Cast & Crew
Vor der Kamera:John Malkovich («Burn after Reading») als Blackbeard, Richard Coyle («Coupling – Wer mit wem?») als Tom Lowe, Claire Foy («Gelobtes Land») als Kate Balfour, Yasmine Al Masri als Selima El Sharad, David Hoflin («Alcatraz») als Charles Rider, Chris Perfetti als Tim Fletch und Tracy Ifeachor als Nenna Ajanlekoko
Hinter den Kulissen:
Showrunner: Neil Cross, Regie: David Slade u.a., Buch: Neil Cross u.a., Kamera: Christopher J. Baffa, Schnitt: Art Jones, Tim Streeto, Meg Reticker, Andy Keir, Produktion: Universal TV in Zusammenarbeit mit Parkes+MacDonald Productions
Eine wirklich interessante Charakterzeichung ergibt sich bei Blackbeard dabei jedoch nicht: Die Fronten zwischen Befreier der Menschen und Tyrann der Insel und des Königreichs sind zu hart und stereotypisch. Offenbar hat man sich von Autorenseite zu sehr auf eine gute Besetzung verlassen, die sich in John Malkovich zugegebenermaßen auch gefunden hat. Das Problem: Die wirklich starke Leistung ragt über alles, was sonst noch passiert. Weder Handlung, noch andere Akteure können in irgendeiner Weise hervorstechen. Über weite Strecken sieht der Zuschauer nichts als Malkovich.
Der Rest des Casts bleibt dadurch überwiegend blass: Kate Balfour (Claire Foy) mag zwar für einige männliche Zuschauer ansehnlich sein, ihre Darstellungsleistungen sind aber ebenso wenig herausragend wie die von Blackbeards Gegenspieler Tom Lowe, wenngleich beide nicht völlig versagen. Ungleich schlechter sieht es bei den Synchronisierungen aus, die anders als die oft soliden Schauspielleistungen an einigen Stellen völlig daneben liegen. Dennoch sind das so insgesamt schwierige Voraussetzungen für eine Serie, die mehr von ihren Figuren als von der bloßen Handlung vorangetrieben wird. Dazu kommt, dass bei den meisten anderen Charakteren auf schärfere Figurenzeichnung verzichtet wurde. Ob das gewollt oder ungewollt ist, wird nie vollständig klar.
Durchdrungen ist die Serie von schier endlosen Dialogen und kaum weniger lang andauernden und sinnlos wirkenden Kämpfen. Die starken Momente kommen dabei zu kurz, in großem Maße finden sich eher durchschnittlich geschriebene Szenen. Problematisch ist vor allem, dass man als Zuseher einem Motiv nur allzu schnell überdrüssig wird: Dem Schutz des Empires. Zu oft geht es in den Handlungen nur darum Schaden vom britischen Königreich abzuwenden. Und ein bisschen Folter gibt es auch immer wieder. Wirkliche Abwechslung sieht aber anders aus.
Immer wieder ganz ordentlich funktionieren hingegen die Cliffhanger zum Ende der Folgen. Sie sind zwar nicht die spannendsten, die man als Zuschauer jemals gesehen hat, aber zumindest so gut, dass man sich überlegt noch einmal einzuschalten. Doch alleine ordentliche Cliffhanger helfen nicht darüber hinweg, wenn viele Handlungsaspekte an den Haaren herbeigezogen wirken. Außerdem gibt es zu viele Momente, in denen die Zuschauer glauben es könnte jetzt interessant werden, die Geschichte aber ins genaue Gegenteil umschlägt. Kurios: Auch andersrum ist das der Fall. Gerade, wenn man denkt es wird nun völlig abstrus, folgen meist die relevantesten Sekunden – genau die Szenen die man als Zuschauer eigentlich gerne öfter sehen würde.
Schaut man sich all diese Dinge an, so ist es wenig verwunderlich, dass «Crossbones» von NBC vorzeitig beendet wurde. Mehr als eine Staffel mit neun Folgen hat die Piratenserie so nicht spendiert bekommen. Schaut man sich die Zuschauerzahlen beim Network an, ist die Absetzung auch abseits jeder Qualitätsdebatte mehr als logisch: Schon zur Premiere sahen lediglich 4,91 Millionen Menschen zu, bei Folge acht waren es lediglich 1,54 Millionen – eindeutig zu wenig für NBC. Wirklich viel Stoff gibt es für RTL Crime damit nicht zu versenden. Ohnehin aber, ist die Pay-TV-Premiere in Zeiten von Streaming-Diensten nur halb so exklusiv, wie man es sich bei den Kölnern vielleicht wünschen würde: Seine Premiere in deutscher Sprache hat «Crossbones» bereits auf Amazon Prime Instant Video gefeiert.
Fans von Piratenserien dürften sich an «Black Sails» erinnert fühlen: Lösten die Trailer noch etwas an Begeisterung aus, war das letztendliche Produkt zumindest umstritten. Das ist bei der neuen John Malkovich-Serie nicht anders. Anders als bei «Black Sails» allerdings geht es für Malkovich eben jetzt schon nicht mehr weiter. Vermissen werden die Produktion aber wohl nur wirkliche Malkovich-Fans. Für alle anderen mögen ein paar Minuten «Crossbones» zwar keinen Schaden bringen, zum Talk of the Town wird die Produktion aber sicher auch nicht. Wenn das Mittelmaß eine Serie wäre: Es würde «Crossbones» heißen.
«Crossbones» ist ab 1. Januar jeweils donnerstags um 20.15 Uhr bei RTL Crime zu sehen.