Sonntagsfragen

Sascha Hehn: 'Man hatte so ein wenig den Eindruck, als hätten sie es versteckt'

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Sascha Hehn gehört zu den bekanntesten Schauspielern der Republik. Seine Rollen als Steward auf dem «Traumschiff» und als junger Arzt in der «Schwarzwaldklinik» ließen ihn einem Millionenpublikum bekannt werden. Mit Quotenmeter.de unterhält er sich unter anderem über seine Rückkehr zum «Traumschiff» und sein zweites großes Projekt «Lerchenberg».

Zur Person: Sascha Hehn

Der 1954 in München geborene Schauspieler machte sich unter anderem einen Namen mit seinen Rollen in der Kultserie «Die Schwarzwaldklinik». Zwischen 1981 und 1991 war er als Steward auf dem «Traumschiff» angestellt, 2014 kehrte er als Kapitän zurück. Nebenbei ist Hehn immer wieder am Theater zu sehen oder als Synchronsprecher in Animationsfilmen zu hören.
Herr Hehn, Sie bezeichneten Programme als „Hartz IV Fernsehen“ und „Fastfood“. Wie stehen sie heute dazu?
Das war damals nicht pauschal gemeint, sondern auf Programme bezogen, die laufen, wenn die meisten arbeiten. Formate wie beispielsweise das «Dschungelcamp», das allerdings in der Primetime läuft. Ich verstehe nicht, dass jemand, der in der Öffentlichkeit steht etwas so privates macht und damit eigentlich nur Selbstverachtung zeigt. Es will mir auch irgendwie nicht in den Kopf hinein, was daran Unterhaltung sein soll. Aber die Privaten müssen ja von etwas leben, die haben es da sicherlich schwieriger als die Öffentlich-Rechtlichen. Die bekommen ihr Geld jedes Jahr ruck zuck angeliefert während die Anderen durch Werbung und andere Geschäfte ihr Geld verdienen müssen. Trotzdem ist das noch lange kein Grund, solche Formate zu machen. Ich überlege mir dann, was Programmverantwortliche sich dabei denken. Sie haben meiner Meinung nach schon auch eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung.

Es will mir auch irgendwie nicht in den Kopf hinein, was daran Unterhaltung sein soll. Aber die Privaten müssen ja von etwas leben.
Sascha Hehn über die Inhalte im Privatfernsehen
Warum entschieden Sie sich nach fast 30 Jahren auf das «Traumschiff» zurückzukehren?
Das war eine lange, lange vorbereitete ZDF-Anfrage, die ich mir auch gut durch den Kopf habe gehen lassen. Als ich zum ersten Mal gehört habe, dass die Macher beim ZDF darüber nachdenken, dass ich wieder zurückkommen soll, war die spontane Tendenz gleich positiv. Denn erstens ist es ein sauberes Produkt, ein gutes Format, was sich über so viele Jahrzehnte etabliert und gehalten hat und die Rolle des Kapitäns war natürlich auch eine Herausforderung. All die Darsteller, die je einen Kapitän gespielt haben, waren für sich starke Persönlichkeiten mit besonderem Charisma. Das ist doch eine schöne Herausforderung für einen jungen Schauspieler, zu sagen: „Mensch komm, da lass ich mich drauf ein und mal schauen, ob du das auch hinkriegst.

