große Erfolg vorerst aus. So wurde zu der Actionfantasy-Reihe «Chroniken der Unterwelt – City of Bones» zwar bereits ein Sequel bestätigt, die Produktion daran hat jedoch auch knapp zwei Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Teils immer noch nicht begonnen. Angeblich wolle man den Film gar als Serie wiederbeleben, so aktuelle Hollywood-Gerüchte. «Seelen» und «Beautiful Creatures» versagten darüber hinaus sowohl vor den Augen professioneller Kritiker, als auch vor denen der Fans. Immerhin ließ man sich auch hierzulande nicht lumpen und wagte sich mit «Rubinrot» an den ersten Teil von Kerstin Giers „Edelstein-Trilogie“, die trotz keines allzu großen Andrangs an den Kinokassen in diesem Jahr fortgesetzt wurde. Dieser Mut wurde belohnt: «Saphirblau» übertrumpfte das Gesamtergebnis seines Vorgängers bereits in der zweiten Woche und lockte mehr als eine halbe Million Zuschauer in die hiesigen Kinosäle.
An anderer Stelle versuchte sich Lionsgate (seit Anfang 2012 Besitzer von Summit Entertainment) an einem weiteren Erfolgsfranchise. In «Die Tribute von Panem», dessen dritter Teil (der wie mittlerweile üblich nur eine Hälfte des finalen Romans umfasst) im November dieses Jahres in die Kinos kommt, steht aber keine „Romeo und Julia“-Variation einer vermeintlich ausweglosen Liebe im Mittelpunkt, sondern eine dystopische Welt, in der sich ein Jugendlicher nahezu allein gegen ein totalitäres Regime zu behaupten hat. Für die mittlerweile mit dem Oscar prämierte Jennifer Lawrence erwies sich die Hauptrolle der Kampfamazone Katniss Everdeen als ultimatives Karieresprungbrett: Aktuell gehört die 24-jährige Aktrice zu den gefragtesten Schauspielerinnen der Welt. Die Mischung aus Fantasyfilm, Actionstreifen sowie Medien- und Gesellschaftssatire läutete mit über 692,8 Millionen Dollar weltweitem Einspiel einen weiteren Trend ein: Übernatürlicher Herzschmerz musste toughen Ladys mit Kämpferherz weichen. Schon Teil zwei verzeichnete allein in Deutschland mit über 3,7 Millionen Besuchern fast doppelt so viele Zuschauer wie der Auftakt und auch der bald anstehende Start des dritten Teils wird von Fans schon lange herbeigesehnt. Und ganz nebenher bewies die Dystopie, dass gutes Geschichenerzählen Geschlechtergrenzen sprengt: Dank guter Mundpropaganda nahm der Anteil an männlichen Fans der «Tribute von Panem»-Reihe von Teil eins zu zwei um fast 50 Prozent zu – entgegen der Binsenweisheit, Jungs würden „Mädchenfilme“ meiden.
Die Hollywoodmaschinerie förderte in der Zwischenzeit zudem eine Leinwandadaption von «Divergent» zutage. Statt Jennifer Lawrence steht hier Shailene Woodley vor der Kamera; Stil und Ausrichtung sind sich in beiden Verfilmungen äußerst ähnlich und setzen vorzugsweise auf die selbstsichere Zuschauerin als Hauptpublikum. Weitere Trittbrettfahrer blieben bislang aber aus. Statt wie im Zuge des Fantasy-Romantikhypes zahllose ähnlich geartete Filme auf den Markt zu schmeißen, plündern Hollywoodstudios in jüngster Zeit den Jugendbuchmarkt mit weniger eng geschürten Scheuklappen. Dies zeigen etwa die kurz hintereinander gestarteten, ähnlich beworbenen, inhaltlich und tonal aber völlig verschiedenen Filme «Hüter der Erinnerung – The Giver» und «Maze Runner – Die Auserwählten: Im Labyrinth».
In den USA legte die letztgenannte Produktion, ein Mix aus «Herr der Fliegen» und «Lost», einen der besten Oktober-Starts aller Zeiten hin. Auch eine Fortsetzung für Mitte 2015 ist bereits bestätigt. Doch in der Vergangenheit bewiesen es die starken Zulaufzahlen zweier Filme, dass sich das jugendliche Publikum langsam aber sicher der Fantasyaction abwendet und sich lieber dem zwischenmenschlichen Drama widmet. In «Das Schicksal ist ein mieser Verräter» muss das heranwachsende Protagonistenpärchen mit den Folgen von Krebs kämpfen. In «Wenn ich bleibe» hingegen durchlebt eine junge Frau ein Nahtoderlebnis. Ohne an diesen beiden Beispielen bereits jetzt eine neue Richtung festmachen zu wollen, ist es den Studios durchaus zuzutrauen, dass sie es als Anstoß für einen neuen Trend in Sachen Jugendbuchverfilmung nehmen. Bis dann das «Harry Potter»-Spin-off kommt und alles von vorne beginnt …