Unsere Kritik zu «Das Zeugenhaus»
Zu oft sind Nazi-Stoffe im deutschen Fernsehen didaktische Aufklärungsfilme, die theatralisch die Verbrechen zeigen, aber nicht den Mut haben, sie stilistisch dem Publikum in ihrer ganzen Abscheulichkeit vorzuführen und allerhand pseudoemotionales Paraphrasing einer intellektuell angemessenen Analyse vorziehen. «Das Zeugenhaus» verzichtet (mit wenigen, narrativ klug eingebundenen) Ausnahmen vollständig auf Bilder aus Konzentrationslagern und Schlachten, von Erschießungen und Quälereien – und doch ist er einer der intensivsten Aufarbeitungsfilme, die das deutsche Fernsehen je gezeigt hat, wahrscheinlich noch eindringlicher als das viel gelobte «Unsere Mütter, unsere Väter».Julian Miller in "Unentrinnbar bedrückend"
Auf 4,46 Millionen Menschen kam der «Spreewaldkrimi» eine Woche zuvor, auf knapp 4,7 Millionen der Stoff «Es war einer von uns» vor zwei Wochen. Einzig «Die Toten vom Bodensee» überstrahlen mit ihren damals gemessenen 6,60 Millionen Zusehern den Erfolg des «Zeugenhauses». Dieses fand bei seiner Erstausstrahlung in dieser Woche auch beim jungen Volk Anklang: 9,3 Prozent Marktanteil wurden bei den 14- bis 49-Jährigen. Die ab 22.00 Uhr gezeigte Dokumentation zum Film interessierte schließlich noch 4,20 Millionen Menschen (16%). Bei den Jungen wurden 8,6 Prozent ermittelt.
Zumindest bei den Jungen war auch ein weiterer Film am Abend noch ein Erfolg. Ab 23.15 Uhr lief im Zweiten «Das Leben des David Gale», der mit 7,8 Prozent bei den für die Privatsender wichtigen 14- bis 49-Jährigen den ZDF-Schnitt überbot. Im Schnitt schauten rund 960.000 Menschen zu.