Vom Sexsymbol wurden Sie zum Liebling aller Schwiegermütter, wie gingen Sie persönlich damit um und wie sehen Sie ihr Image heute?
(lacht) Das war ja klar, allein schon aufgrund der Rollen, die man spielt. Als ich in der «Schwarzwaldklinik» anfing, war ich ja so ein Rumtreiber, der sogar die Freundin des eigenen Vaters anmachte. Der (Dr. Udo Brinkmann) hatte schon so seine Aufgaben und das Tolle an der Rolle war, dass sich Udo Brinkmann zu einem echten und guten Arzt entwickelt hat, der alle Höhen und Tiefen der Entwicklungsstufen eines jungen Menschen durchlief. Das war glaube ich das Realistische und Gute an dieser Serie, dass sie eben mit der Realität identifizierbar war. So ist das bei Menschen eben, irgendwann sagt man sich: „So!“, und dann packt man es oder man packt es eben nicht. Udo hat es dann gepackt und wurde dann auch erwachsen. Also eine schöne Rolle, die ihren Bogen hatte. Der Chefsteward an sich beim «Traumschiff», war mehr oder weniger der Lustige, der für alles zu haben war, der freundlich war, der auch mal bestimmt war, der aber immer den Schalk im Nacken hatte. Das war damals auch eine schöne Herausforderung als junger Schauspieler. Und klar, wie das eben so ist als junger Schauspieler, da bist du natürlich viel lieber der fesche Chefsteward in Badehosen, als im Anzug. Das mochte man dann schon gern.

Wie hat sich das «Traumschiff» seit ihrem Ausstieg verändert? Werden sie sentimental, wenn Sie sich an die Zeit zurückerinnern?
Sentimental nicht direkt aber man denkt natürlich darüber nach, wenn es nur ein oder zwei Drehtage waren und man dann eineinhalb Wochen frei hatte und die Gegend durchforschen konnte. Das geht heute nicht mehr. Du kommst heute auf das Schiff und drehst in vier Wochen die ganzen vier Folgen für das Jahr. Das sind viermal 90 Minuten. Alles was dort auf dem Schiff spielt, wird in dieser Zeit abgedreht, das ist schon ein anderes Arbeiten. Du hast manchmal einen Tag frei, das ist klar, aber sonst bist du dauernd vor der Kamera. Das ist andererseits auch sehr angenehm. Es ist ein sehr angenehmer Arbeitsplatz, das sage ich immer wieder. Du stehst in der Früh auf und stolperst quasi zehn Meter aus der Kabine raus und bist am Buffet und gleichzeitig am Drehort.

Herr Hehn, Sie haben in über 75 Produktionen mitgespielt. Gibt es noch Projekte, von denen Sie überrascht sind? Kommen Sie bei einigen Projekten noch aufgeregt?
Du glaubst schon, du hast alles gemacht und dann musst du dich plötzlich selbst spielen. Das ist schon sehr interessant.
Sascha Hehn über «Lerchenberg»
Das wird glaube ich immer bleiben. Wir haben jetzt gerade vier Folgen «Lerchenberg» gedreht. Das ist so ein Format, das etwas aufbricht: Du glaubst schon, du hast alles gemacht und dann musst du dich plötzlich selbst spielen. Das ist schon sehr interessant, auch privat für einen Schauspieler. Als sie damals auf mich zugekommen sind, dachte ich mir: „Das muss man schon mal machen.“ Das ist ganz außergewöhnlich und spektakulär in dem Moment.

Die erste Staffel von «Lerchenberg» lief nicht gerade zu einer prominenten Uhrzeit. Ist Ihnen die Ausstrahlungszeit mehr oder minder egal oder waren Sie schon ein wenig enttäuscht?
Man hatte so ein wenig den Eindruck, als hätten sie es versteckt. Aber ich glaube man wollte die 23.00 Uhr Sendezeit noch bewerben. Und da «Lerchenberg» enorm viel Aufmerksamkeit bekam von den Medien, war es aus diesem Blickwinkel verständlich. Ich glaube beim nächsten Mal ist man mutiger und wird es zu einer anderen Sendezeit bringen. Ich bin da sehr gespannt. Ein wenig schade ist es dennoch, denn wir haben ja alle schwer daran gearbeitet, da ist man schon ein wenig enttäuscht. Um 24.00 Uhr – wer schaut da noch fern?

Warum dauerte es bis zur zweiten Staffel dann doch so lange?
Das hat eigentlich überhaupt nicht lange gedauert, wir haben die erste Staffel letztes Jahr im November gedreht und jetzt ist ein Jahr vergangen. Zwischendurch war das «Traumschiff» und jetzt haben wir im November wieder gedreht. Es dauert halt, bis die Finanzen geklärt sind und alles andere geregelt ist. Ich sage immer wieder, dass für Vieles viel Geld ausgegeben wird und bei anderem wird gespart. Vermutlich sind das unterschiedliche Töpfe. Ich habe ja schon mal gesagt: „Macht zwei oder drei Fernsehspiele, von denen auch keiner spricht, weniger und gebt Geld für etwas aus, das erfolgreich oder besonders interessant ist. Wenn ein Sender selbst interessant bleiben möchte, ist das ja ganz wichtig.

