Zur Person: Steven Gätjen
- Am 25. September 1972 in Phoenix, Arizona geboren
- Kehrte im Alter von drei Jahren in die deutsche Heimat seiner Eltern zurück: Hamburg
- 1999 bis 2001 «taff»-Moderator
- 2000 bis 2002 sowie seit 2007 deutscher Oscar-Reporter
- Präsentierte 2002 die ProSieben-Shows «Der Maulwurf» und «Speed – Time is Money»
- seit 2011 Gastgeber diverser Raab-Events
- Führte als Filmjournalist bereits über 1.000 Interviews
Es ist gewiss nicht so, dass es dem Disney Channel an „realem“ Personal mangelt, das vor der Kamera steht. Marco Ströhlein etwa präsentierte sowohl die amüsante Spielshow «Family Time» (im Tandem mit Tahnee Schaffarczyk) als auch die austauschbare Dokusoap «Mein Auftrag: Der perfekte Antrag», Jan Köppen war im sympathischen 100-Tage-Experiment «Mission Freundlichkeit» zu sehen, während Nova Meierhenrich durch den erfrischenden Promitalk «Ducks & Friends» führte. Eine Fortführung all dieser Formate steht allerdings noch aus, ebenso wie die Ankündigung neuer Projekte mit den genannten Moderatoren.
Mit «Disney Magic Moments» schaut eine weitere TV-Persönlichkeit beim Disney Channel vorbei. Und diese ist die bislang wohl namhafteste: Steven Gätjen, einem Millionenpublikum bestens bekannt für seine Moderation von «Schlag den Raab» und diversen weiteren Raab-Showevents. Dass der Disney Channel Gätjen ausgerechnet für die von Eyeworks Germany produzierte Rankingshow anheuert, ist dabei wohl kaum ein Zufall. So, wie Gätjen für den Disney Channel eine recht große Personalie ist, steckt auch hinter seinem Format mehr als der Zuschauer zunächst erwarten würde. So macht es sich zur Aufgabe, neben den genretypischen Film- und Musikclips auch exklusive, wenngleich kurze, Hintergrundberichte zu zeigen sowie Interviews mit großen Disney-Persönlichkeiten. Mit dabei sind etwa der aus Deutschland stammende Zeichner Andreas Deja (u.a. Dschafar in «Aladdin» und Scar in «Der König der Löwen») und die Regisseure Ron Clements & John Musker («Arielle, die Meerjungfrau», «Küss den Frosch»).
Im Disneyland Paris gefilmte Einspieler, die den Park auch aus ungewöhnlicheren Winkeln zeigen, wecken erst recht Erinnerungen an die «Disney Filmparade», die Gätjen von 2004 bis 2009 bei ProSieben moderierte. Das 15-minütige Magazin diente zwar gelegentlich zu Promozwecken für aktuelle Disney-Filme, sehr häufig wurde aber ohne akuten Werbegrund auf die Entstehung von Disney-Produktionen eingegangen oder auch hinter die Kulissen der Parks geblickt. Diese Reportagen waren einsichtiger als viele DVD-Featurettes oder Kino-Specials, die im Privatfernsehen dann und wann zu sehen sind, und daher wahre TV-Kleinode für Film- und Themenparkinteressierte. «Disney Magic Moments» kann durch das Rankingshow-Korsett mit seinen Promistatements zwar längst nicht so frei agieren wie die mitunter sehr kreative «Disney Filmparade», dennoch macht sich die Showredaktion mehr Mühe als in diesem Genre mittlerweile gewohnt.
Daher drängt sich die Frage auf: Ist «Disney Magic Moments» vielleicht der Anfang einer wunderbaren Freundschaft zwischen dem Disney Channel und Steven Gätjen? Angesichts seiner langjährigen Tätigkeit als Disney-Reporter, die der 42-Jährige auch mit spürbar mehr Passion erfüllte als etwa seine «Disney Filmparade»-Vorgängerin Jasmin Wagner, glaubt man es dem Wahl-Hamburger tatsächlich, dass sein Kommentar zur Rankingshow mehr als nur bloßes Promogewäsch ist: „Es ist ja kein Geheimnis, dass ich ein leidenschaftlicher Disney-Fan bin. Daher freue ich mich natürlich sehr, diese besondere Showreihe zu präsentieren und noch dazu mit so vielen neuen und interessanten Informationen aus der Disney-Welt – die Zuschauer dürfen gespannt sein.“ Gätjens bei YouTube veröffentlichten, eigenen Disney-Rankings sind auch deutlich fundierter, als die gewohnten Promi-Bluebox-Kommentare – die Passion, ein Disney-Sendergesicht zu sein, wäre also da.
Gewiss: Bei ProSieben erreicht der Filmexperte Millionen von Zuschauern, und daher wird wohl niemand erwarten, dass er seinen Posten bei den Raab-Shows für den Disney Channel aufgibt. Jedoch ist es nicht so, als wäre Gätjen durch seine ProSieben-Pflichten völlig ausgelastet. „Unser Mann in Hollywood“, der Jahr für Jahr bei der Oscar-Verleihung am roten Teppich steht, präsentiert auch regelmäßig Firmen-Events, ist als Moderator oder Reporter bei wichtigen Filmpremieren vor Ort und letztes Jahr fand er einen neuen Job als Conférencier bei der Konzertreihe 'The Sound of Hollywood'. Es ist also nicht zwingend seine Präsenz bei ProSieben, die Gätjen einschränken müsste, um beim Disney Channel stärker vertreten zu sein.
Und dass es möglich ist, als Moderator großer Liveshows aufzutreten und dennoch das Sendergesicht einer kleineren TV-Station zu werden, bewies ja bereits Thomas Gottschalk. Dieser war 2007 bis 2011 Botschafter für Tele 5 – wenngleich mit nicht all zu berauschendem Erfolg. Das lag aber auch in der wenig prominenten Aufstellung seiner dort ausgestrahlten Kinokolumne begründet. Mit regelmäßigen Primetimesendungen und Imagespots könnte Gätjen den Disney Channel problemlos stärker prägen als seinerzeit Gottschalk Tele 5.
Schlussendlich steht aber eh die Frage aus, ob der Disney Channel den Gelegenheitsschauspieler zum Sendergesicht aufbauen möchte. Es wäre ihm jedenfalls zu raten: Schaden könnte es sicherlich nicht, eine Allzweckwaffe in der Hinterhand zu haben. Denn wenn die Senderverantwortlichen schlau sind, werden sie selbst im Erfolgsfall «Disney Magic Moments» nicht ewig fortführen – irgendwann sind die für Ranglisten geeigneten Disney-Themen halt ausgereizt. Und wenn man dann jemanden wie Gätjen zur Verfügung hat, um etwa ein Disney-Magazin zu präsentieren oder eine neue Unterhaltungsshow, wäre nicht nur Konstanz gewahrt. Die Formate hätten durch Gätjens Prominenz auch auf Anhieb eine größere Publikumsaufmerksamkeit sicher.
«Disney Magic Moments» ist dienstags ab 20.15 Uhr im Disney Channel zu sehen.