Weihnachten und die Medienbranche

Schon im vergangenen Jahr war es die Weihnachtszeit, in der Quotenmeter.de täglich Interviews mit Machern und Aktiven der TV-Branche veröffentlichte. Auch 2014 wird es rund um das Fest eine Interview-Themenwoche geben. Den Anfang hat am vierten Advent Frank Beckmann, der ARD-Vorabendkoordinator gemacht. Am Montag vor Weihnachten sprach Anja Reschke («Panorama») mit Quotenmeter.de über den Dreh ihrer Leute auf einer Pegida-Demo in Dresden. Weitere Interviewpartner: «Traumschiff»-Kapitän Sascha Hehn am Dienstag, am Mittwoch Detlev Buck, Lina Larissa Strahl, und andere Hauptdarsteller von «Bibi & Tina» im Videointerview.
Am Donnerstag: Parker Schnabel aus der DMAX-Sendung «Goldrausch in Alaska» und am Samstag: Oliver Kalkofe über sein TV-Jahr 2014.
Sie sind zwischen Weihnachten und Neujahr insgesamt sieben Mal auf prominenten Sendeplätzen zu sehen. Neben «Das Traumschiff» und «Kreuzfahrt ins Glück» wiederholt der erfolgreiche Sender Heimatkanal auch «Wilder Kaiser». Freut Sie so viel Screentime?
Das ehrt mich schon, ich bin ja inzwischen recht selten im deutschen Fernsehen, mache ja auch nicht so viel. Und wenn, dann lebe ich immer noch von den Wiederholungen, die irgendwann kommen, ob sie jetzt im Heimatkanal oder Romantik TV oder wo auch immer laufen. Das sind ja diese „genialen“ Verträge der Sender, die heute junge Schauspieler im Grunde nur einmal bezahlen und deren Sachen dann 100 Jahre oder noch länger senden dürfen, ohne dass sie/wir etwas davon haben. Mit einem kleinen Wermutstropfen darf das auch mal gesagt sein.

Sie arbeiten auch als Synchronsprecher unter anderem für «Shrek». Macht Ihnen diese Arbeit Spaß, obwohl die meisten Zuschauer ihre Stimme nicht ihrem Gesicht zuordnen können?
Da denke ich eigentlich gar nicht darüber nach, ob es da Unterschiede in der Wahrnehmung gibt. Das ist beides anspruchsvoll und eine Synchronrolle gut zu sprechen ist genauso eine Herausforderung wie das Stehen vor der Kamera. Es gibt noch weitere Herausforderungen in diesem Beruf, ob das jetzt Theatertourneen sind oder auch anderes. Diese Touren, zum Beispiel in Hamburg, haben mir immer viel Spaß gemacht und mich auch gefordert. Keinen Spaß macht es, wenn man nicht gefordert wird und stehen bleibt.

Noch ein paar finale Worte an die Leser?
Ich wünsche mir, dass die Leser und Zuschauer bei ihrer Entscheidung, ob sie Mord und Totschlag schauen oder eine Unterhaltungsserie, die schöne Bilder zeigt und auch vom Gefühl her ein bisschen etwas bietet, offen bleiben und beide Genres positiv sehen. Der eine liebt das, der andere jenes. Ich habe jedenfalls die Folge in Mauritius schon gesehen und finde sie sehr gut. Es sind auch tolle und beliebte Schauspieler dabei und das ist sicher auch ein Teil des großen Erfolgs vom «Traumschiff».

Vielen Dank für das Interview

Das ZDF zeigt das «Traumschiff» am Freitag, den 26. Dezember ab 20.15 Uhr

Kurz-URL: qmde.de/75288
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